Die Bandenmitglieder hatten es unter anderem auf Luxusuhren abgesehen. Foto: Max Kovalenko

Ein 37-jähriger Mann steht als mutmaßliches Mitglied einer Räuberbande vor dem Landgericht Stuttgart. Die Gruppe hat mehrere Juweliere überfallen. Dabei ging sie brutal vor.

Stuttgart - Dieser Kunde sah komisch aus mit seiner Perücke und der großen Brille. Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb dem 67 Jahre alten Inhaber des Juweliergeschäfts an der Calwer Straße in der Stuttgarter Innenstadt indes nicht. Der angebliche Kunde zog eine Schusswaffe. Der Inhaber ging auf den Mann los, es löste sich ein Schuss. Ein Komplize des Räubers kam dazu, er trug einen Motorradhelm und schwang einen Vorschlaghammer. Er wollte sich an Uhren und Schmuck bedienen. Durch die Rangelei gaben die Männer ihren Plan auf. Sie flohen ohne Beute auf einem Motorroller.

So geschehen um die Mittagszeit am 1. Oktober 2014. Jetzt steht ein 37 Jahre alter Mann aus Belgrad vor der 17. Strafkammer des Landgerichts. Er soll Mitglied einer bundesweit agierenden, serbischen Bande sein, die sich auf Juwelierüberfälle spezialisiert hat. Der Angeklagte, so heißt es in der Anklage von Staatsanwalt Thomas Schek, sei für die Bereitstellung der Fluchtfahrzeuge, meist waren es Motorroller, zuständig gewesen.

Der Überfall in München war besonders brutal

Allein 2014 werden dem Mann und seiner Gruppe drei weitere Überfälle in München, Duisburg und Braunschweig zugerechnet. In einer Nachtragsanklage führt die Anklage einen Raubzug in Köln aus dem Jahr 2009 auf. Vor allem der Überfall in München im Juni 2014 lief brutal ab. Der erste Täter schlug dem Sohn des Inhabers die Pistole ins Gesicht, der zweite Mann schlug mit dem Vorschlaghammer zu. Die Beute aus den fünf Überfällen, vor allem Luxusuhren und Schmuck, beläuft sich auf mehr als 600 000 Euro Einkaufswert.

Mehrere Bandenmitglieder sind bereits verurteilt. Der Angeklagte, der schon in Barcelona wegen eines Raubs verurteilt und dann nach Stuttgart ausgeliefert wurde, will vorerst keine Angaben machen. Auf ihn kommt offenbar eine weitere Anklage wegen eines Raubs in Zürich zu. Dort habe man DNA-Spuren von ihm sichergestellt, heißt es. Am 19. April soll ein verurteiltes Bandenmitglied gehört werden.