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Im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen ist ein in praller Hitze im Auto eingesperrter Labrador gestorben.

Stuttgart - Der neun Jahre alte Labrador quälte sich, und er hatte keine Chance. Mindestens vier Stunden war er im Fahrzeuginnern eingesperrt, bei geschlossenen Fensterscheiben, die pralle Sonne brannte aufs Autodach. Als der Hund gerettet wurde, war es bereits zu spät. Der Vierbeiner starb Stunden später in einer Tierklinik.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, spielte sich der Vorfall auf dem Gelände der Kelley Barracks an der Plieninger Straße in Möhringen ab. Die Ordnungshüter von der Ermittlungsgruppe Tierschutz erfuhren von dem Fall auf dem US-amerikanischen Kasernenareal nur deshalb, weil die dortige Militärpolizei nach dem Besitzer eines Autos mit Stuttgarter Kennzeichen suchte. Die Halteranfrage führte zu einer Amerikanerin, die offenbar in den Barracks beschäftigt ist. Sie wurde alarmiert und aufgefordert, ihr Fahrzeug sofort aufzuschließen.

Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft

Die Frau versuchte ihren Hund noch zu retten, brachte ihn in eine Tierklinik. Dort starb der Labrador jedoch in der Nacht zum Samstag - vermutlich durch einen Hitzschlag und irreparable Hirnschäden.

Da die Amerikanerin Zivilistin ist und nicht Mitglied der Streitkräfte, wird sie sich nach deutschem Recht wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten müssen. "Es wird eine entsprechende Anzeige geben", sagt Claudia Krauth, Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Die Strafen können erheblich sein. Nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft.

Die Sonne wandert schneller, als Mensch denkt

Unwissenheit oder Fahrlässigkeit schützt vor Strafe nicht. Das musste im Juli 2008 auch eine Jurastudentin erfahren, die ihr Auto in der Urbanstraße in der Innenstadt geparkt und ihren Cockerspaniel anderthalb Stunden der prallen Sonne aussetzte. Die Polizei musste eine Autoscheibe aufbrechen, um das Tier zu retten. Doch der Vierbeiner hatte bereits Lähmungserscheinungen und Hirnschäden davongetragen. Der Hund starb wenig später.

Die Jurastudentin zeigte sich wenig einsichtig, glaubte nicht, dass sie überhaupt gegen irgendeinen Paragrafen verstoßen hatte. Sie sollte sich irren. Wenige Wochen später flatterte ihr ein Strafbefehl ins Haus - und die Geldstrafe betrug 90 Tagessätze. Zum Vergleich: Bei 91 gibt es einen Eintrag ins Führungszeugnis, bei Arbeitgebern ist man durch diese sichtbare Vorstrafe abgestempelt.

Die Sonne wandert schneller, als Mensch denkt

Hinzu kommt, dass gedankenlose Hundebesitzer auch mit den Kosten für den Einsatz rechnen müssen. "Da werden der Transport in die Tierklinik, Verständigung des Tiernotdienstes und die tierärztliche Behandlung in Rechnung gestellt", sagt Polizeisprecherin Sybille Ahlborn. Verständnis habe die Polizei nicht: "Die Leute wissen doch, wie es ist, wenn man sich eine halbe Stunde in praller Sonne ins Auto setzt."

Bei Hunden ist es noch heftiger: "Sie haben nur wenig Schweißdrüsen und kühlen ihren Körper hauptsächlich übers Hecheln ab", sagt Nadja Kutscher von der Tierschutzorganisation Peta. Da sich das Fahrzeuginnere an heißen Tagen schnell auf 70 Grad Celsius aufheizen kann, drohe den Hunden schnell ein tödlicher Hitzschlag. "Passanten sollten schnell die Polizei rufen, wenn sie in der Hitze einen eingesperrten Hund sehen", sagt Sprecherin Kutscher. Besitzer dürften ihren Hund niemals allein im Auto zurücklassen, auch nicht für einen kurzen Augenblick im Schatten. Denn die Sonne wandert schneller, als Mensch denkt.