Am Ostfilderfriedhof ist oft Geduld gefragt. Der Grund: Falschparker. Foto: Holowiecki

Pendler auf der einen Straßenseite, Friedhofsbesucher auf der anderen: Die Kirchheimer Straße unmittelbar vor dem Ostfilderfriedhof in Stuttgart-Sillenbuch ist oftmals heillos zugeparkt. Das bringt vor allem für Lastwagenfahrer nervenaufreibende Konsequenzen.

Sillenbuch - Dieser Tage war es mal wieder so weit. Zehn Minuten Hupkonzert am Morgen. Der Fahrer eines Lastwagens wusste sich nicht anders zu helfen, als eine Beerdigung auf dem Ostfilderfriedhof in Sillenbuch lautstark zu stören und einen Fahrzeughalter regelrecht herbeizuhupen. Nichts ging mehr an der Kirchheimer Straße. Pendler, die die U-Bahn von der nahen Haltestelle „Schemppstraße“ genommen hatten, und Personen aus mehreren Trauergesellschaften hatten ihre Autos abgestellt – aber so, dass einer der Lastwagen der Kirchheimer Firma Waggershauser Straßenbau, die mehrmals täglich die Baustelle an der nahen Madenstraße ansteuern, nicht durchkam.

Tatsächlich zeigte der Check mit dem Zollstock: Von Spiegel zu Spiegel waren gerade mal 2,50 Meter Platz. „Da kommt die Feuerwehr nicht durch, da kommt der Notarzt nicht durch, und wir kommen auch nicht durch. Aber wir sind nicht die Wichtigsten“, hieß es bei den Leuten auf der Baustelle etwas genervt.

„Eng“ ist genau definiert

Laut Paragraf zwölf der Straßenverkehrsordnung ist das Halten – und erst recht das Parken – an engen und unübersichtlichen Straßenstellen nicht zulässig. Wie „eng“ definiert wird, erklärt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt, so: „Ausgehend von einem Lkw mit maximal 2,55 Metern Breite und beidseitig je 25 Zentimeter Sicherheitsabstand müssen zwischen zwei Parkreihen mindestens 3,05 Meter Abstand bleiben.“ Weniger ist nicht erlaubt. Hinzu kommt, dass laut Straßenverkehrsordnung das Parken „vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen bis zu je fünf Meter von den Schnittpunkten der Fahrbahnkante“ unzulässig ist, doch auch diese Abstände zur Einfahrt des großen Parkplatzes am Friedhof werden selten eingehalten, das Rangieren wird zur Geduldsprobe.

Der Steinmetz kennt das Problem nur zu gut

Der Steinmetz Frank Steffens, der direkt am Ostfilderfriedhof seine Werkstatt hat, kennt die Probleme, die das nach sich zieht, allzu gut. Er musste schon häufig die Polizei rufen, weil er nicht vom oder zum Firmengelände fahren konnte oder ein Lieferant mit seinem 38-Tonner nicht durchkam. In seiner Not musste der Steinmetz sogar schon über den Friedhof fahren, weil es auf der Straße weder nach vorne noch nach hinten ging. Und der Höhenringweg, der zur anderen Seite weggeht, ist auch keine Alternative, denn er ist schmal und mit einer Einfahrtsperre belegt, die nach Abschluss der Arbeiten an der Madenstraße wieder gelten wird. „Wenn hier zwei Beerdigungen gleichzeitig sind, herrscht Chaos“, weiß Frank Steffens. Dabei sind es in der Regel nicht die Trauergemeinden, die die enge Kirchheimer Straße blockieren, sondern die Pendler. Denn wenn sich deren abgestellte Wagen ab früh morgens wie in einer Perlenkette auf der einen Straßenseite entlangziehen und dann noch Friedhofsbesucher auf den eingezeichneten Parkplätzen auf der anderen Straßenseite dazukommen, ist das Chaos perfekt.

Frank Steffens sieht eine einfache und kostengünstige Lösung der Misere: eine einseitige Sperrzone. Die Stadtverwaltung lehnt das ab – aus einem simplen Grund: „Es darf ja nur auf einer Seite angehalten und geparkt werden“, stellt Martin Thronberens klar. Gegenüber der eingezeichneten Friedhofs-Parkbuchten dürfte eigentlich gar niemand stehen. Eigentlich. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall, täglich und von morgens bis abends. Das Problem sei im Rathaus bekannt, so der Stadtsprecher: „Ja, die städtische Verkehrsüberwachung kontrolliert deshalb die Straße.“ Und jetzt sei man zusätzlich sensibilisiert.