Im Zuge der Olympiaplanungen gab es einst Überlegungen, die Stadtteile näher an den Fluss zu bringen. Foto: Storck/Baumann

Der Stadtbezirk Stuttgart-Ost liegt zwar von den Stadtbezirksgrenzen her direkt am Neckar. Trotzdem kann keine Rede sein von einem Leben am Fluss. Neue Pläne sollen das jetzt ändern.

S-Ost - Der Stadtbezirk Stuttgart-Ost liegt zwar von den Stadtbezirksgrenzen her direkt am Neckar. Trotzdem kann keine Rede sein von Leben am Fluss. Die Ost-Einwohner haben kaum eine Chance, ans Ufer zu gelangen. Und wenn, müssen sie auf die andere Flussseite, nach Bad Cannstatt.

Einige Beispiele dafür, wie fern der Neckar den Menschen im Osten ist: Wer an schönen Sommertagen den Freibadbereich des beliebten Mineralbads Leuze besucht, ist ganz nah am Fluss. Zu sehen ist er allerdings von der Liegewiese aus nicht. Nur diejenigen, die sich der unansehnlichen Betonmauer nähern, die auf der einen Seite den Badbereich abgrenzt, stellen überrascht fest, dass sie sich ja direkt am oder besser gesagt über dem Flussufer befinden. Der Lärm der nahen und viel befahrenen Bundesstraße ist dafür um so präsenter.

Radfahrer müssen weit fahren

Oder: Der Stadtteil Gaisburg grenzt zwar direkt an den Neckar, ist aber durch die Bundesstraße, das Gelände des Kraftwerks Gaisburg und das weitere EnBW-Areal beim Gaskessel völlig vom Ufer abgeschnitten. Radfahrer aus dem Stadtteil, die am Wochenende eine Tour auf dem Neckarradweg machen wollen, müssen erst einmal weit fahren, um überhaupt dorthin zu gelangen. Der kürzeste Weg führt auf der Talstraße über die viel befahrene Gaisburger Brücke hinüber auf die Seite des Neckarparks. Dort gibt es zwar vielstufige Treppenabgänge zum Uferweg. Wer sein Rad aber nicht hinunterschleppen will, muss bis zur Zufahrt zum Cannstatter Wasen fahren, um von dort am Campingplatz den Neckarradweg zu erreichen. Die Alternativroute führt auf Straßen quer durch Ostheim zum Park der Villa Berg und von dort weiter zum Neckar.

Während es für den Neckarpark auf der Cannstatter Seite des Flusses viele und große Pläne gibt, hat sich bisher niemand des anderen Flussufers angenommen. Im Zuge der – kläglich gescheiterten – Überlegungen für Olympische Spiele in Stuttgart hatte es einmal Ideen für neue Verbindungen zwischen dem Neckarpark und Stuttgart-Ost gegeben. Diese Pläne sind aber längst verschwunden und vergessen.

Liegewiese bis zum Ufer

Die SPD Stuttgart-Ost hat sich bei ihrer Mitgliederversammlung mit der „Stadt am Fluss“ beschäftigt und eine städtebauliche Vision entwickelt, die nach der Sommerpause auch in den Bezirksbeirat eingebracht werden soll. Ziel ist, die Stadtteile Berg und Gaisburg an den Fluss zu bringen. Ganz konkret wird gefordert, die erwähnte Mauer im Leuze abzureißen, sodass die Liegewiese sich bis zum Ufer erstrecken könnte. Langfristig wird die Überwölbung der B 10 vom jetzigen Tunnelmund bestenfalls bis zur Gaisburger Brücke angestrebt, auch eine eventuelle Bebauung des Deckels. Im Bereich der Einmündung Poststraße ist das Ziel der SPD, „vom Park der Villa Berg (über das Schlangenwegle oder den Aufzug im Mühlenviertel) hier zu Fuß an (und später über) den Neckar zu gelangen“, heißt es in dem Antrag. „Der bei der sehr attraktiven Planung des Cannstatter Ufers auf Höhe des Wasens angedachte Steg über den Neckar wird umgehend geplant und in die Finanzierung aufgenommen“, lautet eine weitere Forderung.

Um eine Grünverbindung von der Waldebene Ost über den Bruckenschlegel, den Gaisburger Friedhof und die Klingenbachanlage zum Neckar zu schaffen, wird ein weiterer Grünabschnitt über den Schlachthofplatz, das Regenüberlaufbecken und den nordwestlichen Teil des Kohlelagers des Kraftwerks angeregt. Die Vision der Sozialdemokraten geht sogar bis zu einem neuen Stadtteil auf dem Kohlelager, der den Namen Schiffslände tragen soll.