Der Probstsee hat noch genügend Sauerstoff für die Fische. Foto: Archiv Sandra Hintermayr

Die Fische im Riedsee müssen noch nicht sterben. Die Feuerwehr hat ihnen durch Umwälzen des durch die Hitze sauerstoffarmen Wassers Luft verschafft. Der Probstsee hat trotz geringer Tiefe genügend Sauerstoff.

Möhringen - Wer annimmt, Fische hätten es gut, weil sie in der Hitzewelle quasi im kostenlosen Dauerfreibad leben und sich wohlfühlen wie der Fisch im Wasser, der irrt. Auch sie brauchen Sauerstoff in den Kiemen, und der wird knapp, wenn sich das Wasser des Riedsees und des Probstsees durch die hohen Temperaturen aufheizt. Selbst den Fischen in deutlich größeren Gewässern wie dem Max-Eyth-See in Stuttgart-Hofen hat in diesen Tagen der kollektive Kollaps gedroht. Durch das Umwälzen des Wassers haben Feuerwehrleute dem See in Hofen wieder so viel Sauerstoff zugeführt, dass die Tiere nach Auskunft der Stadt überleben können.

Auch für die beiden Seen in Möhringen gibt es gute Nachrichten. „Der Sauerstoffgehalt im Riedsee ist gegen Ende der Woche so gesunken, dass die Feuerwehr dort das Wasser am Wochenende ebenfalls umgewälzt hat“, sagt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt. Dafür seien die Feuerwehrleute am Freitag und am Samstag in den Abendstunden jeweils zwei Stunden lang zugange gewesen.

Der Probstsee ist nicht tief und hat dennoch genügend Sauerstoff

Der Probstsee habe sich ebenfalls aufgeheizt, „aber die Sauerstoffwerte sind unauffällig“, also nicht zu nieder. Dies, sagt der Sprecher der Stadt, habe die Mitarbeiter des Tiefbauamts erstaunt, die mit schlechteren Werten gerechnet hätten. Damit scheint die Gefahr des Fischsterbens in den beiden Seen abgewehrt.

Auch in der Vergangenheit hat es immer wieder Wirbel wegen der beiden Seen gegeben. In Perioden langer Trockenheit sinkt der Pegel des Probstsees. Dies war zum Beispiel im November 2016 der Fall. Damals schätzten die Mitglieder des Anglervereins Möhringen, der beide Seen gepachtet hat und über die Gewässerqualität wacht, dass der See nach eine langen Zeit ohne Regen nur noch etwa einen Meter tief gewesen sei, also 75 Zentimeter weniger als beim Höchststand.

Der Probstsee ist durch Ausbaggern von Lehm durch die Ziegelei Probst entstanden und gilt als eines der wenigen sogenannten Stillgewässer ohne Zu- und Abfluss in Stuttgart. Das heißt, dass er ausschließlich durch Grund- und Regenwasser gespeist wird. Wenn der Regen ausbleibt, dann sinkt der Pegel.

Auch der Riedsee ist ein künstliches Gewässer. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von der Brauerei Widmaier angelegt. Die Bierbrauer gewannen im Winter aus dem See Eis, das zum Kühlen des Bieres gebraucht wurde. Das Eis lagerte dann bis in den Sommer hinein in den Kellern der Brauerei.

Auch unter dem Müll der Umweltfrevler leiden die Fische

Der Riedsee erhält sein Wasser durch den Aischbach, dessen Bett in heißen, regenarmen Sommermonaten jedoch fast trocken ist. Niederer Wasserstand ist auch im kalten Winter bei Trockenheit eine Gefahr für die Wasserlebewesen. Wenn sich eine dicke Eisschicht bildet, bleibt in der Tiefe nur wenig flüssiges Wasser. Dort können die Tiere zwar überleben, aber weil sie ihren Organismus herunterfahren, werden sie durch Geräusche – zum Beispiel durch Schlittschuhfahrer – derart aufgeschreckt, dass sie ihre Aktivität wieder hochfahren und ihnen dafür der Sauerstoff fehlt. Gefährlich kann es für die Fische also nicht nur im heißen Sommer werden.

Die Mitglieder des Fischereivereins frönen an den Seen nicht nur ihrem Hobby. Wie bereits im März säubern sie die Gewässer. Vor knapp fünf Monaten holten sie große Mengen an Flaschen und Plastikmüll, Straßenschilder, Ampeln und Fahrräder aus dem Riedsee. Bei einer anderen Putzete im Probstsee fischten sie einmal 14 blaue Müllsäcke aus dem Wasser. Unter den Müllmengen, die Umweltfrevler im Wasser versenken, leiden die Karpfen, Hechte, Schleien und Weißfische, die im Riedsee leben.