Landwirte sehen ihre Existenz bedroht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Rund 200 Landwirte aus ganz Baden-Württemberg protestieren gegen EU-Gesetzesentwurf, der künftig Pflanzenschutzmittel verbietet.

Kein Durchkommen über die Kernerstraße: Rund 200 Landwirte mit etwa 100 Traktoren waren es laut Veranstalter „Land schafft Verbindung Baden-Württemberg e.V.“ (LSV), die sich vor dem Umweltministerium in Stuttgart versammelten, um gegen Pläne aus Brüssel zu demonstrieren. Die Europäische Kommission hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, nach dem bis zum Jahr 2030 der Einsatz chemischer Pestizide in der EU halbiert und 80 Prozent der geschädigten Ökosysteme in Europa wiederhergestellt werden sollen. Verärgert waren die Landwirte darüber, das in „empfindlichen Gebieten“ alle Pestizide generell verboten werden sollen. Ein solches Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln bedeute das Ende für viele Betriebe mit Obst-, Wein- und Gemüseanbau, aber auch das Aus für Ackerbau, so Christian Coenen, Erster Vorstand des LSV, der unter anderem eine Herkunftskennzeichnung für heimische Lebensmittel fordert. „Das betrifft neben konventionellen Betrieben auch Bio-Bauern; auch sie wenden Pflanzenschutzmittel wie Kupfer an“, so Coenen. Ohne Pflanzenschutzmittel gingen die Erträge zurück. „Wir stehen für Ernährungssicherheit!“ Ralf Sommer erklärte, dass das Verbot dann fast den gesamten Kaiserstuhl beträfe, wo er seine Landwirtschaft betreibt. „Da ist alles sensibles Gebiet!“

„Kein Totalverbot“

Marc Berger, Zweiter LSV-Vorstand und im Bundesvorstand, verwies auf das Biodiversitätsstärkungsgesetz, das 2020 in Kraft trat. Schon damals hätte man in den sauren Apfel beißen müssen in Sachen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. „Da gehen wir mit, aber kein Totalverbot!“ Das komme zur Unzeit, meinte auch Grit Puchan, Ministerialdirektorin im Verbraucherschutzministerium Baden-Württemberg. Landwirte hätten schon mit Klimawandel und Dürre zu kämpfen. Das Land setze sich dafür ein, den Brüsseler Entwurf zu korrigieren.

Laut EU-Kommission geht selbst in Naturschutzgebieten die Insektenvielfalt zurück, weil dort und auf Nachbarflächen zu viele Pestizide eingesetzt werden. Naturschützer bei BUND und Nabu betonen, dass Ernteerträge und Ernährungssicherheit langfristig nur ohne intensiven Pestizideinsatz gesichert werden könnten.