Die stellvertretende Bezirksvorsteherin Marie-Ann Heymann und der FSJler Max Wörner nehmen die Stimmzettel der Jugendlichen entgegen. Foto: Alexandra Kratz

Zum Auftakt der Jugendratswahl in Stuttgart-Möhringen ist die fliegende Urne am Königin-Charlotte-Gymnasium gewesen. Wir haben das Geschehen verfolgt. In Stuttgart-Vaihingen gibt es diesmal keine Wahl.

Möhringen/Vaihingen - Am Dienstagmorgen, kurz nach 11 Uhr, herrscht großer Andrang vor dem Raum 222 am Königin-Charlotte-Gymnasium (KCG). Dort sind die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis, ihre Stellvertreterin Marie-Ann Heymann und die beiden FSJler Max Wörner und Thomas Caruyer mit der sogenannten fliegenden Wahlurne. Es ist der erste Tag der Jugendratswahl in Möhringen. Die Urne fliegt natürlich nicht wirklich. Aber damit sich möglichst viele Mädchen und Jungen an der Wahl beteiligen, zieht das Team vom Bezirksrathaus in dieser Woche von Schule zu Schule und sammelt Stimmen ein.

Alles ist so wie bei einer echten Wahl: Jeder Schüler muss sich zunächst ausweisen, bekommt dann seine Wahlunterlagen und geht in die Kabine, um sein Kreuzchen zu machen. Danach wird der Name des Schülers im Verzeichnis abgehakt, bevor er seinen Stimmzettel in die Urne wirft. Einen Unterschied gibt es dann aber doch: Es ist deutlich mehr los als bei mancher Bundestagswahl.

Das Team vom Bezirksamt ist gut vorbereitet

Seit Evelyn Weis Jürgen Lohmann vor anderthalb Jahren im Amt beerbt hat und Bezirksvorsteherin ist, ist der Jugendrat eigentlich das Aufgabenfeld von Marie-Ann Heymann. Doch seitdem hat es noch keine Jugendratswahl gegeben. Darum ist Weis an diesem Tag noch einmal als Unterstützung dabei. „Und weil es mir wichtig ist und es mir immer Spaß gemacht hat“, ergänzt die Bezirksvorsteherin. „Ich finde, dass die Projekte des Jugendrats und des Arbeitskreises Stuttgarter Jugendräte ein Gewinn sind“, sagt sie.

Das Team vom Bezirksamt ist gut vorbereitet. Sie haben nicht nur die Plakate von den Möhringer Kandidaten dabei, sondern auch von den Nachbarbezirken. Denn gerade am Gymnasium sind auch Schüler aus anderen Stadtteilen. Ihre ausgefüllten Stimmzettel kommen in den Kasten mit der Aufschrift „Fremdwähler“. Diese wird Heymann später direkt bei der Abteilung Jugendbeteiligung im Stuttgarter Rathaus abgeben. „Eigentlich müsste jeder in seinem Bezirk wählen oder Briefwahl machen. Wir wollen aber, dass die Wahlbeteiligung möglichst hoch ist und keine Stimme verloren geht“, erklärt Heymann. Der Spaß bei der Arbeit ist ihr anzusehen. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin wird künftig mit einem völlig neuen Gremium arbeiten. Denn von den bisherigen Jugendräten kandidieren nur zwei noch einmal. Es gibt einen Generationenwechsel. „Die meisten sind zu alt, um noch einmal anzutreten“, sagt Heymann und ergänzt: „Das wird viel Arbeit, aber ich freue mich darauf.“

Die Jugendräte haben Werbung gemacht

Max Wörner, der derzeit ein freiwilliges soziales Jahr im Möhringer Bezirksrathaus macht, ist 17 Jahre alt. Würde er in Stuttgart wohnen, hätte er selbst wählen können. Doch er wohnt in Schorndorf, und dort gibt es keinen Jugendrat. „Schade“, sagt der FSJler und fügt hinzu: „Ich finde, ein Jugendrat ist eine gute Idee. Es ist wichtig, das sich Jugendliche einbringen und mitdiskutieren können.“

Inzwischen ist eine achte Klasse zum Wählen gekommen. Nicht alle dürfen mitmachen, denn das Mindestalter beträgt 14 Jahre. Jannat und Lisa machen gern von ihrem Wahlrecht Gebrauch. „Eine der bisherigen Jugendräte war extra bei uns im Gemeinschaftskundeunterricht und hat dafür geworben, dass wir wählen gehen“, sagt Lisa und fügt hinzu: „Ich möchte mitbestimmen, wer Möhringen für uns besser machen soll.“ Die beiden Freundinnen könnten sich auch vorstellen, selbst mal für das Gremium zu kandidieren. Aber zu einem späteren Zeitpunkt, denn aktuell nehme die Schule sie zu sehr in Anspruch.

In Vaihingen gibt es keine Wahl

Emmily Zaiser war Jugendrätin. Die 17-Jährige wohnt in Vaihingen, geht aber auf das Möhringer KCG. An diesem Vormittag will sie ihre Stimme abgeben – und wird enttäuscht. Denn in Vaihingen gibt es dieses Mal keinen Jugendrat, weil sich nicht genügend Kandidaten gefunden haben. Auch Emmily Zaiser selbst hat nicht noch einmal kandidiert, weil sie demnächst studieren will. Dass es nun in ihrem Stadtbezirk gar nicht für eine Wahl gereicht hat, findet sie schade. „Wenn man sich engagiert, kann man doch eine ganze Menge bewegen“, sagt die Schülerin. Der Vaihinger Jugendrat habe zum Beispiel eine Taktverdichtung auf der Buslinie 82 erreicht. Und ihre Zeit als Jugendrätin sei spannend gewesen, erzählt die 17-Jährige. „Man hat aus erster Hand erfahren, wie Politik funktioniert“, sagt sie. In Vaihingen und in den anderen Bezirken, in denen sich nicht genügend Kandidaten für eine Wahl gefunden haben, bilden die Nachwuchspolitiker eine Projektgruppe. „Bestimmt können auch die etwas bewegen“, zeigt sich Emmily Zaiser dann doch noch optimistisch.