396.000 Euro fehlen den Betreibern des Friedrichsbau Varietés, damit es in einer großen Holzhalle auf dem Pragsattel weitergehen kann. Foto: Leif Piechowski

Der Gemeinderat berät kommende Woche über 396.000 Euro Zuschuss. Das Theater darf den Friedrichsbau im Namen behalten.

Der Gemeinderat berät kommende Woche über 396.000 Euro Zuschuss. Das Theater darf den Friedrichsbau im Namen behalten.

Stuttgart - Ob es in Stuttgart weiterhin ein Varieté gibt, darüber könnte der Gemeinderat bereits am Montag im Rahmen der Haushaltsberatungen entscheiden. 396.000 Euro fehlen den Betreibern des Friedrichsbau Varietés, damit es in einer großen Holzhalle auf dem Pragsattel weitergehen kann. „Treiben wir das Geld nicht schnellstmöglich auf, fällt Ende Dezember der letzte Vorhang. Die Stadt ist unsere letzte Chance“, sagt Mascha Hülsewig, Pressesprecherin des Theaters. In den vergangenen Wochen hatten sich die Betreiber um weitere Sponsoren bemüht – vergeblich. Das Geld wird unter anderem für das Fundament der Holzkonstruktion benötigt.

„Die CDU wird sich für den Zuschuss und eine schnelle Entscheidung einsetzen“, kündigte Stadtrat Jürgen Sauer am Donnerstag an. Es sei bemerkenswert, was die Mitarbeiter im letzten Jahr während des laufenden Betriebs auf die Beine gestellt haben. Dabei wolle sie die Fraktion weiter unterstützen.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns so schnell entscheiden“, sagt hingegen Andreas Winter (Grüne). Man müsse die Ausgabe im Lichte des Gesamthaushalts sehen. „Wir haben auch eine andere Lösung für das Varieté zur Sprache gebracht – das SSB-Depot stünde für drei bis vier Jahre zur Verfügung“, sagt Winter. „Das haben wir bereits geprüft und wieder verworfen“, sagt Timo Steinhauer, Eventkoordinator beim Varieté. Das Depot müsste massiv umgebaut werden und stünde dann nur für vier Jahre zur Verfügung: „Dem hält unser Finanzplan nicht stand.“

25 Gesellschafter sind nötig

Die Nerven der Mitarbeiter und Verantwortlichen des Varietés liegen blank. „Wir brauchen in der nächsten Woche eine Entscheidung“, sagt Mascha Hülsewig. Erst wenn es ein positives Signal vonseiten der Stadt gebe, könne man die neue Firma gründen. Aus der Gesellschaft soll eine gemeinnützige Gesellschaft werden. Unter der müsste das Varieté ab dem 1. Januar 2014 firmieren. „Es ist alles vorbereitet. Neun Gesellschafter sind bereits mit im Boot“, sagt die Pressesprecherin. Insgesamt 25 müssen es binnen drei Jahren sein, damit das Konzept aufgeht.

Weil das Varieté unter dem Dach des Mutterkonzerns Deutsche Entertainment AG (DEAG) betrieben wurde, war es vonseiten der Stadt nicht förderungswürdig. Als gemeinnützige Gesellschaft wäre das möglich. Bereits jetzt gibt es Pläne, wie die Stadt dem Theater finanziell unter die Arme greifen kann. So will sie von den rund 1,4 Millionen Euro Gesamtkosten eine Bürgschaft über eine Million Euro übernehmen. Das Gelände neben dem Theaterhaus soll dem Varieté laut Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) für fünf Jahre mietfrei überlassen werden. Das entspricht einem Gegenwert von rund 300.000 Euro. Für Wasser- und Stromanschlüsse auf dem Platz will ebenfalls die Stadt sorgen. Kosten: zwischen 80.000 und 100.000 Euro.

Gute Nachrichten erreichten Varieté-Chefin Gabriele Frenzel und ihre Mitarbeiter in dieser Woche: Die L-Bank hat zugestimmt, dass sich das Theater auch künftig „Friedrichsbau Varieté“ nennen darf. Außerdem hat sich ein renommierter Koch für das Catering beworben. Einen Programmentwurf für 2014 gibt es bereits – unterschrieben ist allerdings noch nichts. Am 24. Februar wird das Theater 20 Jahre alt. „Sollte es uns dann noch geben, werden wir ordentlich feiern – mit einer Geburtstagsshow, die bis Ende April gespielt wird“, sagt Mascha Hülsewig. Gibt es die erhoffte Finanzspritze, bleibt das Varieté bis Mai in der Rotunde. Anfang September eröffnet es dann in der Holzhalle. „Die Zeit dazwischen brauchen wir für den Umzug und den Rückbau in der alten Spielstätte“, sagt Hülsewig.