Für Kleinkinder ist ein Sandspielplatz an der frischen Luft besonders wichtig – diesen gibt es schon im Kinderhaus Wirbelwind. Foto: dpa

Das Kinderhaus Wirbelwind wird umstrukturiert: Die Hortplätze werden abgebaut, dafür sollen dort künftig Kinder zwischen einem und drei Jahren betreut werden. Derzeit sind dort Bauarbeiter zu Gange – denn die Toiletten sind zum Beispiel zu groß für die Kleinen.

Riedenberg - Wo bisher die Hortkinder Informationen zu ihren Hausaufgaben recherchierten, auf Facebook unterwegs waren und vielleicht das eine oder andere Onlinespiel zockten, halten künftig Kleinkinder ihren Mittagsschlaf. Denn der Gruppen- und Internetraum im Riedenberger Kinderhaus Wirbelwind, den bisher die Hortkinder nutzten, wird vom kommenden Kindergartenjahr an zum Schlafraum für die Kleinkinder zwischen einem Jahr und drei Jahren. Diese neuartige Nutzung hängt mit der Umstrukturierung in der Kita zusammen.

Hintergrund der Umstrukturierung ist die Veränderung der Schullandschaft im Stadtbezirk. Weil die Grundschule in Riedenberg seit dem Schuljahr 2016/17 eine Ganztagsschule in Wahlform ist und in diesem Rahmen auch ein Schülerhaus eröffnete, hat der Bedarf an Hortplätzen im Kinderhaus Wirbelwind an der Schemppstraße nachgelassen. „Wir bekamen die Vorgabe, unsere 20 Schulkindplätze abzubauen“, sagt Sigrid Breimaier, die Leiterin des Kinderhauses. „Die letzten Schulkinder verließen im August 2016 unser Kinderhaus.“

„Es ist eine reine Umstrukturierung, wir bauen also nicht an“

Zugleich sind Betreuungsplätze für Kleinkinder bis drei Jahren rar. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Sankt Michael, dem Träger der Kita, entschloss sich Sigrid Breimaier, das Angebot zu ändern. Vom kommenden Kindergartenjahr 2017/2018 an werden in dem Kinderhaus also zehn Kinder im Alter zwischen einem Jahr und drei Jahren betreut werden. Insgesamt gehen durch die Umstrukturierung zehn Plätze verloren: Bisher waren mit den Hortkindern 80 Plätze im Kinderhaus Wirbelwind untergebracht, durch die neuen Kleinkindplätze werden künftig nur noch 70 Kinder betreut.

Damit sich auch die Kleinen im Kinderhaus wohlfühlen und alles Nötige für sie da ist, sind seit Ende Februar 2016 Bauarbeiter zu Gange. „Es handelt sich um eine reine Umstrukturierung und Umnutzung der Räume, wir bauen also nicht an“, sagt Karin Schmid vom katholischen Stadtdekanat. So wurden beispielsweise die Sanitäranlagen umgebaut: Die Toiletten für Erwachsene, die bisher die Hortkinder genutzt hätten, sind für die Kleinkinder zu hoch und zu groß. Zudem mussten einige Sicherheitsstandards und Fluchtwege angepasst werden. „Die Kita wurde im Jahr 1991 gebaut, manches war schlichtweg veraltet“, sagt Schmid. Auch die Küche musste umgebaut werden, das Arbeitszimmer für die Mitarbeiter musste vergrößert werden. Denn im Rahmen der Umstrukturierung wird das Kinderhaus auch zusätzliche Mitarbeiter bekommen.

Während der Bauarbeiten müssen die Kinder ständig umziehen

„Das Besondere ist, dass wir mit den Kindern während der gesamten Umbauphase im Kinderhaus bleiben und intern immer wieder umziehen“, berichtet Sigrid Breimaier. Dauernd müssten die Mitarbeiter Kartons mit Spielmaterialien, Arbeitsmaterial, Küchengeräten und Geschirr packen. Und auch Möbelstücke müssten ständig abgebaut und an anderer Stelle neu aufgebaut werden. Zudem müssten permanent neue Interimslösungen und Lagermöglichkeiten innerhalb des Hauses eingerichtet werden.

Auch rund ums Kinderhaus wird sich etwas verändern: „Für Kleinkinder ist vor allem ein Sandspielplatz wichtig“, sagt Schmid. Da ein solcher schon vorhanden ist, mussten im Rahmen der Bauarbeiten lediglich die Spielgeräte an die neuesten Standards angepasst und Defekte in Ordnung gebracht werden. Außerdem mussten die Anhöhen und Geländer im Garten neu bewertet werden, sodass diese auch für ganz kleine Kinder, die noch nicht ganz so sicher auf den Beinen sind, ungefährlich sind.

Die Gesamtkosten wurden auf eine knappe Million Euro geschätzt

„Inzwischen dauert die Bauphase fast ein Jahr, und sie ist für uns alle eine riesige Herausforderung“, sagt Breimeier. „Es ist eine große Portion Gelassenheit notwendig, um die große Menge zusätzlicher Arbeit zu bewältigen und den Überblick zu behalten sowie den Kindern liebevolle, zuverlässige und ihnen zugewandte Begleiterinnen zu bleiben.“ Als die Bauarbeiter Ende Februar 2016 begannen, hieß es, dass bis April 2017 alle Arbeiten fertiggestellt sein sollten. Ob das klappen wird, ist noch nicht sicher – die Kleinkindbetreuung startet jedenfalls erst im September zum neuen Kindergartenjahr.

„Damit wir gut vorbereitet sind, hatten wir schon zwei Schulungstage für das gesamte Team und eine Mitarbeiterin hat eine Weiterbildung in Kleinkindpädagogik gemacht“, sagt Breimaier. Die pädagogische Arbeit mit Kindern von einem Jahr an erfordere eine intensive Auseinandersetzung mit den Kleinen und ihren eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten. „Dies verlangt von den pädagogischen Fachkräften ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, damit die Zeichen und Bedürfnisse der jüngeren Kinder richtig wahrgenommen und beantwortet werden können“, sagt die Leiterin des Kinderhauses.

Die Stadt Stuttgart hatte im Oktober eine Kostenkalkulation für die Umstrukturierung vorgestellt: Damals wurden die Gesamtkosten auf 993 500 Euro geschätzt. Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte für die Bauarbeiten Mittel vom Bund in Höhe von 20 000 Euro beantragt. Die Stadt hatte in den Haushalten 2014 bis 2017 insgesamt einen Zuschuss in Höhe von 790 330 Euro zur Verfügung gestellt.