Holger Gayer (Mitte) spielt in einer Doppelrolle den Immobilienmakler Grump und den durchgeknallten Herzog Carl Eugen im Musical „Hölder“, das am 5. Oktober Stuttgart-Premiere im Theaterhaus feiert. Foto: /Manfred Schmidmeister

Ein rockender Rebell will die Welt retten: Am 5. Oktober feiert das Rockmusical „Hölder“ Stuttgart-Premiere – am selben Tag wird mit dem Neustart der Vampire der Lockdown im SI-Centrum beendet. Hölderlin, sagen seine Fans, bietet Stoff für den Marktführer Stage Entertainment.

Stuttgart - Seine Freunde nannten ihn Hölder. Der 1770 in Lauffen am Neckar geborene Friedrich Hölderlin zählt zu den bedeutendsten Lyrikern des Landes. Für eine bessere Welt kämpfte der Dichter. Sein Name steht für Freiheit, Freundschaft und Revolution. Zu den Kumpels von Hölder zählten Hegel und Schelling. Die drei Denker lebten in einer Männer-WG im Tübinger Stift und kamen in langen Nächten des Diskutieren und Becherns auf geniale Ideen für eine bessere Welt, die noch immer faszinieren und verblüffen. Die Musicalmacher, die im Auftrag der Stadt Lauffen den großen Sohn der Neckarstadt zum Rocken bringen, haben sich aus freundschaftlicher Sicht dem Genie genähert. Deshalb gaben sie der Show den Titel „Hölder“. Am 5. Oktober, 19.30 Uhr, ist Stuttgart-Premiere im Theaterhaus.

Musical war ein „Höhepunkt des gesamten Hölderlin-Jahres“

Als „Höhepunkt des gesamten Hölderlin-Jahres 2020“ ist das Musical gefeiert worden. Nach einer coronabedingten Zwangspause, der die geplante Tour durch verschiedene Hölderlin-Städte zum Opfer fiel, kommt das Stück nun endlich in den großen Saal des Theaterhauses. „Hölderlin ging es um den unmittelbaren Zugang der Menschen zur Natur“, sagt Götz Schwarzkopf, der zentrale Autor und Komponist des Rockmusicals, der zudem in einer der Hauptrollen zu sehen und zu hören ist. An dem Stoff fasziniert ihn, „wie hochaktuell Hölderlin für die Fragen der heutigen Zeit ist“.

Hölders Leben bietet viel vom dem, was ein Drama ausmacht. Der Klosterschüler, der Rätsel aufgab, brannte für die Ideale der Französischen Revolution, war unglücklich verliebt und hatte eine unselige Mutter. Die Geschichte des Musicals beginnt in der heutigen Zeit: In einer Schulklasse wird „Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus“ besprochen – ein Manifest des Denker-Trios Hölderlin, Hegel und Schelling. Lotta und ihr Freund Robin aber interessieren sich mehr für Fridays for Future und für ihre persönlichen Probleme – bis ihnen klar wird, dass der Dichter vor über 200 Jahren Antworten auf Fragen von heute gegeben hat.

Stuttgarter Musicalschule JAS wirkt mit bei der Aufführung im Theaterhaus

Melisa Özel spielt die weibliche Hauptrolle seit der Premiere in Lauffen vor anderthalb Jahren. Sie hat – wohl ausgelöst von Hölder – ihren gut bezahlten Job an den Nagel gehängt, um professionelle Musicaldarstellerin zu werden. Seit ein paar Monaten ist sie Schülerin der Stuttgarter Musicalschule JAS. Von dort kommen auch die Profis, die bei der Aufführung im Theaterhaus als Begleitchor dabei sind – bei den ersten Aufführungen waren es große Schulchöre.

Götz Schwarzkopf, der als Mediengestalter und Musiker tätig ist, hatte einst das Hölderlin-Gymnasium in Lauffen besucht, den Dichter aber erst später richtig kennen und schätzen gelernt. Als ihn die Stadt am Neckar fragte, ob er zum 250. Geburtstag ein Musical über Hölderlin schreiben wolle, konnte er noch nicht ahnen, was für ein Erfolg dies werden sollte. Der Musical-Marktführer Stage Entertainment, der ebenfalls am 5. Oktober mit „Tanz der Vampire“ die erste Premiere im SI-Centrum nach 18-monatigem Lockdown feiert, ist immer auf der Suche nach neuen Stoffen, die Erfolg versprechen. So emotional ergreifend sei das Leben von Hölderlin und seine Bedeutung für die heutige Zeit, sagt Autor Schwarzkopf, dass diese Figur sehr gut auch auf die große Bühne passe.

Es gibt noch Karten für das Theaterhaus

Nicht vom Playback, sondern live von der fünfköpfigen Band Hölders Welt wird die Musik im Theaterhaus gespielt. Mitreißende Songs, röhrende Rockgitarren, fette Beats, starke Stimmen sowie eine überraschende Lichttechnik und die sagenhaften Tänzerinnen des Ensembles La Passion erwarten die Gäste bei einer turbulenten Show mit Laien und Profis. Den durchgeknallten Herzog Carl Eugen spielt übrigens Holger Gayer, der Chef vom Dienst unserer Zeitung, der in Lauffen am Neckar lebt. Karten für die Aufführung gibt es unter https://www.theaterhaus.com oder telefonisch unter 0711 / 40 20 7-20 .