Auf der Königstraße trifft man häufiger auf Fußstreifen. Der Möhringer Revierleiter Martin Rathgeb möchte auch in den Filderbezirken die Sichtbarkeit der Polizei erhöhen. Das soll Bürgernähe schaffen. Foto: Archiv Lichtgut/Max Kovalenko

Revierleiter Martin Rathgeb will die Polizeiposten in den Filderbezirken umstrukturieren. Was bedeutet das für den Stadtbezirk Stuttgart-Möhringen?

Möhringen - Die Wahrnehmung der Polizei in der Öffentlichkeit beschreibt Kriminaldirektor Martin Rathgeb als suboptimal. Man sehe die Beamten nicht auf der Straße, lautet seine Kritik. Das möchte der Leiter des Polizeireviers 4 Balinger Straße ändern. Er will seine Beamten in Möhringen, Vaihingen, Degerloch, Sillenbuch, Plieningen und Birkach auf die Straße bringen – und zwar zu Fuß. Das soll Vertrauen schaffen. „Wenn wir zu Fuß unterwegs sind, werden wir eher mal von Bürgern angesprochen, denen etwas aufgefallen ist oder die etwas anregen wollen“, sagte Rathgeb im Bezirksbeirat.

Im Auto vorbeifahrende Polizisten würden selten angehalten und angesprochen. Da gebe es keine Kommunikation mit den Bürgern. „Ich sage zu meinen Beamten, ihr müsst wahrgenommen werden, müsst mit den Menschen in Kontakt treten“, sagte Rathgeb. Fußstreifen beispielsweise auf dem Wochenmarkt sollen die Bürgernähe steigern. „Bislang ist es oft so, dass wir gefragt werden, ob denn etwas passiert sei, wenn wir zu Fuß unterwegs sind“, schilderte der Revierleiter. Der Polizeibeamte per pedes soll aber seiner Meinung nach zum Stadtbild gehören, das schaffe nicht nur eine Vertrauensbasis, sondern steigere auch das Sicherheitsempfinden der Bürger.

Die Gesamtzahl der Polizeibeamten bleibt gleich

Die vermehrten Fußstreifen sind Teil des Polizeipostenkonzepts, das sich der Möhringer Revierleiter für die Filderbezirke ausgedacht hat. „Ich habe mir Fragen gestellt: Machen wir das Richtige zur richtigen Zeit? Sind wir gut aufgestellt für die Zukunft? Wie kann man die Situation verbessern?“, erklärte Rathgeb. Das Pilotprojekt betrifft Möhringen nicht in erster Linie, denn dort gibt es keinen Posten, sondern das Polizeirevier – die Zentrale der Filder-Polizeibeamten sozusagen.

Dennoch haben die Änderungen Auswirkungen auf den Stadtbezirk. Martin Rathgeb möchte den Außendienstanteil seiner Beamten erhöhen, auch die Verteilung der Polizisten auf die Posten könnte sich ändern. Die Gesamtzahl der Beamten, die dem Möhringer Revier unterstehen, bleibt aber gleich.

Verlässliche Sprechzeiten in den Polizeiposten

Die Polizeiposten in Vaihingen, Sillenbuch und Plieningen haben seit dem 1. September verlässliche Sprechzeiten. Das heißt, dass zu diesen Zeiten auf jeden Fall ein Polizeibeamter ansprechbar ist. „Das heißt aber nicht, dass außerhalb dieser Zeiten gar keiner da ist“, betonte Rathgeb. Außerhalb der Öffnungszeiten kann es lediglich sein, dass der oder die Beamten einen Fall aufnehmen, in einem ermitteln oder auf Fortbildung sind und der Bürger deswegen vor verschlossener Tür steht. Aber wer beim Polizeiposten klingelt, bekommt in jedem Fall Antwort. Die Klingel wird dann zur Standleitung zum Revier in Möhringen umgeleitet, und das ist 24 Stunden am Tag besetzt. „Der Status quo bleibt wie er ist; die verlässlichen Sprechzeiten sind ein Plus“, sagte Rathgeb.

Die Polizeirevierstation in Degerloch ist ein Sonderfall. Dort ist zwar ebenfalls Tag und Nacht ein Beamter da, aber wenn er allein ist, darf er aus Sicherheitsgründen niemanden rein lassen. Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll die Revierstation ebenfalls in einen Polizeiposten mit festen Sprechzeiten umgewandelt werden.

„Bei dem Pilotprojekt stehen die Menschen im Mittelpunkt“, sagte Rathgeb. „Die Verbesserungen sollen für die Bürger spürbar sein.“ Doch nicht nur die Bevölkerung, auch die Polizeibeamten sollen von dem Konzept profitieren. Die Ressourcen sollen so besser genutzt werden.

Die gefühlte Sicherheit nimmt zu

Die Bezirksbeiräte begrüßten Rathgebs Konzept. Zwar sei die Polizeipräsenz in Möhringen aufgrund des Revierstandorts generell recht hoch. „Zu Beginn und zum Ende ihrer Schicht kommen alle Beamten nach Möhringen“, sagte Matthias Scheible (CDU). „Wir finden die Präsenz ausreichend“, ergänzte Sebastian Ellinger (Grüne). Die Steigerung der Polizeipräsenz auf den Straßen bewerten die Bezirksbeiräte dennoch positiv. „Die gefühlte Sicherheit nimmt durch die Fußstreifen zu“, sagte Walter Ulz (CDU).

Auch Barbara Hummel (SÖS/Linke-plus) hält die verbesserte Bürgernähe für „ein gutes Ziel“, sagte sie und fügte hinzu, dass viele Bürger einen gewissen Respekt vor den Polizeibeamten hätten. Diese Hemmschwelle, einen Polizisten anzusprechen, möchte Revierleiter Martin Rathgeb durch die vermehrte Präsenz abbauen. „Ich weiß natürlich nicht, ob das Pilotprojekt zum Erfolg führt. Ich weiß nur, dass ich etwas ändern will an dem, was ich als nicht optimal empfinde“, sagte der Kriminaldirektor.