Das Plätzle ist ein Nachbarschaftstreff. Es gibt Raum für Spiele im Freien und einen Saal für Veranstaltungen. Foto: privat

Der Nachbarschaftstreff an der Kremmlerstraße in Stuttgart-Sonnenberg ist ein Kleinod. Der Jugendheimverein will die Sanierung des Saals im Juni abschließen. Das Konto ist nun aber leer, was den Verein vor neue Herausforderungen stellt.

Sonnenberg - Auf dem Plätzle ist Platz für Spiele im Freien. Zudem gibt es einen Saal für Feiern und darüber eine Wohnung für die Haus- und Platzverwalter. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Im Dezember hatten die Mitglieder des Vereins Jugendheim Sonnenberg beschlossen, den Boden im Veranstaltungssaal und der Küche zu sanieren. Der Verein hat das Gelände am Ende der Kremmlerstraße gepachtet. Die Mitglieder wollten die Weihnachts- und die Faschingsferien nutzen, um selbst Hand anzulegen.

Das taten die Ehrenamtlichen dann auch. Doch als sie die Sockelleisten entfernt hatten, bröselte ihnen das Holz entgegen. „Je mehr wir freilegten, desto offensichtlicher wurde das Elend“, sagt das Vorstandsmitglied Hans Dieterle. Die tragenden Querbalken, die das Fundament des Hauses bilden, waren verfault. „Die konnten wir mit dem Handfeger herauskehren“, sagt Dieterle. Schnell stand fest, dass das so nicht bleiben konnte. Der Vorstand beauftragte eine Architektin. Ihr Kostenvoranschlag für die erforderlichen Sanierungsarbeiten belief sich auf 110 000 Euro. „Wir haben aber nur 80 000 Euro auf dem Konto“, sagt Dieterle.

Darum startete der Verein vor einiger Zeit einen Spendenaufruf. „Dieses Jahr ist die Öffnung des Plätzles gefährdet“ ist auf den Zetteln zu lesen. Inzwischen stellt sich die Situation nicht mehr so dramatisch dar. Denn der Verein hat sich dazu entschlossen, zunächst nur den vorderen Teil des Saals zu sanieren. Ein befreundeter Steinmetz mauerte ein neues Fundament, eine Baufirma tauschte die morschen Balken zu einem günstigen Preis aus. Viele Mitglieder brachten sich ehrenamtlich ein. So konnte der Verein Geld sparen. „Mit den 80 000 Euro, die wir haben, kommen wir nun vermutlich gerade so hin“, sagt Dieterle und ergänzt: Der Verein brauche aber trotzdem weiter Spenden, um wieder eine Reserve aufbauen zu können.

Das Frühlingsfest des Sonnenberg-Vereins fällt aus

Das Plätzle am Ende der Kremmlerstraße soll im Juni wieder öffnen. Zuvor müssen noch die Wände neu gestrichen und die Küche eingebaut werden. Auch dabei werden Mitglieder wieder tatkräftig mit anpacken. Das für den 5. Mai auf dem Plätzle geplante Frühlingsfest des Sonnenberg-Vereins fällt aus. Wie es mit dem hinteren Teil des Saals weitergeht, ist noch offen.

Indes ist der Verein mit der Kirchengemeinde Heslach „handelseinig“ geworden. So formulierte es Dieterle jüngst, als er auf der Mitgliederversammlung des Sonnenberg-Vereins über das Plätzle sprach. Die Kirchengemeinde Heslach ist Eigentümerin des Geländes. Viele Jahrzehnte lang hatte sie dieses dem Jugendheimverein kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Verein war allerdings für den Erhalt der Gebäude „in Dach und Fach“ verantwortlich.

Die Mitgliederversammlung muss beschließen

Ende 2018 läuft der Pachtvertrag aus. Als es jüngst um die Vertragsverlängerung ging, erklärte die Gemeinde, dass sie künftig zusätzlich zu der Instandhaltungsklausel eine Pacht in Höhe von 7000 Euro für das Grundstück haben wolle. Für den Jugendheimverein war und ist das durchaus verständlich – und dennoch eine finanzielle Herausforderung. „Die Kirchengemeinde Heslach erkennt unsere Arbeit an. Dieser Preis ist keinesfalls unverschämt. Wir sind dankbar, dass wir das Plätzle weiter nutzen dürfen“, sagte Dieterle bei der Mitgliederversammlung des Sonnenberg-Vereins. Doch um die Pacht aufbringen zu können, braucht der Verein neue Mitglieder, die mit ihrem Mitgliedsbeitrag die Finanzierung sichern. „Wir wollen das Plätzle auf alle Fälle als offenen Nachbarschaftstreff erhalten. Das wird nicht einfach, aber wir bekommen das hin.“

Unterstützung bekommt der Jugendheimverein vom Sonnenberg-Verein. „Mit dem gemeinsamen Frühlingsfest 2017 hat eine schöne Zusammenarbeit beider Vereine begonnen. Es ist wichtig, dass wir uns gut verstehen“, sagte der Vorsitzende Stephan Bischoff bei der Mitgliederversammlung. Der Jugendheimverein trifft sich am Samstag zur Versammlung. Der Vorstand berichtet über die Konditionen für die Vertragsverlängerung mit der Gemeinde Heslach. Bevor diese unterschrieben werden kann, braucht der Vorstand aber ein gültiges Votum in der Mitgliederversammlung. Dafür müssen 20 Prozent der Mitglieder anwesend sein. Die Mitgliederversammlung des Jugendheimvereins am Samstag, 14. April, beginnt um 16 Uhr auf dem Plätzle, Kremmlerstraße 68.

Eine wechselvolle Geschichte

1909 erwarb der Jünglingsverein Heslach den ehemaligen Hopfengarten, wo die jungen Männer ihre Freizeit verbrachten. Im Ersten Weltkrieg bauten die Sonnenberger dort ihr Gemüse an. Als die Nazis an die Macht kamen, übertrug der Jünglingsverein das Plätzle an die evangelische Kirchengemeinde Heslach, um einer Enteignung zu entgehen. Nach dem Krieg war das Gelände ein Auffanglager für Kriegsheimkehrer. 1968 gründete sich der „Verein zur Förderung des Jugendheims Sonnenberg im evangelischen Jugendwerk Heslach“ – kurz: Jugendheimverein. Man brauchte Geld, um das Gelände zu erhalten. Und ein Verein hat andere Möglichkeiten, um an Geld zu kommen.

Für den Verein können auf das BW-Bank-Konto DE87600501010002867265, BIC SOLADEST600 Spenden überwiesen werden.