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Gemeinderat will Verlagerung nach Bad Cannstatt noch nicht zum Ziel erklären.

Stuttgart - OB Wolfgang Schuster ist beseelt von der Idee, dem Planetarium neben dem geplanten Mobilitäts-Erlebniszentrum in Bad Cannstatt eine neue Heimat zu geben. Doch der Gemeinderat hat ihm jetzt einen Warnschuss verpasst.

 

Am Dienstag noch in Brüssel, an diesem Mittwochmorgen wohl im Kleinen Sitzungssaal im Rathaus: OB Wolfgang Schuster muss im Verwaltungsausschuss in die Bütt, muss um sein Planetarium-Projekt kämpfen. Denn am Dienstag im Technik-Ausschuss lief es nicht gut dafür.

Schusters Mitarbeiter Reinhard Schlossnikel wollte den Auftrag abholen, den Plan für ein zukunftsfähiges Planetarium "in Synergie mit einem Science Center" an der Mercedesstraße weiter zu entwickeln, die Kooperation mit der am Science Center interessierten Porsche AG vorzubereiten und all dies reif für den entscheidenden Beschluss im Gemeinderat zu machen. Doch die Stadträte scheuten vor diesem Zielbeschluss wie ein Springpferd vor dem Hindernis.

Planetarium trotz S21-Baustelle?

Auf Antrag von Michael Kienzle (Grüne) und auf einhelligen Beschluss des Gremiums soll ein Gutachter auch vertieft eine zweite Variante prüfen: dass das Planetarium im Schlossgarten bleibt, obwohl dort die Großbaustelle für Stuttgart21 vielleicht die Sterne zittern lässt. Kienzles Kalkül: Ehe man sich binde, müsse man wissen, was die Neugründung des Planetariums am alten Standort an Kosten nach sich ziehen würde, was während des S-21-Baus betrieblich möglich wäre - und was bei einem Umzug nach Cannstatt aus der alten Hülle werden könnte. Man müsse eine Alternative haben, falls die Porsche AG im Frühjahr mit der Entscheidung, ob sie das Science Center realisiert, unakzeptable Wünsche verbinde.

Andere Fraktionen zweifelten noch stärker Schusters These an, dass ein Umzug des Planetariums wegen S21 notwendig sei. Wenn der Neubau in Cannstatt Anfang 2016 beziehbar sei, hätte das Sternentheater im Schlossgarten das Schlimmste durch S21 schon hinter sich, meinte Roswitha Blind (SPD). "Die Bauzeit von S21 ist einmal vorbei, dann ist der alte Standort des Planetariums wieder ein 1a-Standort", sagte auch Jürgen Sauer, der offene Fragen in der Vorlage kritisierte. Für die CDU sei die Beibehaltung eine "ernsthafte Alternative". Entscheiden könne man noch nach dem Porsche-Signal, denn ein Junktim gibt es nach Schlossnikels Auskunft nicht. Die Entkoppelung beider Einrichtungen sei richtig, sagte Sauer. Man müsse Porsche bitten, zu bauen, und zugleich sagen, dass die Stadt sich die Option Planetarium in Cannstatt offen halte.

Das Konzept für Cannstatt inhaltlich ein "Sammelsurium"

Der finanzielle Rahmen verschärfte die Bedenken. Bei den Etatberatungen ringt man um einen genehmigungsfähigen Haushalt 2012/2013. Der Neubau des Planetariums soll 2013 beginnen. Der Aufwand wird von der Verwaltung mit fast 15 Millionen Euro in einem Zeitraum von zehn Jahren beziffert. Am alten Standort würden binnen zehn Jahren sogar 20 Millionen Euro nötig.

Eingerechnet ist hier ein erhöhtes Defizit, doch das halten manche Stadträte für ungerecht: Höhere Eintrittspreise und mehr Besucher könne man mit einem erneuerten Planetarium auch im Schlossgarten erzielen. Zudem seien die angeblichen betriebswirtschaftlichen Synergieeffekte in Cannstatt nicht nachgewiesen. Die Verwaltung verwies zwar auf gemeinsam nutzbare Flächen, doch auch da hakte die SPD ein. Wichtige Räume, die das Planetarium heute noch habe, würden "wegsynergiert", sagte Blind. Die Kostenrechnung sehe wie eine Milchmädchenrechnung aus. Vor allem aber: Die Millionen habe man nicht, sagte Gangolf Stocker (SÖS/Die Linke). Der alte Standort sei optimal, das Konzept für Cannstatt inhaltlich sowieso ein "Sammelsurium".

Einen Zielbeschluss will der Technik-Ausschuss erst im April oder Mai fassen. Heute berät der Verwaltungsausschuss, morgen der Gemeinderat.