Shisha-Bars sprießen wie Pilze aus dem Boden. Doch sie sind umstritten. Foto: dpa

Für ein Ladenlokal in Stuttgart-Sillenbuch liegt ein Antrag auf Umbau in eine Wasserpfeifen-Kneipe vor. Anlieger sind alles andere als begeistert, die Lokalpolitik ist alarmiert. Der Hauseigentümer hat nicht mit so viel Gegenwind gerechnet.

Sillenbuch - Dieser Ärger könnte schneller verpufft sein, als der Rauch überhaupt aufgezogen ist. In Sillenbuch verursacht eine Shisha-Bar dicke Luft. Oder besser gesagt: eine mögliche Shisha-Bar. Für die Räume der Ex-Schlecker-Filiale an der Kirchheimer Straße, die nach dem Aus der Drogeriekette für Mode-Sonderverkäufe genutzt worden waren, liegt dem Baurechtsamt ein entsprechender Bauantrag vor, wie Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadtverwaltung, bestätigt. „Die Bearbeitungsfrist läuft noch bis Mitte Juni.“ Shisha-Bars, in denen Wasserpfeifen geraucht werden, schießen seit Jahren stadt- und bundesweit aus dem Boden wie Pilze. Der Zutritt ist Minderjährigen nicht gestattet.

Ob es in Sillenbuch je so weit kommen wird, ist jedoch schon wieder fraglich. Denn Dietmar Poppe, der Besitzer der Immobilie, betont auf Anfrage unserer Zeitung, keinen Ärger im Bezirk schüren zu wollen. Er bekennt, noch nie selbst in einer solchen Bar gewesen zu sein. „Das ist an uns vorbeigegangen, dass das so negativ gesehen wird.“ Er bestätigt, dass es eine Mietanfrage gibt, und „wir deswegen wissen wollten: Geht das überhaupt?“. Andere Interessenten hätten aber auch ihren Hut in den Ring geworfen. „Dann ziehen wir es zurück“, sagt er spontan über den Bauantrag.

Assoziation mit zwielichtigen Geschäften

Doch warum ist die Aufregung überhaupt so groß? Anwohner befürchten zum einen eine Geruchsbelästigung, „ich empfinde das als Nichtraucherin als unangenehm. Die Schadstoffe werden einfach rausgeblasen“, sagt eine Nachbarin. Hinzu kommt: Das Gewerbe wird von vielen mit zwielichtigen Geschäften assoziiert.

Tatsächlich gibt es deutschlandweit immer wieder Schlagzeilen über Razzien, dabei fallen mitunter Begriffe wie Geldwäsche oder Bandenkriminalität. Das Thema hat längst die Sillenbucher Lokalpolitik erreicht. Der Bezirksbeirat Knut Krüger (FDP) hat für die kommende Sitzung Mitte Mai eine Anfrage dazu formuliert. Zum einen erhofft er sich Infos über das Genehmigungsverfahren. Zum anderen dreht sie sich um die Ängste der Nachbarn. Auch Knut Krüger hat Bedenken, „dass Jugendliche verführt werden“. In dem Haus firmiert unter anderem eine Nachhilfe.

Die Nachbarn sind dagegen

Die Nachricht vom möglichen neuen Nachbarn hat sich rasch bei den Geschäftsleuten ringsrum verbreitet und Sorgen um die Qualität des gut funktionierenden Gefüges geschürt. Uwe Meinhardt, Chef der Buchhandlung gegenüber, findet „diese ganzen Shisha-Bars sind kropfunnötig“. Ein Abendbetrieb könnte Lärm bringen, glaubt er, und zum anderen „ein weiteres Verkehrsproblem, weil die Kunden kommen von weiter her, und die kommen garantiert alle mit dem Auto“.

Dass eine Shisha-Bar nicht zu Sillenbuch passt, findet auch Ivan Georgiev, der Inhaber des Fahrradgeschäfts. „Das Publikum fehlt“, glaubt er. Brigitte Heger aus der Apotheke nebenan wiederum würde sich grundsätzlich in den Räumen „etwas Gesundheitsförderndes“ wünschen.

Prinzipiell gilt in Deutschland die Gewerbefreiheit, und zunächst spricht formal nichts gegen eine Raucherkneipe an der Stelle. Das Baugrundstück liegt in einem „besonderen Wohngebiet“, Schank- und Speisewirtschaften sind dort zulässig, so Martin Thronberens. Dennoch hat die Verwaltung die Etablissements im Blick – vor allem wegen der hohen Gefahr von Kohlenmonoxidvergiftungen.

Wirtschaftsministerium hat strengere Vorgaben erlassen

Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium hat im Herbst strengere Vorgaben erlassen, um die Besucher der Bars vor dem farb- und geruchlosen Gas zu schützen. So müssen etwa effektive Lüftungsanlagen und genügend Warnmelder eingebaut werden. Die Kommunen überwachen die Vorgaben des Landes. Ende Februar mussten in Kornwestheim zwei Shisha-Bars wegen grober Mängel, aber auch wegen gewerbe- und zollrechtlicher Verstöße dichtmachen. Die Stadt Stuttgart hat zu dem Thema eine entsprechende Allgemeinverfügung als Ortspolizeibehörde erlassen.

Dietmar Poppe betont, als Geschäftsführer einer Immobilienfirma bislang keine negativen Erfahrungen mit Shisha-Bars gemacht zu haben, signalisiert aber, sich für Sillenbuch nach etwas Neuem umschauen zu wollen. Er betont: „Der Laden steht zur Vermietung.“