Innerhalb von wenigen Wochen müssen 17 Kinder aus der Kita an der Körschstraße ausziehen. Künftig sollen sie an der Osumstraße betreut werden, fordert die Stadt. Foto: dpa

Die Stadt hat mit der Schließung des Körschkindergartens in Stuttgart-Plieningen nicht nur die Eltern provoziert. Sie hat auch eine absurde Entscheidung für den Stadtbezirk getroffen. Denn Kitaplätze sind in Plieningen Mangelware. Ein Kommentar von unserem Autor Cedric Rehman.

Plieningen - Die Elternschaft des Körschkindergartens war es gewohnt, auf Post von der Stadt zu warten. 2015, als die Kinder über einen üblen Geruch in der Tagesstätte an der Körschstraße klagten und die Stadt Mitarbeiter zur Untersuchung schickte, dauerte es, bis die Eltern Auskunft bekamen, ob wirklich etwas in der Luft lag.

Zwei Jahre später – diesmal ging es um nichts Geringeres als die Zukunft der Kita – begnügten sich Mitarbeiter der Stadt zunächst damit, den besorgten Eltern Andeutungen zu machen nach dem Motto: Es kommt etwas auf euch zu, aber Genaues weiß niemand. Dann flatterte der Paukenschlag in Form eines Schreibens aus dem Jugendamt in die Briefkästen der betroffenen Eltern.

Eltern laufen Sturm – zu recht

Nicht einmal mehr ein Monat, dann würden ihre Kinder an einer anderen Tagesstätte betreut, wurde ihnen mitgeteilt. Der Zeitraum von wenigen Wochen für die Umstellung scheint dabei so knapp bemessen, dass den Eltern kaum mehr die Zeit bleibt, andere Optionen auszuloten. Etwa die Anmeldung in einer Kindertagesstätte, die sich die Eltern selbst aussuchen. Sie scheint schon dürftig für nun notwendige Überlegungen, wie der Nachwuchs künftig in die weiter entfernte Kita kommt.

Immerhin, am 1. März will die Stadt vor Ort sich den Fragen der Eltern und wohl auch ihrer Wut stellen. Bürgerfreundliche Kommunikation geht dennoch anders. Der Vorwurf, die Eltern überrumpelt zu haben, muss sich das Jugendamt nun gefallen lassen. Denn es scheint fast so, als wollte niemand im Bezirk schlafende Hunde wecken. Dass nun die Bezirksbeiräte Sturm laufen gegen die Schließung einer Kita im Bezirk, scheint ausgemacht. Seit Jahren fordern sie mehr Kitaplätze im Bezirk. Aus ihrer Sicht ist die Schließung einer Kindertagesstätte in Zeiten, in denen Eltern mehr Kitaplätze verlangen, eine absurde Entscheidung. Sicher, Erzieher lassen sich nicht backen. Aber dass der Stadt nichts anderes einfällt, als dem Bezirk eine Kita wegzunehmen, ist nicht nur fantasielos. Es ist ein Offenbarungseid.