Für seine Geschichten ist Bernhard Leibelt überall in Stuttgart unterwegs. Foto: Sascha Sauer

Bernhard Leibelt erzählt Geschichten aus Stuttgart. Diese spielen meist fernab meist fernab touristischer Highlights. Mit seinen Liebeserklärungen an die Stadt scheint er eine Marktlücke entdeckt zu haben.

Stuttgart - Stuttgart ist eine Stadt, die immer wieder unterschätzt wird. Bernhard Leibelt sieht das andres: „Nicht nur die Topografie ist einmalig, sondern auch die Vielfalt der Geschichte.“ Diese reiche schließlich von Grafen, Herzogen und Königen über die Zeit der Industrialisierung bis hin zur modernen Architektur.

Was beeindruckt, wird fotografiert

Bernhard Leibelt macht sich selbst ein Bild von der Historie. Er sichtet Gräber von Brauereibesitzern auf dem Friedhof in Heslach, wandelt auf den Spuren von reichen Fabrikanten auf der Gänsheide oder sucht nach Jugendstilfassaden in Feuerbach. Was ihn beeindruckt, wird fotografiert. Leibelt interessiert die Geschichte hinter der Geschichte.

Fernab des Tourismus

Seit er im Ruhestand ist, treibt es den Fellbacher noch öfter nach Stuttgart. Dann streift der 63-Jährige umher wie ein neugieriger Junge, der Steine im Wald umdreht, um zu sehen, was darunter ist. „Ich bin vor allem in Vierteln fernab der touristischen Highlights wie der Königstraße oder dem Alten Schloss unterwegs“, sagt Leibelt. Er durchkämmt die Landeshauptstadt von A bis Z – von Asemwald bis Zuffenhausen. Mittlerweile ist Leibelt ein richtiger Stuttgart-Kenner. Doch was soll man mit dem Wissen anstellen, ein Buch schreiben oder Führungen anbieten? Leibelt hat sich anders entschieden. Er fährt durch die Region und hält Vorträge zur Landeshauptstadt.

Innige Beziehung zu Stuttgart

Leibelt ist in Stuttgart-Süd im Marienhospital zur Welt gekommen. Aufgewachsen ist er in Ditzingen. Am Zeppelin-Gymnasium im Stuttgarter Osten hat er Biologie, Geografie und Chemie unterrichtet. Seit fast 30 Jahren wohnt er in Fellbach. Zu Stuttgart habe er aber schon immer eine innige Beziehung gehabt, erzählt er. Zur Erkundung der Landeshauptstadt sei er etwa mit seinen Schülern zig Mal auf dem Rößlesweg gewandert.

Die ehemaligen Fabrikgebäude der Gebrüder Benger am Erwin-Schöttle-Platz oder die Villa Hauff auf der Uhlandshöhe - Leibelt interessieren markante Gebäude, die das Stadtbild prägen. Wenn er einen Höhepunkt ausfindig gemacht hat, geht er in die Bücherei oder ins Internet. Dann wird recherchiert: Wer hat hat das Gebäude errichtet? Was für eine Geschichte verbirgt sich hinter dem Erbauer? Leibelt sammelt Information für Information. „Ich stoße auf wahnsinnig interessante Geschichten, die sich zu erzählen lohnen.“

Die Fakten müssen immer stimmen

Die Fakten müssen stimmen

Auf den Hügeln der Millionäre – so nennt Leibelt die Karlshöhe – hat er sich etwa auf die Spuren des Industriellen Gustav von Siegle begeben. „In der Nähe seiner ehemaligen Villa findet man einen wunderschönen Jugendstilbrunnen, den seine Witwe errichten ließ“, erzählt Leibelt. Der stammt vom Bildhauer Karl Donndorf, der auch den Schicksalsbrunnen im Oberen Schlossgarten gefertigt hat.

Seine Geschichten sind nicht trocken, sondern lebendig, sagt Leibelt. „Aber die Fakten müssen trotzdem stimmen.“ Seine Erfahrung als Lehrer würde ihm bei den Vorträgen helfen. Der Pensionär scheint eine Marktlücke entdeckt zu haben. „Außer mir macht das fast niemand, das ist toll.“ Seine Liebeserklärungen an die Landeshauptstadt sind gefragt. Das freut ihn: „Ich glaube den Leuten gefallen meine Vorträge, weil ich ein Geschichtenerzähler bin.“