Der Salat gedeiht im Schreibergarten bereits prächtig. Foto: Leonie Schüler

Unkraut jäten und Kartoffelkäfer töten: In unserem Mietacker hat die Arbeit begonnen – schöne und blöde.

Möhringen - Nachdem unser Schreiber-Garten einige Tage lang von uns unbesucht geblieben ist, da das Tiefdruckgebiet Ursula uns das Gießen abgenommen hatte, war es nun an der Zeit, einmal nach dem Rechten zu sehen. Früh am Morgen ist noch kein anderer Hobbygärtner da. Eine gute Gelegenheit also, den Rat von Bauer Klaus Brodbeck zu befolgen und zu schauen, was denn unsere Nachbarn so machen.

Als Erstes fällt auf: Manche haben sich schon richtig ins Zeug gelegt und kleine Überdachungen errichtet, um die Tomaten zu schützen. Besonders üppig fällt das Bauwerk in einem Äckerle aus, das den Namen „Extrawurst“ trägt. Nomen est omen. Überhaupt sind die Namen der Feldstücke höchst interessant und aussagekräftig: In „Undri’s Gartenparadies“ zum Beispiel dreht sich ein buntes Windrad hübsch in der Morgenluft. Im „Strebergarten“ sieht alles akkurat aus – mal schauen, ob das Niveau dort gehalten werden kann.

„Ich glaube, es hackt“

Sympathisch ist mir der Acker mit dem Namen „Ich glaube, es hackt“. Dort scheint man die Sache mit Humor anzugehen. Etwas zurückhaltender ist wohl der Namensgeber des Stückles „Hoffnungsträger“. Ich drücke ihm fest die Daumen. „Gerda’s Garten“ scheint eine Gärtnerin mit Erfahrung zu sein: Dort steht ein Hocker, der offensichtlich zum rückenschonenden Hacken und Ernten gedacht ist. Darum werden wir Gerda sicherlich noch beneiden.

Nach meinem Rundgang übers Feld bekomme ich Lust, mich in einen Liegestuhl zu legen, in die Sonne zu blinzeln und den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören. Es ist einfach herrlich idyllisch hier. Aber die Arbeit ruft. Als Erstes schaue ich nach den Kartoffeln. Aus dem Newsletter, den „Meine Ernte“ regelmäßig verschickt, habe ich erfahren, dass der Kartoffelkäfer bereits seine Eier unter die Blätter der Kartoffelpflänzchen gelegt hat. Tatsächlich finde ich ein paar: Sie sind knallorange und leicht zu entdecken. Aber, oh Schreck, da ist ja auch ein echter Käfer! Darauf war ich nicht vorbereitet. Eier zerquetschen ist das eine, Käfer Töten etwas völlig anderes. Aber da ich später im Jahr unbedingt Kartoffeln ernten möchte, nehme ich allen Mut zusammen und zerdrücke den Käfer mit einem Stein. Dieser Teil der Gartenarbeit ist wirklich doof. Ein klein wenig besser fühle ich mich, nachdem ich den Käfer beerdigt habe.

Kartoffeln mögen’s dunkel

Meine nächste Aufgabe ist das sogenannte Anhäufeln. Die Kartoffeln dürfen auf keinen Fall Tageslicht abbekommen, dann werden sie nämlich grün und giftig. Schiebt man kleine Erdhaufen um die Pflanzen, bleiben die Knollen im Dunkeln. Dasselbe ist für die Lauchzwiebeln wichtig. Sie werden zwar im Hellen nicht giftig, aber ihr Stiel bleibt länger weiß. Da der Boden vom vielen Regen weich ist, geht die Arbeit schnell von der Hand.

Nun mache ich mich ans Unkraut. Erst bin ich recht schüchtern und habe Sorge, versehentlich die eigentlichen Pflanzen auszurupfen. Doch mit der Zeit werde ich mutiger: Was aus der Reihe tanzt und anders aussieht als die anderen Pflanzen, wird aus der Erde geholt. Ich komme richtig in Fluss, die Arbeit macht Spaß und ich sehe unmittelbar meinen Erfolg. In Nullkommanichts ist eine Stunde vergangen. Zur Belohnung ernte ich noch einige Salatköpfe, die bereits prächtig gewachsen und erntereif sind. Die Kollegen haben sich über die erste Ernte gefreut und Kommentare gemacht wie: „So sehen die aus? Im Supermarkt haben die keine Wurzeln“, oder: „Kann man das Grüne mitessen?“