In der Villa Wittmann (Mitte) soll das Kinderhospiz entstehen. Im Pförtnerhaus (links) kommt die Sitzwache unter, das Gebäude rechts ist für Eltern gedacht. Foto: Mühleisen und Partner

Das Hospiz Stuttgart soll um ein Kinderhospiz erweitert werden. Was nun präsentiert wurde, weicht von den ursprünglichen Plänen erheblich ab – auch beim Preis von 9,5 Millionen Euro.

Das Hospiz Stuttgart soll um ein Kinderhospiz erweitert werden. Was nun präsentiert wurde, weicht von den ursprünglichen Plänen erheblich ab – auch beim Preis von 9,5 Millionen Euro.

Stuttgart - Auf Stuttgarts Halbhöhe soll bis Weihnachten 2015 ein stationäres Hospiz für Kinder und Jugendliche entstehen. Dafür konnte der Förderverein Hospiz bereits 2012 die Villa Wittmann in der Diemershaldenstraße vom französischen Konsulat erwerben. Wo früher das Institut français zu Hause war, sollen nun todkranke Kinder und ihre Familien begleitet werden.

Was der Förderverein Hospiz und der beauftragte Architekt am Mittwoch präsentierten, weicht allerdings erheblich von der ursprünglichen Planung ab. Zuerst sollte das Erwachsenenhospiz von der Stafflenbergstraße in die Villa Wittmann verlegt werden, und in den frei gewordenen Räumen hätte dann das Kinderhospiz einziehen sollen. Diese Pläne hätten aber einen zu großen Umbau an der denkmalgeschützten Villa Wittmann bedeutet. Deswegen soll dort nun das Kinderhospiz einziehen, während die Einrichtung in der Stafflenbergstraße erweitert wird. Dafür liegen nun die fertigen Architekturpläne vor, der Bauantrag wurde vor zwei Wochen gestellt.

Die Kosten für den Umbau am ehemaligen Institut français sollen bei etwa acht Millionen Euro liegen. Für die Erweiterung des Erwachsenenhospiz in der Stafflenbergstraße rechnet Architekt Rolf Mühleisen mit weiteren 1,5 Millionen Euro. Ursprünglich war man von Kosten unter fünf Millionen Euro ausgegangen.

3000 todkranke Kinder im Land

Im geplanten Kinderhospiz sind Zimmer für acht unheilbar erkrankte Kinder vorgesehen. Drei davon sind auf Kleinkinder und Säuglinge ausgelegt. Auch Apartments für Familienmitglieder und zwei Eltern-Kind-Zimmer soll es in der Villa geben. Für bis zu vier Wochen im Jahr sollen sie im Kinderhospiz unterkommen können. „Eltern von todkranken Kindern wollen diese in der Regel so lange wie möglich bei sich zu Hause pflegen“, sagt Martin Klumpp, Prälat i. R. und Vorsitzender des Fördervereins Hospiz. „Das Kinderhospiz soll für sie eine Rückzugsmöglichkeit, ein Ort der Ruhe und der Geborgenheit sein.“

In Baden-Württemberg gibt es etwa 3000 todkranke Kinder, jedes Jahr sterben 350 von ihnen. Ihre Familien werden von 21 ambulanten Hospizdiensten bei der Pflege daheim und in Kliniken unterstützt. Vor allem wenn sie eine Auszeit brauchen, soll das stationäre Kinderhospiz diese Familien entlasten, ähnlich wie das bei einer Kur der Fall ist. Deswegen gibt es neben Freizeitangeboten und einem Bewegungsbad auch Angebote für die Familien der Kinder. Gerade Geschwister von todkranken Kindern leiden oft darunter, dass die Eltern sich nur um eines ihrer Kinder kümmern können. Deswegen soll es auch Mitarbeiter geben, die sich um die Geschwisterkinder kümmern. Für das ambulante Kinderhospiz sind in der Villa Wittmann zwei Büros und ein Beratungszimmer vorgesehen, auch die Büros der Sitzwache kommen dort unter sowie Seminarräume für Aus- und Weiterbildung der Angestellten des Hospizes. Während so in der Diemershaldenstraße rund um das Kinderhospiz das Zentrum des Hospiz Stuttgart entstehen soll, wird auch in der Stafflenbergstraße erweitert. Nach dem Umbau soll dort Platz für acht anstatt wie zuvor für sieben Patienten sein, die Patientenzimmer werden vergrößert. Außerdem ist auch hier ein Apartment für Angehörige geplant.

Auf Spenden und Stiftungsgelder angewiesen

Neben den Kosten von etwa 9,5 Millionen Euro geht Elisabeth Kunze-Wünsch, Gesamtleiterin des Hospiz Stuttgart, von etwa 500.000 bis 800.000 Euro Betriebskosten jährlich für das Kinderhospiz aus. „Vieles, was wir anbieten, geht über normale Kassenleistungen hinaus“, sagt Kunze-Wünsch. Das Hospiz Stuttgart wird deshalb auf Spenden und Stiftungsgelder angewiesen sein. Auch der Um- und Ausbau der Villen wird wohl zu großen Teilen von Zuwendungen aus der Bevölkerung getragen werden müssen. Die Rücklagen der Bauherrin, der Evangelischen Hospizstiftung, belaufen sich auf 1,2 Millionen Euro. Deswegen steht für Martin Klumpp fest: „Wir müssen das Thema Sterben in die Mitte der Gesellschaft bringen. Es muss zu einer Bürgerbewegung werden.“ Das sei auch mit der Grund dafür, dass das Hospiz so zentral in Stuttgart liegt. „Die Menschen sollen sich bei uns aufgehoben fühlen und sich nicht abgeschoben vorkommen.“

Für das Kinderhospiz wurde vom Hospiz Stuttgart ein gesondertes Spendenkonto eingerichtet: Konto 2 071 020, Bankleitzahl 600 501  01, BW-Bank Stuttgart.