Nicht nur der Hitze wegen singt dieser Mann mit nackter Brust. Foto: Friedrichsbau

Baden? Duschen? Im Schatten sitzen? Im Varieté kämpft der Mann anders mit der Hitze: Er macht sich frei. Die göttlichen Verführer kommen. Gefolgt von einer Burlesque-Show.

Brian Bagley wird sich aufs kühle Stuttgart freuen. Kommt er doch aus einem in jeder Hinsicht wabernden und feurigen Paris angereist. Der Tänzer und Sänger ist Mitglied des Ensembles des Nachtklubs Crazy Horse. Dort ist er mit seiner Hommage an Josephine Baker einer der Stars der Show. Von Mittwoch an bis Samstag wird er die Nummer auch bei den „Divine Teasers“ im Friedrichsbau Varieté zeigen.

Ob er unter seinem Bananenröckchen noch was trägt? Mann und Frau werden es sehen. Die göttlichen Verführer, so heißen die „Divine Teasers“ auf deutsch, sind die Ergänzung zu den Burlesque-Shows, die ja schon lange eine Heimat im Friedrichsbau haben. „Wir machen jetzt boylesque“, sagt Geschäftsführer Timo Steinhauer. Nackte Männer in allen Variationen also, aber es wird keine „simple Stripshow“. So ist etwa Philip Tigris dabei, ein Kontorsionist, der seinen Körper verbiegen kann als habe er keine Knochen und zudem mit Hula-Hoop-Reifen jongliert.

Ein Wiedersehen gibt es mit Pianist Sascha Kommer aus der 20-Jahre-Show „Noir“ und Entertainerin Kristina Kruttke, die dieses Mal als Madame PoufPouf „zu einem Abend voller Energie“ einlädt und „tolle Männer“ auf der Bühne präsentiert. Ganz sicher haben diese Männer nicht zu viel an. Nicht nur wegen der Temperaturen.

Burlesque-Freunde kommen auf ihre Kosten

Ein bisschen hin ist es noch, aber am Freitag, 7. Oktober, und Samstag, 8. Oktober, kommen dann auch die Burlesque-Freunde auf ihre Kosten. Zum achten Male wird das Stuttgart Burlesque-Festival stattfinden. Raunchy Rita, Elmar Jäger und Fanny di Favola haben eine Marke geschaffen, die auch die Pandemiepause überdauert hat. Der Samstag ist bereits ausverkauft, für Freitagabend gibt es noch Karten, sagt Fanny di Favola.

Weit mehr als die Hälfte der Gäste sind übrigens Frauen, „weil jede sich wieder erkennen kann“, sagt Fanny di Favola. Beim Burlesque seien alle möglichen Körper auf der Bühne zu sehen, „da wird nicht nur das Ideal einer 14-Jährigen gezeigt, das gar keine erwachsene Frau erfüllen kann“. Alle bekämen wir ständig gezeigt, wo unsere Fehler liegen würden, „du musst Dich optimieren“. Für viel Geld natürlich. „Es gehört viel dazu, sich selbst zu mögen“, sagt sie. Fanny di Favola gibt Burlesque-Kurse. Und die schwierigste Übung sei, so erzählt sie, auf sein Spiegelbild zuzugehen und sich selbst ein Küsschen zuzuwerfen. Manche Frauen könnten das nur rückwärts gehend – oder unter vielen Tränen. Sich wohl zu fühlen im eigenen Körper, das sei eine Erfahrung, die viele das erste Mal erleben würden. Diese Erfahrung wird bei einer Burlesque Show gefeiert. Und bei den göttlichen Verführern.

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