Die Kreuzung am Waldeck ist ein Hinderungsgrund für eine Verlängerung der Buslinie 82. Die SSB nennt aber noch weitere und verweist insbesondere auf die Kosten. Foto: Archiv Alexandra Kratz

Vier Institutionen fordern gemeinsam eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots in Stuttgart-Kaltental und Stuttgart-Sonnenberg. Es gibt einen regen Briefverkehr mit der SSB. Diese Schreiben liegen unserer Redaktion vor.

Kaltental/Sonnenberg - Der VfL, die Bürgerinitiative und die Zukunftswerkstatt Kaltental sowie die Sonnenbergklinik versuchen es mit vereinten Kräften. Ende September schrieben sie unter anderem an OB Fritz Kuhn, an den technischen Vorstand bei der SSB, Wolfgang Arnold, an die Bezirksbeiräte in Süd und Möhringen und an die Stadträte. Sie forderten, dass das Sportgelände an der Christian-Belser-Straße, die Sonnenbergklinik und das Wohngebiet an der Abraham-Wolff-Straße an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen werden. Bisher gehören diese zu den „benachteiligten Rändern mit Zugangswegen von über 500 Metern zu Haltestellen des ÖPNV“. So steht es in dem Schreiben.

Die Forderung gibt es freilich schon seit Jahren. Doch die SSB habe stets abgelehnt, weil die Kreuzung am Waldeck für Busse ungeeignet sei. „Diese abschlägige Antwort wurde wohl oder übel hingenommen“, heißt es in dem gemeinsamen Brief. Jetzt aber gebe es eine neue Sachlage. Denn große Teile Kaltentals werden aller Voraussicht nach zu einem Sanierungsgebiet. Damit sei der von der SSB einst genannte Ablehnungsgrund obsolet, denn die Kreuzung könnte zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Der Bezirksbeirat Süd habe im Juli bei seiner Aussprache über den Nahverkehrsentwicklungsplan „der notwendigen Verlängerung der Buslinie 82“ zugestimmt.

Zubringerbusse für die Wohngebiete auf den beiden Bergen

„Wichtig ist uns, dass im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen bereits in der Planung des Kreuzungsumbaus den Erfordernissen der Verlängerung der Buslinie 82 Rechnung getragen wird“, schreiben die Antragsteller. Zudem fordern sie eine E-Bike-Station und Fahrradabstellplätze sowie kleine Zubringerbusse für die Wohngebiete auf den beiden Bergen östlich und westlich der Böblinger Straße.

„Wir erwarten von der Landeshauptstadt und der Stuttgarter Straßenbahnen AG die Finanzierung der außerhalb des Sanierungsgebiets notwendigen baulichen Maßnahmen für eine zeitnahe Verwirklichung der Verlängerung der Buslinie 82 bis Sonnenberg sicherzustellen“, so die Unterzeichner des Briefes. Mitte Oktober lag bei ihnen die Antwort der SSB in den Briefkästen. Mit dem Bau eines Kreisverkehrs am Waldeck könne einer der Hinderungsgründe für eine Verlängerung der Buslinie 82 aus dem Weg geräumt werden. „Jedoch bleiben weitere bestehen, und eine Erschließung der genannten Gebiete wäre auch danach technisch schwierig zu realisieren und nicht wirtschaftlich sinnvoll vertretbar.“

SSB: Fahrgastpotenzial ist als gering einzustufen

Zum einen fehle eine für Gelenkbusse befahrbare Wendemöglichkeit im Bereich der Sonnenbergklinik, schreibt die SSB. Darüber hinaus sei das Fahrgastpotenzial als gering einzustufen. Für die Verlängerung der Linie sei aber mindestens ein zusätzliches Fahrzeug im täglichen Betrieb notwendig. Und das koste mindestens 300  000 Euro jährlich. Die erwartbaren Mehreinnahmen würden dem gegenüber in keinem Verhältnis stehen“, so die Argumentation der SSB. Das Nahverkehrsunternehmen verweist stattdessen darauf, dass längerfristig mit bedarfsgesteuerten Ergänzungsverkehren eine Erleichterung erzielt werden könne.

In Zeitnähe realisierbare Alternativen aufzeigen

Die Antragsteller geben sich mit dieser Antwort freilich nicht zufrieden. „Ihre Absage steht nicht in Einklang mit dem Verkehrsentwicklungsplan der Landeshauptstadt, dessen Ziel es ist, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und dessen Attraktivität zu steigern“, schreiben sie in ihrer Antwort vom 20. November. Und weiter steht dort: „Wir hätten es deshalb begrüßt, wenn Sie nicht bloß auf die Unwirtschaftlichkeit des Einsatzes von Gelenkbussen für die Verlängerung der Buslinie 82 eingegangenen wären, sondern in Zeitnähe realisierbare Alternativen aufgezeigt hätten.“ Die VVS-Kleinbuslinie 64 zwischen der Waldebene Ost und dem Frauenkopf sei da ein gutes Beispiel. „Ein mit dem Fahrplan der Stadtbahn und der Buslinie getakteter Ringverkehr mit einem Ortsbus würde den Kaltentalern und den Anliegern der Christian-Belser-Straße auf Möhringer Gemarkung in vielfältiger Weise gute Dienste leisten“, schreiben der VfL, die Bürgerinitiative, die Zukunftswerkstatt und die Sonnenbergklinik in ihrem gemeinsamen Brief. „Sehr geehrter Herr Arnold, wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie unser Anliegen nicht nur aus der Sicht des SSB und der Wirtschaftlichkeit verstehen, und Ihren Unternehmensbereich Planung beauftragen würden, alsbald zusammen mit der Landeshauptstadt im Sinne des Verkehrsentwicklungsplans bedarfsgerechte Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und gemeinsam mit örtlichen Vertretern Vorschläge für eine zeitnahe Realisierung auszuarbeiten.“