Passt nicht immer gut zusammen: Volksläufe von der Messe aus über die Felder und die tägliche Arbeit des Plieninger Landwirts Michael Gehrung. Foto: z

Bei der Animal-Messe laufen am 18. November Hundehalter mit ihren Tieren von der Landesmesse aus über die Feldwege nach Stuttgart-Plieningen. Diese regelmäßigen Volksläufe über die Äcker finden die Landwirte nicht lustig.

Plieningen/Leinfelden-Echterdingen - Die Messe hat uns doch schon so viel Fläche weggenommen“, klagt Michael Gehrung, landwirtschaftlicher Obmann in Plieningen. Er kann nicht verstehen, warum auch noch die wenigen verbliebenen Felder im südlichsten Stadtbezirk Stuttgarts genutzt werden, damit Menschen oder Tiere dort Wettrennen veranstalten – und er nicht arbeiten kann. Vom kommenden Wochenende an steht auf der Landesmesse der Messeherbst an. Dann finden innerhalb von zehn Tagen zehn Messen statt – unter anderem auch die Tiermesse „Animal“ am Samstag und Sonntag, 17. und 18. November. Ein Programmpunkt dieser Messe ist ein Hundelauf am Sonntag, bei dem Hundebesitzer mit ihren Tieren eine 4,2 Kilometer lange Entfernung zurücklegen. Die Strecke führt vom Messevorplatz aus über die Felder nach Plieningen, rund um den Langwieser See und wieder zurück zur Messe.

Initiiert hat den Hundelauf die Esslingerin Nadine Langer. Sie läuft selbst gerne und hat drei Hunde. „Ich hatte schon vor ein paar Jahren die Idee, dass es einen Volkslauf für Menschen mit Hunden geben müsste. Das Tempo ist dabei völlig egal.“ Den Hundelauf gibt es seit vier Jahren; zunächst fand er nur im Schurwald von Esslingen statt; seit dem vergangenen Jahr gibt es zusätzlich den Lauf von der Messepiazza aus über die Plieninger Felder. Im vergangenen Jahr liefen dabei 50 Menschen mit Hund mit, in diesem Jahr gibt es bereits 38 Anmeldungen. Weitere sind am Sonntag vor Ort möglich.

„90 Prozent der Hundehalter benehmen sich schlecht“

Die Landwirte in Plieningen finden das wenig amüsant: „Wir brauchen nicht noch mehr von der Messe in Plieningen“, sagt Gehrung. Die Bauern reagieren so empfindlich, weil sie in den vergangenen Jahren mehrfach Flächen für den Bau der Landesmesse sowie für das Bahnprojekt Stuttgart 21 hergeben mussten. Die zusätzliche Nutzung der Felder für Wettkämpfe stößt ihnen deshalb übel auf: der jährliche Frauenlauf bei der Frühjahrsmesse, das 24-Stunden-Mountainbike-Rennen – und nun auch noch der Hundelauf im Herbst.

„Die Leute trampeln über unser Getreide und Gemüse. Außerdem haben wir sowieso schon ein Problem mit den allermeisten Hundebesitzern: Etwa 90 Prozent nehmen die Häufchen von ihren Tieren nicht wieder mit“, sagt Michael Gehrung. Die Landwirte seien nicht generell gegen Hunde, schließlich hätten viele Bauern selbst welche: „Aber wir erleben zu oft, dass sich die Hundehalter schlecht benehmen.“

Hundehalter müssen Häufchen einsammeln

Besonders ärgerlich für die Landwirte ist außerdem, wenn die Verantwortlichen von Volksläufen die Strecken länger absperren als nötig: „Der Frauenlauf dauert zum Beispiel nur etwa 30 Minuten am Samstagmittag. Und trotzdem wurde im vergangenen Jahr von Samstagmorgen bis Montagmorgen abgesperrt. Dann wurde es uns Bauern zu bunt, und wir haben die Absperrungen selbst entfernt, was wir eigentlich nicht dürfen“, berichtet Michael Gehrung. Auch die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes hätten in der Vergangenheit nicht immer einen guten Eindruck hinterlassen: „Die bauen ihre Stationen einfach mitten auf unseren Feldern auf.“

Beim Hundelauf passiere so etwas nicht, versichert Nadine Langer: „Wir markieren die Strecke mit Kreidespray auf dem Boden. Dieses Spray wird beim nächsten Regen sofort weggewaschen.“ Pfeiler mit rot-weißem Flatterband müsse sie sowieso nur wenige aufstellen – und die wenigen räume sie direkt nach dem Lauf wieder weg. Bezüglich Hundehäufchen müssten sich die Bauern ebenfalls keine Sorgen machen: „In der Regel müssen Hunde kein Häufchen machen, während sie schnell laufen. Und wenn es doch passiert, sind die Hundehalter angehalten, die Häufchen einzusammeln.“ In den Startunterlagen seien auch Kotbeutel enthalten. Falls die Hundehalter ein Häufchen übersehen, würde sie dieses nach dem Lauf ebenfalls einsammeln.

Genehmigen muss der, bei dem die Veranstaltung beginnt

Kurios bei allen Volksläufen von der Messe über die Plieninger Felder findet Michael Gehrung, dass die Stadt Leinfelden-Echterdingen für die Genehmigung zuständig ist – und nicht etwa die Stadt Stuttgart, auf deren Gemarkung der längere Teil der Läufe stattfinde. „Die Stadt L.-E. muss den Hundelauf genehmigen, weil der Start auf der Messe-Piazza ist, und die liegt auf Gemarkung L.E.“, sagt Gisela Fechner, Sprecherin der Stadt Leinfelden-Echterdingen. Allerdings sei sowohl das Bezirksamt von Plieningen und Birkach als auch die Stadt Stuttgart von den Mitarbeitern aus L.-E. informiert worden. „Wir haben um eine Stellungnahme oder entsprechende Auflagen gebeten, die in die Genehmigung aufgenommen werden“, sagt Fechner. Bisher seien jedoch keine Stellungnahmen von den Stuttgarter Nachbarn in Leinfelden-Echterdingen eingegangen.

Eine Sprecherin der Stadt Stuttgart bestätigt dies: „Zuständige Genehmigungsbehörde ist immer diejenige, auf der die Veranstaltung beginnt. Da aber auch die Stuttgarter Gemarkung betroffen ist, werden wir von Leinfelden-Echterdingen angehört.“ Sowohl von der Stadt Stuttgart als auch von der Stadt Leinfelden-Echterdingen bestünden jedoch keine Bedenken gegen den Hundelauf. Beschwerden von Landwirten oder Bürgern seien bei den Städten ebenfalls nicht eingegangen. Die entsprechende Stellungnahme an die Kollegen aus Leinfelden-Echterdingen sei bereits auf dem Weg, sagt die Stuttgarter Pressesprecherin.

Der Hundelauf beginnt am Sonntag, 18. November, 14 Uhr, auf dem Messevorplatz. Bis Donnerstag kostet die Anmeldung 30 Euro, zuzüglich fünf Euro Pfand für den Zeitmesser. Darin inbegriffen ist der Messeeintritt. Die Anmeldung ist möglich unter www.hundelauf-esslingen.de. Nachmeldungen am Wochenende vor Ort sind ebenfalls möglich und kosten 45 Euro plus fünf Euro Pfand.