Blicken zuversichtlich in die Zukunft: der Riedenberger Kirchengemeinderatsvorsitzende Gilbert L. Goodwin, Pfarrer Friedbert Baur, die Kirchengemeinderatsvorsitzenden Lars Vogt, Klaus Offterdinger und Jan Waldmann sowie der Pfarrer Jörg Scheiring (v.l.n.r.). Foto:  

Bis 2024 gibt es rechnerisch nur noch dreieinhalb Pfarrer im Bezirk Sillenbuch. Die Vertreter der vier Gemeinden reagieren darauf mit einer Zusammenführung. Wir haben nachgefragt, was das bedeutet und wie die Gemeindemitglieder auf die Nachricht reagiert haben.

Sillenbuch - Wie die neue große evangelische Gemeinde heißen soll, die spätestens im Jahr 2024 gegründet werden soll, steht noch nicht fest. Klar ist nur: Eine Mischung aus den Gemeindenamen Sillenbuch, Riedenberg und Heumaden – wie etwa Heusiberg – wird es eher nicht. Und sie soll auch nicht ausschließlich nach dem Bezirksnamen Sillenbuch benannt werden. Alles andere ist noch offen. „Das hat die Menschen am Sonntag sehr interessiert“, berichtet Jörg Scheiring, Pfarrer aus Alt-Heumaden. In den Gottesdiensten am vergangenen Sonntag haben die Pfarrer und gewählten Vorsitzenden der Kirchengemeinderäte nämlich offiziell bekannt gegeben, dass aus den vier evangelischen Gemeinden im Bezirk Sillenbuch eine werden soll.

„Wir waren schon in den vergangenen Jahrzehnten nie vier isolierte Gemeinden“, sagt der Sillenbucher Pfarrer Friedbert Baur. „Die vier evangelischen Kindergärten, das Waldheim und die Jugendarbeit machen wir etwa schon lange zusammen.“ Außerdem habe es in der Vergangenheit regelmäßig einen Kanzeltausch gegeben, Pfarrer haben also in „fremden“ Kirchen gepredigt. „Der Blick über den eigenen Kirchturm hinaus kann sehr bereichern“, sagt Scheiring.

Anderthalb Pfarrstellen werden gestrichen

Allerdings hat die Zusammenführung der vier Gemeinden nicht nur einen positiven Hintergrund. Die vier Gemeinden reagieren damit auch auf die durchschnittlich ein bis zwei Prozent Rückgang an Gemeindemitgliedern pro Jahr. Außerdem spielt der Pfarrplan 2024 der Evangelischen Landeskirche eine große Rolle: Bis in sechs Jahren sollen in Württemberg 220 Pfarrstellen von den derzeit 1666 Stellen wegfallen. Das trifft auch Stuttgart und die vier Gemeinden im Bezirk Sillenbuch: Bisher kommen Sillenbuch, Riedenberg, Alt-Heumaden und Heumaden-Süd zusammengenommen auf fünf Pfarrstellen. Bis 2024 sollen es rein rechnerisch anderthalb Pfarrer weniger geben, unterm Strich sind es also noch dreieinhalb Pfarrstellen.

„Wir waren mittendrin in unserem Planungsprozess, als wir das erfuhren“, sagt Friedbert Baur. „Andere Gemeinden hat es noch kälter erwischt als uns. Wir standen bisher noch relativ gut da und waren schon dabei zu planen, welche Möglichkeiten es für die Zukunft gibt“, sagt Lars Vogt, der Kirchengemeinderatsvorsitzende aus Heumaden-Süd. Bereits im Jahr 2016 hatten Vertreter der vier Gemeinden nämlich eine sogenannte Zukunftswerkstatt gegründet und diverse Visionen entwickelt.

Dabei war längst nicht von Anfang an klar, dass die vier Gemeinden zu einer fusionieren. „Das hat sich erst in den vergangenen drei Monaten gezeigt“, sagt Klaus Offterdinger, Kirchengemeinderatsvorsitzender aus Sillenbuch. Denkbar sei auch gewesen, dass die beiden Heumadener Gemeinden fusionieren, gibt Friedbert Baur zu. „Nun haben wir uns für den Weg entschieden, der den größten Aufbruch bedeutet. Es ist auch ein Weg, von dem es kein Zurück mehr gibt“, sagt Baur.

Vorschläge für Name sind erwünscht

Unterdessen haben die Gemeindemitglieder auf die Nachricht der Fusion vor allem positiv reagiert: „Die Menschen nehmen wahr, dass wir Pfarrer durch die Verwaltungsaufgaben sehr in Beschlag genommen sind. Sie und auch wir hoffen, dass wir künftig wieder mehr Zeit für die Menschen haben“, sagt Baur. Eine Überlegung sei etwa, dass künftig ein Pfarrer schwerpunktmäßig die Verwaltung übernehme.

Konkret wird sich dies aber erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Die Gemeindevertreter wollen sich Gedanken machen, wie die Zusammenführung ablaufen soll, wo welches Pfarramt angesiedelt wird und wie die Aufgaben verteilt werden. Und es muss natürlich noch ein Name für die Gemeinde gefunden werden. Dafür sind auch Ideen von den Gemeindemitgliedern erwünscht. „In den vergangenen Monaten haben wir ziemlich im Geheimen gearbeitet. Nun wollen wir die Menschen mitnehmen“, sagt Offterdinger.