Der neue Scorpions-Coach Fabian Birkholz. Foto: Pressefoto Baumann

Die Stuttgart Scorpions starten an diesem Samstag (19 Uhr) mit neuem Coach, neuem Stadionkonzept und neuem Kunstrasen in die Saison. Und sie profitieren im Jugendbereich vom Football-Boom.

Stuttgart - In den USA wird dieser Sport verehrt, der Superbowl gilt als die größte Show auf Erden, doch auch in Deutschland wird das Drama um das Ei immer beliebter. Am Anfang scheint es schwer greifbar. Es dauert, bis man das Spiel richtig versteht. Anders als in den meisten anderen Sportarten kann man mit einem Angriff je nach Abschluss drei, sechs, sieben oder acht Punkte erzielen. Auch die Ausmaße der Spielerkader dürften den einen oder anderen Fan anfangs überfordern. Es gibt gerade aber wenige Sportarten, die prozentual bei Jugendlichen mehr Zulauf haben. Football boomt bundesweit.

Scorpions profitieren vom allgemeinen Football-Trend

Markus Würtele, Vorstandsmitglied bei den Stuttgart Scorpions, bestätigt diesen Trend – der Verein auf der Waldau hat derzeit 240 Kinder und Jugendliche im Spielbetrieb. Jetzt wäre es natürlich schön, wenn diese Begeisterung auch auf die Fans abstrahlen würde, wenn die Süddivision der German Football League (GFL) an diesem Samstag in die neue Spielzeit startet. Auf der Homepage der Stuttgart Scorpions tickt die digitale Uhr und zeigt den Countdown an bis zum ersten Spiel. Noch zwei Tage, dann werden die Skorpione mit Frankfurt Universe den ersten Gegner empfangen.

Von Vereinsseite ist man eher zaghaft, was eine Prognose angeht – zum einen haben alle Clubs zugelegt, es gibt bis auf die beiden Favoriten Frankfurt Universe und Schwäbisch Hall Unicorns keine echten Außenseiter mehr, so dass alles von der Play-off-Teilnahme bis zum letzten Platz in der Südstaffel möglich erscheint. Die Liga könnte deshalb spannend werden wie lange nicht mehr. Zudem hatten die Stuttgarter Footballer in den drei vergangenen Jahren stets einen Platz unter den ersten vier im Visier und konnten die Erwartungen dann aber nicht erfüllen.

Neues Stadionkonzept

Doch Markus Würtele erzählt gerne von den Stellschrauben, an denen sie im Verein gedreht haben: „Wir haben ein neues Stadionkonzept, wollen auf der Videoleinwand jetzt auch Wiederholungen von Spielszenen zeigen.“ Auch einen „Kiss-Cam“ nach US-Vorbild soll es geben. Einen Effekt verspricht er sich auch vom neuen Kunstrasenplatz mit Football-Markierungen. Dort können nicht nur bald die verschiedenen Teams des Vereins trainieren, sondern sich die Fans auch vor jedem Heimspiel mit einer Party auf die Partie einstimmen. Mehr Plakate in der Stadt sollen die Fans auf die Waldau locken.

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Sportlich gab es jedoch den größten Einschnitt – nach der enttäuschenden Saison kam es zur Trennung von Trainer Jemil Hamiko, der neue Mann an der Linie heißt nun Fabian Birkholz. Der nimmt es einem nicht übel, wenn man ihn als Football-Verrückten bezeichnet. Bei dem 39 Jahre alten Coach drehte sich nämlich schon immer alles rund um das Ei. Bereits mit 15 Jahren trainierte der gebürtige Ochsenhausener in Biberach seine erste Jugendmannschaft und feierte als Spieler mit den Hamburg Devils später drei deutsche Meisterschaften. Seit 2004 ist er Trainer und führte seinen ehemaligen Club, die Biberach Beavers, bis in die Oberliga.

Fabian Birkholz arbeitet in Doppelfunktion

Bei den Stuttgart Scorpions fungiert er jetzt sogar in doppelter Funktion – als Headcoach und Offense Coordinator gleichermaßen. Er hat mit Bedacht sieben Trainer ausgesucht und für alle Mannschaften des Clubs ein einheitliches Konzept entworfen, das stärker als bisher berücksichtigt, dass es für jede Position ein anderes Anforderungsprofil gibt. „Und ich setze trotz der Hierarchie auch auf eine gute Kommunikation zwischen Spielern und dem Trainerteam“, sagt Fabian Birkholz. Er weiß, dass sich die Mannschaft , die auf vielen entscheidenden Positionen mit neuen Schlüsselspielern besetzt wurde, erst noch finden muss. Die Formation hat in den vergangenen Wochen sehr hart gearbeitet.

„Die Stimmung im Team ist prächtig, und unser Coach hat uns einen guten Plan an die Hand gegeben. Jetzt geht es darum, jeden Spielzug in jedem Spiel so gut wie möglich zu spielen“, sagt der neue Quarterback Connor Sullivan.

Saisonziel Play-off-Qualifikation

Positive Erkenntnisse zog der Trainer aus dem Duell gegen den Schweizer Vizemeister Calanda Broncos – trotz einer 24:26 Niederlage. „Die Mannschaft war zu jeder Sekunde bereit, den Kampf anzunehmen“, sagt Fabian Birkholz.

Es ist also vieles neu – ob es für einen Platz in den begehrten Play-offs reicht, kann auch der Trainer nicht versprechen. Football ist ein unheimlich komplexes Spiel, bei dem Kleinigkeiten entscheiden, weil sich die Mannschaften inzwischen immer mehr bis in kleinste Detail verlieren. Die Skorpione werden wohl mit den Allgäu Comets aus Kempten und den Saarland Hurricanes um den dritten und vierten Rang kämpfen.

Für den Trainer ist es kein Nachteil, dass man gleich zum Start am Samstag gegen die Frankfurt Universe antreten muss. Kick-off ist im Gazi-Stadion um 19 Uhr. „Zum einen werden auch die Favoriten von Spiel zu Spiel eher besser, und wenn die nicht ins Laufen kommen, dann kann es auch eine Überraschung geben“, sagt Fabian Birkholz.