Hans-Peter Archner (links im Bild) und Petra Zundel gaben eine Liebeserklärung an ihre neue Wahlheimat ab, Andreas Lassak vom Bürgerverein applaudiert. Foto: Georg Linsenmann

Beim Neujahrsempfang des Bürgervereins wurden sechs Ehrenmünzen der Stadt vergeben und zwar an Christa und Rudolf Hainzl, Bianka Durst, Inge Tantner, Lina Metzger und Rainer Härle.

Stuttgart-Stammheim - Wenn sich auf gut hundert Quadratmetern annähernd so viele Menschen tummeln, ließe sich von einer gewissen Enge sprechen. Oder davon, dass man sich schon aus räumlichen Gründen ein bisschen näher kommt. In Sachen Neujahrsempfang des Bürgervereins scheint sich darin sogar das Hauptmotiv der Veranstaltung zu spiegeln, denn wer zusammenrückt, könnte fast schon von alleine ins Gespräch kommen. Wie bei der 18. Auflage dieses Empfangs, wo sich die Gesellschaft nach drei Stunden zwar ein bisschen gelichtet hatte, querbeet aber immer noch anregende Gespräche im Gange waren. Ein Phänomen, das Judith Vowinkel, Stadträtin und „Ureinwohnerin“ von Stammheim, so auf den Punkt brachte: „Dieser Neujahrsempfang ist kein Pflicht-, sondern ein Herzenstermin.“

Erste Eindrücke von der neuen Wahlheimat

Pure Routine war nicht einmal bei der umfänglichen Begrüßung zu befürchten, zumal angesichts der Vakanz in der Führung des über 400 Mitglieder starken Bürgervereins. Ein Schwebezustand, den Andreas Lassak, aktuell noch 2. Vorsitzender mit Rückzugsabsicht, philosophisch-gelassen zu fassen suchte: „Alles fließt, das einzig Gewisse ist das Ungewisse.“ Also gab er sich zuversichtlich, dass sich eine „zukunftsfähige Lösung finden wird“ und dass der Bürgerverein ein wichtiger Faktor im Gemeinwesen bleiben werde, getreu dem bewährten Motto „mutig, selbstbewusst, konsequent“.

Wahrscheinlich ohne im Detail zu wissen, wie wirksam dieser Faktor für Stammheim schon war, nämlich beim zähen Kampf um den Stadtbahnanschluss, knüpften Petra Zundel und Hans-Peter Archner just daran an: „Ohne die Stadtbahn wären wir nicht nach Stammheim gezogen“, betonte das Paar vorneweg. Den beiden oblag es, als „Neubürger“ erste Eindrücke von ihrer neuen Wahlheimat kund zu tun. Was durchaus mit gewisser Spannung erwartet wurde, denn Zundel und Archner arbeiten beim Südwestrundfunk an verantwortlichen Stellen, bei Radio und Fernsehen, hatten also nicht nur einen gewissen Überblick, sondern auch den Faktor Prominenz zu bieten.

Die Impressionen verdichteten sich zu einer Liebeserklärung

Gut möglich, dass sie die „Frotzeleien“, die sie im Bekanntenkreis angesichts ihres Stammheim-Umzugs geerntet hatten, etwa mit der Frage: „Wieviele habt Ihr gekriegt?“, inzwischen sehr entspannt mit „lebenslang“ beantworten. Die Impressionen jedenfalls verdichteten sich zu einer Liebeserklärung. Ein „Glücksgriff“ seien nicht nur die neuen Nachbarn, sondern manches mehr. Die Freundlichkeit, die unmittelbare Nähe zu Grün und Natur ringsum, Metzger, Bäcker, Nahversorgung. Selbst die Bundesliga-Faustballer geraten hier zum „Standortfaktor“. Kurzum: „Stammheim könnte zwar im Ortsbild ein bisschen mehr aus sich machen“ meinte Archner, „ist aber rundweg sympathisch und liebenswert.“ Und satten Zwischenbeifall gab es, als er feststellte: „Wir sind beeindruckt von dem starken Wir-Gefühl in Stammheim.“

Dass dazu nicht zuletzt vielfältiges ehrenamtliches Engagement beiträgt, spiegelten auch die Ehrungen, die Bezirksvorsteherin Susanne Korge nach ihrem Rück- und Ausblick vornahm. Im Auftrag von Oberbürgermeister Fritz Kuhn zeichnete sie dieses sechs Personen mit der Ehrenmünze der Stadt aus: Christa und Rudolf Hainzl, Bianka Durst, Inge Tantner, Lina Metzger und Rainer Härle. Eine in launigem Schwäbisch gehaltene „Enthüllungszeremonie“, bei der die Versammlung die zu Ehrenden schon nach wenigen Stichworten des Verdienstes erkannte. Dass in Korges Agenda der Wunsch nach Nutzung des freigewordenen Feuerwehrhauses als Bürgerzentrum eine Rolle spielte, ließ an diesem Abend den Gedanken aufkommen, dass mehr Platz in mancher Hinsicht sinnvoll ist. Zugleich blieb klar: Sinnfälliger und anregender könnte dieser Neujahresempfang kaum werden, wenn es ein bisschen weniger eng zugeht.