In der City lassen sich die Gruppen aus Osteuropa nicht mehr häufig nieder. Foto: Lg/Leif Piechowski (Archiv)

In der Innenstadt kontrollieren Polizei und Vollzugsdienst regelmäßig, ob sich Romaclans dauerhaft niederlassen. Die Familien lassen sich an anderen Stellen nieder.

Stuttgart - Ein Eingreifen der Sicherheitsbehörden hat dieser Tage die Aufmerksamkeit der Bürger mal wieder auf die Romagruppen gelenkt, die seit mehreren Jahren regelmäßig in der Stadt auftauchen: Bei Weilimdorf wurde ein Camp geräumt. An der Solitudestraße hatte sich eine Gruppe niedergelassen und im Freien übernachtet.

Die Lagerstätte am Rand der Stadt ist ein Hinweis darauf, dass sich eine Entwicklung fortsetzt, die sich im vergangenen Jahr abgezeichnet hatte: Die Gruppen, meist ganze Familienclans aus Osteuropa, ziehen sich zunehmend aus der Innenstadt zurück und nächtigen in den Außenbezirken. „Wir hatten vor ein paar Wochen einen ähnlichen Einsatz an der Friedrichswahl“, sagt ein Sprecher der Stuttgarter Polizei. Unter der Brücke, die bei Zuffenhausen auf die Bundesstraße 27 in Richtung Ludwigsburg führt, hatte sich eine Gruppe eingerichtet. In beiden Fällen waren Erwachsene unterschiedlichen Alters vertreten, aber auch Kinder. Im vergangenen Sommer hatten Polizei und Vertreter des städtischen Vollzugsdienstes ein Camp unterhalb der Jahnstraße, die von Degerloch in den Osten führt, aufgelöst. Und das nicht nur einmal: Der Platz war bei den Gruppen, die meist aus Rumänien kommen, so beliebt, dass sich immer wieder Menschen dort im Wald niederließen. Bürger aus Sillenbuch hatten sich damals beschwert, weil die Clans in die Wohngebiete und sogar in die Gärten gingen.

Lob für das Fingerspitzengefühl der Beamten

„Die Situation hat sich in der Innenstadt deutlich verändert“, sagt Hermann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer. Eine genaue Zahl der Personengruppen, die aus den ärmsten Gegenden Europas stammen, gebe es nicht. „Vermutlich keine dreistellige Zahl“, sagen Beobachter der Szene. Man merke, dass kaum noch Beschwerden über die Gruppen kämen, deren Präsenz im Schlossgarten vor zwei, drei Jahren viele Passanten und auch Geschäftsleute gestört hatte. „Das hat sich durch die Dauerpräsenz der Polizei und des Vollzugsdienstes geändert“, sagt Karpf. Die Verlagerung in die Außenbezirke belege das.

Die Stadtverwaltung ist dabei voll des Lobs für die Sicherheitskräfte: „Sie erteilen Platzverweise, um eine Verfestigung der Szene zu verhindern. „Das Thema beschäftigt die Sicherheitsbehörden jeden Tag. Dabei gehen sie aber angemessen und mit viel Fingerspitzengefühl vor“, sagt Karpf. Es herrsche Sensibilität dafür, dass die Menschen so arm seien, dass sie es vorziehen, hier auf alten Matratzen im Park oder im Wald zu hausen, statt in ihre Heimat zu gehen. Im Land sein und ihren Aufenthaltsort frei auswählen dürfen sie, da sie EU-Bürger sind.

Was nicht heißt, dass die Sicherheitskräfte nicht auch ein Auge auf diejenigen in den Familienclans hätten, die sich kriminell verhalten: Es seien schon Familien aufgefallen, die ältere Leute bedrängen und versuchen, ins Haus zu kommen. Diese würden dann nach einem Glas Wasser für eine schwangere Frau fragen oder darum bitten, das Kind zur Toilette gehen zu lassen.