Die Pläne für den Neubau stammen von dem Stuttgarter Büro Bodamer Faber. Die Fassade soll noch einmal überarbeitet werden, um das Gebäude aufzulockern. Foto: Bodamer Faber

Die Baugenossenschaft Friedenau hat ihre Pläne für den Neubau am Möhringer Bahnhof vorgestellt. Den Bezirksbeiräten haben die nicht gefallen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht.

Möhringen - So hat sich das Walter Ulz nicht vorgestellt. Ungewohnt heftig kritisierte der CDU-Bezirksbeirat am Mittwoch den geplanten Neubau der Friedenau am Möhringer Bahnhof. Seine Kritik richte sich nicht gegen die Baugenossenschaft, die lediglich geltendes Recht umsetze, sondern gegen die Stadt, betonte Ulz.

Die Stadt wollte das Grundstück nicht

Es ging um das Grundstück südlich der Gleise am Bahnhof. Die Baugenossenschaft Friedenau hat das Areal gekauft. Demnächst entsteht dort ein 61 Meter langes, 14 Meter breites und 14 Meter hohes Mehrzweckgebäude inklusive Tiefgarage mit 22 Stellplätzen. Das Gebäude schließt direkt an die Gleise an. Zwar betonte der Architekt den „schwebenden Charakter“ dank des zurückgenommenen Sockelgeschosses, die „Leichtigkeit“ dank der großen Glasfassaden und die „fließende Struktur“ dank abgerundeter Ecken. Ulz bezeichnete es dennoch als „Klotz“, und seine Mitstreiter im Bezirksbeirat sahen es ähnlich. „Dieser Neubau verschandelt das Entree unseres Stadtteils. Wir hätten dort so einen schönen Platz haben können. Die Chance war da, aber die Stadt wollte nicht“, sagte Ulz.

Was er damit meinte, war die Möglichkeit, das Grundstück zurückzukaufen. Die Bietigheimer Wohnbau und der Strenger Gruppe hatten das Areal vor einiger Zeit für 400 000 Euro von den Stuttgarter Straßenbahnen gekauft, dann aber das Interesse an der Fläche verloren. Die Stadt hätte das Grundstück für 300 000 Euro haben können. Aber die Verwaltung lehnte ab. Der Rückkauf der Fläche widerspreche der städtischen Immobilienstrategie. Denn es sei nicht die Aufgabe der Stadt Neubauten zu erstellen, um sie dann überwiegend an Dritte zu vermieten, so die Begründung.

Friedenau baut acht Wohnungen

Die Friedenau hat ihr Baugesuch im September eingereicht. Wenn alles gut läuft, könnte der Neubau Mitte 2021 fertig sein. Geplant sind Büroflächen im ersten und zweiten Stock des Neubaus. Diese wird die Baugenossenschaft zum Teil selbst nutzen. Im Obergeschoss sind acht Wohnungen geplant. Auch das stimmte die Räte skeptisch. Ob weitere Büros in Möhringen erforderlich seien, stellten sie in Frage. Und acht neue Wohnungen empfanden sie geradezu lächerlich, vor dem Hintergrund der vielen neuen Wohnungen, die im Stadtbezirk in den vergangenen Jahren entstanden sind.

Ein schlechter Deal also für Möhringen, resümierten die Lokalpolitiker. „Und wir als Bezirksbeiräte werden dafür die Prügel bekommen, obwohl wir dagegen waren. Wir wollten, dass die Stadt das Grundstück kauft“, sagte Ulz und fügte hinzu: Wenn die Meinung der Lokalpolitiker vor Ort nichts wert sei, könne man sich die Sache auch gänzlich sparen.

Neues Zuhause für die Fahrradstation

Aber der Neubau hat auch sein Gutes. Das wurde von den Lokalpolitikern ausdrücklich betont und gelobt. Denn die Zukunft der Fahrradstation scheint gesichert. Derzeit ist die Einrichtung des Sozialunternehmens Neue Arbeit in einem Schuppen beim Möhringer Bahnhof untergebracht. Dort kann sie aber nicht mehr lang bleiben, weil auch dieses Grundstück bebaut wird. Nun soll die Fahrradstation in das Erdgeschoss des Friedenau-Neubaus einziehen. Auf einer Seite des Haupteingangs ist die Werkstatt geplant, auf der anderen ein Parkhaus für die Drahtesel. Zudem wird es im Erdgeschoss des Neubaus auch öffentlichen Toiletten geben. Beides seien Auflagen der Stadt gewesen, sagte Heinz-Joachim Robels, geschäftsführende Vorstandsmitglied der Friedenau. Er ergänzte: „Die Stadt hat von uns ein Mietangebot bekommen, eine Antwort habe ich noch nicht.“ Zudem sei man im Gespräch mit der städtischen Musikschule, die mehr Räumen brauche.

Pläne gibt es auch für den Filderbahnplatz. Für den Verkehr entsteht auf Höhe des alten Bahnhofsgebäudes eine Wendeplatte. Die Fläche vor dem Bürgerhaus soll autofrei sein. Für den Neubau und die Umgestaltung des Filderbahnplatzes müssen zwei Kastanien gefällt werden. Die übrigen bleiben und werden mit begrünten Baumbeeten eingefasst. Alle Rasenflächen werden erhalten. Außerdem sind leicht erhöhte Sitzmauern vorgesehen.

Verkehrsfreier Filderbahnplatz

Die Tatsache, dass der Filderbahnplatz künftig autofrei sein soll, stimmte die Bezirksbeiräte skeptisch. Sie wollten wissen, wie gehbehinderte Menschen oder auch Waren ins Bürgerhaus kommen und wie der Verkehr umgeleitet werden kann, wenn zum Beispiel auf der Filderbahnstraße gebaut wird. Roland Petri vom Tiefbauamt versprach, zeitnah ein Verkehrskonzept vorzustellen. Vorab stellte er schon mal klar, dass der Platz auch künftig für Autos wie zum Beispiel Feuerwehr und Krankenwagen jederzeit befahrbar sein wird, wann immer dies erforderlich ist.

Die Architekten sicherten zu, die Anregungen aus dem Bezirksbeirat aufzunehmen und insbesondere die Fassade noch einmal zu überarbeiten.