Jürgen Lilienfein fährt nicht nur auf der Alb Ski, sondern auch im Eichenhain – wenn denn mal etwas Schnee liegen bleibt. Foto: Caroline Holowiecki

Früher war der Eichenhain ein beliebtes Skigebiet, die Geschichte in unserer Zeitung hat viele aus Sillenbuch und Riedenberg zum Nachdenken angeregt. Siegfried Härle zum Beispiel sagt, es habe dort sehr wohl einen Skilift geben. Und zwar einen ganz besonderen.

Sillenbuch - Als Sillenbuch noch ein Wintersportgebiet war“, diesen Artikel unserer Zeitung vom 19. Januar hat Siegfried Härle besonders intensiv gelesen, denn „ich erkenne mich darin wieder“. 1951, als Zweitklässler, war er mit seiner Familie in die Kolpingsiedlung gezogen, seine schönste Jugendzeit verbrachte der heute 73-Jährige mit Klettern und „Räuber und Bolle“-Spielen im Eichenhain. Und mit dem Rodeln, und zwar am liebsten auf der anderen, der Kleinhohenheimer Seite. Für die Kinder endete die Schussfahrt im Tal. Wo heute die Filderlinie verläuft, war damals nur der Kleinhohenheimer Bach. „Da sind wir mit den Schlitten absichtlich reingefahren, das musste sein“, sagt er und lacht.

Insofern decken sich Siegfried Härles Kindheitserinnerungen weitgehend mit denen, die der Sillenbucher Werner Treiber (77) und der frühere Riedenberger Thomas Strohm (66) in „Als Sillenbuch noch ein Wintersportgebiet war“ geteilt haben. Jahrzehntelang, von den 1930ern an, war das heutige Naturschutzgebiet ein beliebter Treff für Skifahrer und Rodler gewesen, die die damals weitgehend unbewaldeten Hänge hinabfuhren und, wie Siegfried Härle noch gut weiß, Schlitten- und Skisprungschanzen bauten, um bis zu 15, 20 Meter weit zu fliegen. Wieder muss der Senior lachen. „Unsere Schlitten hat es dabei teilweise zermalmt.“

Der Skilift war transportabel

Nur in einem Punkt muss Siegfried Härle seinem Nachbarn Werner Treiber widersprechen, denn offenbar gab es sehr wohl einen Skilift im Eichenhain. Den hätten die Betreiber des früheren Sportgeschäfts Zeh aus der Stift-straße, ein Brüderpaar, in den 50ern am Wochenende bei gutem Wetter mitgebracht, um auf den Fildern gemeinsam mit geübten Lehrern Skikurse zu geben. 50 Pfennig habe die Teilnahme gekostet – Benutzung des transportablen Skilifts in Ständerbauweise inklusive. Platziert worden sei der nah am Trenngraben zwischen Sillenbuch und Riedenberg.

Siegfried Härle

Das Seil mit einfachen Laschen zum Festhalten, erinnert sich der frühere Zehn- und Fünfkämpfer, wurde per Motor angetrieben. „Das war sehr improvisiert, aber sehr nützlich.“ Einen Skilift gibt es im Eichenhain heute freilich nicht mehr. Gerodelt wird an einer Stelle allerdings immer noch. Kinder rutschen an schneereichen Tagen dort einige Meter den harmlosen Hang hinab. Siegfried Härle ist auch gern dort und schaut seinen beiden Enkelinnen zu. Und zumindest zum Langlauf taugt das Areal allemal.

Der Sillenbucher Jürgen Lilienfein schnappt sich an schönen Wintertagen seine Skier und gleitet durchs Gebiet. „Sonst fahren wir gern auf die Alb, aber hier geht das auch gut“, erklärt er. Mit bald 80 Jahren hält er sich so fit. „Ich bin an der Quelle“, sagt er und blinzelt in die Wintersonne. Tradition bleibt Tradition. Auch Jürgen Lilienfeins Kinder haben dort schon die eine oder andere „wilde Abfahrt“ hingelegt, erinnert er sich. An eine Anekdote muss er beim Langlauf vor der Haustür besonders oft denken. Und zwar daran, wie seine Tochter Steffi mit zwei, drei Jahren zum ersten Mal im Eichenhain auf den Brettern stand und sagte: „Meine Skier sind ganz lutschig.“