Dass der unter Bürgern umstrittene Umweltschutz im Eichenhain in Stuttgart-Sillenbuch ein Thema sein würde, wenn OB Kuhn kommt, war absehbar. Doch bei der Einwohnerversammlung kamen noch mehr Dauerbrenner zur Sprache.
Sillenbuch - Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat es den Sillenbuchern bescheinigt. „Sie wohnen in einem guten, tollen Stadtbezirk“, sagte er bei der ersten Einwohnerversammlung seit 2013. Beispiele dafür, warum es sich dort so prima aushalten lässt, präsentierte er den weit mehr als 400 Zuhörern viele: die „sehr gute, klare Luft“, Naturnähe, guter ÖPNV, funktionierende Infrastruktur, eine „herausragende“ Bildungslandschaft für die auffallend vielen Kinder. Dennoch gibt es Aufreger.
Was wird aus dem Eichenhain?
Das Thema des Abends war schon vor Beginn der Veranstaltung gesetzt. Dass im Eichenhain 2017 üppig Bäume gefällt und Hecken geschnitten wurden, haben viele Bürger der Stadt und dem Regierungspräsidium nicht verziehen. Da nützte es auch nichts, dass Kuhn den „naturschutzmäßigen Grund“ – Pflege der Eichen und des einzigartigen Magerrasens durch Ausdünnung – hervorhob. Dass jetzt auch noch die Waldheim-Kinder nicht mehr im gesamten Gebiet tollen dürfen, ist für viele der Gipfel. „Es gab nie große Schäden. Warum ist es jetzt verboten?“, wollte eine junge Betreuerin wissen. Kuhn sprach vom „klassischen Konflikt zwischen gesellschaftlicher, kultureller Nutzung und Naturschutz“, betonte aber auch: „Das Naturschutzgebiet steht unter Naturschutzrecht, so einfach ist das.“ Der Eichenhain werde durch die Nähe zur Bebauung fälschlicherweise als Park wahrgenommen, sagte Umweltbürgermeister Peter Pätzold. Probleme seien gewachsen. Die Stadt sei daran interessiert, eine gemeinsame Lösung zu finden, doch „das wird sicher ein Kompromiss sein, da wird nicht jeder sein Anliegen durchbringen“. Auch Hundehalter nicht. Gegen die, die sich partout nicht an den Leinenzwang halten, will der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer nun durchgreifen, „das wird sehr schnell passieren“.
Wie wird der Verkehr flüssig?
Ein Ärgernis ist und bleibt der Verkehr, und zwar der rollende, der parkende und der unzureichend ausgebaute Rad-Verkehr. „Es mag kein Trost sein, aber es ist überall so“, sagte Kuhn. Zumindest beim Radfahren soll sich bald etwas verbessern. Pätzold, auch für den Städtebau zuständig, kündigte zwei neue Regiorad-Stationen an, außerdem verwies er auf den geplanten Ausbau der Hauptradrouten. Die Kirchheimer Straße habe dabei oberste Priorität. In Sachen Autoverkehr fordert der OB den Umstieg auf Bahn und Bus, etwa auf den 65er, der ab Dezember zum Flughafen fährt. Gerade damit verbinden viele Sillenbucher Sorgen: die vor den Mallorca-Parkern, Auswärtigen, die sich durch Parken im Wohngebiet die Gebühren am Flughafen sparen wollen. „Generell stinkt mir die ganze Entwicklung wie in Plieningen gewaltig“, wetterte Kuhn. „Das müssen wir unterbinden, aber es ist rechtlich nicht einfach.“ Unterbinden soll die Stadt auch die Nichteinhaltung des Lkw-Durchfahrverbots in Riedenberg, mahnte eine Frau. Bei Schairer rannte sie offene Türen ein. „Wir haben schon versucht, die Strecke aus den Navis rauszukriegen“, sagte er. Dann versprach er: „Wir schwätzen noch mal mit der Polizei.“
Wann wird der Hohlweg gesperrt?
Zumindest ein Dauerthema dürfte sich laut Schairer bald erledigt haben: das Gezanke um den Hohlweg. Der Feldweg wird von Rohracker aus seit Jahr und Tag als illegale Abkürzung auf die Filderebene genutzt. Der Bezirksbeirat hat sich schon 2017 dafür ausgesprochen, dem Treiben mit Pollern den Garaus zu machen. Passiert ist aber nichts, weil auffiel, dass damit auch Kleingärtner ausgesperrt werden. Seither wird um eine bauliche Lösung gerungen. Derweil nimmt der Schleichverkehr aber zu, sagte eine Anwohnerin. Seit dem Start der Bauarbeiten an der Filderauffahrt spielten sich „dramatische Szenen“ ab. „Wir sind mit Hochdruck dran“, versprach Schairer. Noch dieses Jahr werde die Verwaltung einen Vorschlag präsentieren.
Kommt das Bürgerzentrum?
Fürs Bürgerzentrum mit Feuerwehrmagazin sieht es recht gut aus. Die Chance besteht, dass der Gemeinderat im neuen Haushalt für die Planung rund 1,4 Millionen Euro einstellt. Kuhn: „Es gibt eine deutliche Tendenz.“ Eine Tendenz in puncto Preissteigerung gibt es allerdings auch. Vor zehn Jahren, als das Thema aufkam, war noch von rund 14 Millionen die Rede gewesen, der Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann hatte indes eine neue Zahl parat: mehr als 26 Millionen Euro.