Im Frühjahr 2022 wurde ein Airbus A321 neo auf den Namen Murrhardt getauft. Foto: privat/Tobias Gudat

In Murrhardt hat man sich über die Taufe eines Airbus gefreut – nun wurde bekannt: Der Jet hieß schon kurz darauf wieder anders. Andere Flugzeuge tragen noch die Namen von Städten aus der Region.

Eine Kleinstadt geht in die Luft – das ist alles andere als alltäglich. Möglich machen es die Taufnamen von Flugzeugen der Lufthansa. Im Frühjahr des vorigen Jahres war die Freude in Murrhardt groß, als ein neuer Airbus A 321 neo nach der 14 000-Einwohner-Stadt im Rems-Murr-Kreis benannt wurde. Nun wurde jedoch bekannt: Der Jet hieß nur kurze Zeit so. Offenbar schon wenige Wochen nach seiner Taufe erhielt der Flieger einen anderen Namen. Dies ist ungewöhnlich, meist sind die Flugzeuge jahrelang mit ihrem Taufnamen in der Luft. Immerhin sollen die Städtenamen auf den Flugzeugen laut Lufthansa „die Verbundenheit zum Heimatstandort Deutschland“ zum Ausdruck bringen.

Dies geht so weit, dass der Taufname selbst nach dem Aus eines Flugzeuges weiterlebt: „Einmal in den Kreis der Patenstädte aufgenommen, geht der Name auf ein neues Flugzeug über, wenn die ursprünglich getaufte Maschine aus der Flotte ausscheidet“, so eine Pressesprecherin der Lufthansa.

Was das Städtchen Murrhardt getan hat, um aus der Liste der Namenspaten gestrichen zu werden, ist nicht bekannt. Die Unternehmenssprecherin bestätigt lediglich, dass der Airbus mit der Kennung D-AIEM inzwischen den Namen „Hamm“ trägt, „diese Umbenennung ist in der Tat sehr ungewöhnlich“. Derzeit trage kein Lufthansa-Flugzeug mehr den Namen Murrhardt, und „zum aktuellen Zeitpunkt liegen uns noch keine Informationen darüber vor, wann es wieder eine ‚Murrhardt’ geben wird“.

So vergibt die Lufthansa Städtenamen auf ihren Flugzeugen

Bei der Lufthansa werden Taufnamen für Flugzeuge immer abhängig von der Größe der jeweiligen Städte vergeben. Ein riesiger Jumbojet wird also niemals den Namen einer Kleinstadt tragen. Der Name der baden-württembergischen Landeshauptstadt beispielsweise prangt auf einem Airbus A 350-900. In dem hochmodernen Passagierjet finden 293 Passagiere Platz, die „Stuttgart“ hatte im Jahr 2017 ihren Erstflug. Von der Flugzeuggröße her – Badener werden sich freuen – liegt die Landeshauptstadt damit gleichauf mit Karlsruhe. Den Namen der Fächerstadt trägt nämlich ein Flugzeug desselben Typs, das seinen Erstflug rund ein Jahr später als die „Stuttgart“ hatte. Die Taufnamen kleinerer Flugzeuge lauten entsprechend auf kleinere Städte. Ein Canadair-Regionaljet ist beispielsweise nach Tuttlingen (35 000 Einwohner) benannt.

Ein anderer Jet der Lufthansa trägt sogar den Namen des Landes Baden-Württemberg. Wie es sich gehört, prangt er auf einem Jumbojet, der vielen Flugzeugfans als „Königin der Lüfte“ gilt. Die Boeing 747-830 mit der Kennung D-ABYG wird im März genau zehn Jahre alt: Im Boeing-Werk in Everett im US-Bundesstaat Washington gebaut, ist der Jumbo im März 2013 ausgeliefert worden. Während der Coronapandemie, welche auch die Luftfahrtbranche in eine Krise stürzte, war der Jet zeitweise in Frankfurt eingemottet worden. Inzwischen fliegt die „Baden-Württemberg“ wieder. Der vierstrahlige Airliner wird auf Langstreckenflügen eingesetzt und bringt von Frankfurt aus regelmäßig gut 360 Passagiere etwa nach Miami, Shanghai oder Los Angeles.

Die erste „Fellbach“ wurde inzwischen verschrottet

Auch weitere Flugzeuge der Lufthansa haben in diesem Jahr Jubiläen – etwa die „Fellbach“, ein Airbus A 319, der im Juli seit einem Vierteljahrhundert durch Europa fliegt. Dieser Flieger war zeitweise von Eurowings gechartert worden; derzeit fliegt er aber wieder von München aus für die Lufthansa, beispielsweise nach Brüssel, Düsseldorf, Hamburg oder Warschau.

Der Airbus ist allerdings nicht die erste Maschine mit dem Namen „Fellbach“: Bereits im Jahr 1990 wurde ein Lufthansa-Jet auf diesen Namen getauft. Am Tag der Zeremonie gehörten damals sogar vier Fellbacher zur Crew der Maschine. Acht Jahre später ging die A310 jedoch an die Bundeswehr, wo sie einige Zeit lang als Tank- und Transportflugzeug diente. Als Militärflugzeug trug sie den Taufnamen „August Euler“. Dieser Airbus wurde dann 2021 verschrottet, nach 31 Jahren in der Luft.

Stuttgart und die Region als Namenspaten

Taufe
 Im Jahr 1960 wurde erstmals eine Lufthansa-Maschine getauft. Bei der Vergabe orientiert sich Lufthansa an der historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Ortes. Auch Städte, die in besonderer Weise mit der Luftfahrt oder Lufthansa verbunden sind, finden Berücksichtigung.

Patenschaften
 Folgende Taufnamen von Städten aus der Region prangen auf den Flugzeugen der Lufthansa – in Klammern dahinter die jeweilige Kennung:

Airbus A 319-100 Aalen (D-AIBB)Fellbach (D-AILX) Kirchheim unter Teck (D-AIBG) Sinsheim (D-AIBF)

Airbus A 320 Backnang (D-AIQU)Böblingen (D-AIZI)Heidenheim / Brenz (D-AINK) Leinfelden-Echterdingen (D-AIZO)Schwäbisch Gmünd (D-AIZD)Sindelfingen (D-AIZG)

Airbus A 321 Esslingen (D-AIDG) Göppingen (D-AISN) Heilbronn (D-AIRW) Reutlingen (D-AIDL)

Airbus A 350-900 Stuttgart (D-AIXB)Karlsruhe (D-AIXK)

Boeing 747-830 Baden-Württemberg (D-ABYG)