Gökay Sofuoglu ist Bundesvorsitzender der türkischen Gemeinde in Deutschland, Sozialarbeiter im Haus 49 und bei der Bildungsreihe Impuls zu Gast. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In ihrer ökumenischen Bildungsreihe „ImPuls“ widmen sich die Kirchen in Stuttgart-Nord der Flüchtlingsthematik. Die Referenten beleuchten das Thema aus der christlichen, islamischen und jüdischen Perspektive. Zum Auftakt kommt Gökay Sofuoglu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland.

S-Nord - Schon seit vielen Jahren stellen die christlichen Kirchengemeinden in Stuttgart-Nord die ökumenische Bildungsreihe „ImPuls“ auf die Beine. „Wir möchten mit der Reihe Themen aufgreifen, die den Menschen unter den Nägeln brennen“, sagt Christine Göttler-Kienzle. Sie ist Gemeindereferentin der katholischen Kirchengemeinde Sankt Georg. Der Name der Reihe ist dabei durchaus doppeldeutig zu verstehen: „Wir wollen am Puls der Zeit sein mit unseren Veranstaltungen“, sagt Göttler-Kienzle. Gleichzeitig sollen aber auch Impulse gesetzt werden.

„Im Angesicht des Fremden“ ist das aktuelle Programm der Bildungsreihe überschrieben. An mehreren Abenden werden Herausforderungen an die Religionsgemeinschaften behandelt. Der Gedanke der Ökumene bezieht sich dabei nicht allein auf die christlichen Konfessionen, sondern umfasst die drei großen monotheistischen Religionen Christentum, Islam und Judentum. In Kernfragen gebe es zwar substanzielle Unterschiede zwischen diesen drei Glaubensgemeinschaften, heißt es in der Begleitschrift zu der Veranstaltungsreihe, sie würden aber auch viele Grundsätze und Werte teilen. Extremistische Strömungen in den Religionen würden das Trennende teils so radikal betonen, dass das Zusammenleben mit Andersgläubigen dem göttlichen Willen zuwider erscheine.

Zum Auftakt kommt der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland

„Wir wollen in der Reihe auch Themen angehen, die unbequem sind“, sagt Christine Göttler-Kienzle. Zunächst sind drei Termine bis Juli geplant, erklärt Jochen Maurer, der Pfarrer der Erlöserkirche und geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Nord. Bei der ersten Veranstaltung am Donnerstag, 28. April, 19.30 Uhr, zum Thema „Integration – voneinander lernen ist nicht gleich werden“ ist Gökay Sofuoglu der Referent im Gemeindezentrum St. Georg an der Heilbronner Straße 131. Er arbeitet als Sozialarbeiter im Haus 49, dem Internationalen Stadtteilzentrum in Stuttgart-Nord, und ist Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. An dem Abend soll der Frage nachgegangen werden, was Integration bewirken sollte. Sofuoglu geht davon aus, dass voneinander zu lernen die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit verbindet und so die Basis für ein friedliches Miteinander schafft.

„Was erleben die Flüchtlinge, die hier ankommen?“ Das ist die zentrale Frage der zweiten Veranstaltung am 30. Juni in der Waldkirche, Am Kräherwald 173, sagt Jochen Maurer. Dazu ist der Pfarrer der Arabischen Evangelischen Gemeinde Stuttgart, Hanna Josua, zu Gast. Unter dem Titel „Geflohen – und wo ankommen?“ geht es um die religiöse und soziale Lage der nach Deutschland geflüchteten Christen. Diese Menschen fänden sich hierzulande gleich in doppelter Hinsicht als Minderheit wieder: einerseits als Immigranten in der deutschen Gesellschaft, andererseits als Christen unter den überwiegen muslimischen Flüchtlingen. Vor diesem Hintergrund informiert Hanna Josua über die Situation der Menschen in ihren Herkunftsländern und darüber, wie es ihnen in den Flüchtlingsunterkünften in Deutschland ergeht.

Barbara Traub präsentiert die jüdische Perspektive auf das Flüchtlingsthema

Bei der dritten Veranstaltung am 21. Juli wird Barbara Traub im Gemeindehaus Erlöserkirche, Birkenwaldstraße 26, erwartet. Sie ist die Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg sowie Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Sie wird uns den Blick der jüdischen Gemeinde auf das Thema Flüchtlinge vorstellen“, sagt Jochen Maurer. Unter dem Titel „Ja zu Flüchtlingen – Nein zur Zunahme antisemitischer Vorurteile“ geht es um die jüdische Gemeinschaft zwischen Willkommenskultur und Wachsamkeit. Dabei soll das Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft zu Minderheiten aus jüdischer Perspektive beleuchtet, aber auch die teils extremen Haltungen muslimischer Gruppen zu Israel und zum Judentum thematisiert werden. „Uns ist es wichtig, einen differenzierten Blick zu schulen“, sagt Christine Göttler-Kienzle. Auch im Herbst soll die Bildungsreihe unter der Thematik „Im Angesicht des Fremden“ fortgesetzt werden, sagt Jochen Maurer. Damit stehen die Abende ganz in der Tradition der ökumenischen Veranstaltungsreihe: „Das Interesse in der Nordgemeinde ist schon immer groß gewesen, sich nicht nur zum Kaffeetrinken zu treffen“, sagt Fritz Röhm. Er arbeitet schon seit rund 50 Jahren an der Reihe mit. Dabei gehe es immer auch um die Verantwortung der Christen in der Gesellschaft, erklärt Röhm: „Wir wollen nicht nur im eigenen Saft rühren.“

Die Veranstaltungen der Bildungsreihe „ImPuls“

Donnerstag, 28. April, 19.30 Uhr, Gemeindezentrum St. Georg, Heilbronner Straße 131: „Integration – voneinander lernen ist nicht gleich werden“ mit Gökay Sofuoglu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland und Sozialarbeiter im Internationalen Stadtteilzentrum in Stuttgart-Nord Haus 49

Donnerstag, 30. Juni, 19.30 Uhr, Waldkirche, Am Kräherwald 173: „Geflohen – und wo ankommen? Zur religiösen und sozialen Lage der nach Deutschland geflüchteten Christen“ mit Hanna Josua, Pfarrer der Arabischen Evangelischen Gemeinde Stuttgart

Donnerstag, 21. Juli, 19.30 Uhr, Gemeindehaus Erlöserkirche, Birkenwaldstraße 26: „Ja zu Flüchtlingen – Nein zur Zunahme antisemitischer Vorurteile. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland zwischen Willkommenskultur und Wachsamkeit“ mit Barbara Traub, Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg sowie Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland