Udo Strauß beschreibt die Hoffeldstraße als Rennpiste. Dagegen kämpft er nicht erst seit gestern. Foto: Tilman Baur

Bewohner eines Stadtteils von Stuttgart-Degerloch klagen, dass viele Autofahrer über die Hoffeldstraße brettern. Und sie haben auch einen Verdacht, um wen es sich dabei eigentlich handelt.

Hoffeld - Udo Strauß hat eine Hoffnung: „Wenn die 30er-Zone kommt, werden die Leute vielleicht nur noch 50 fahren“, sagt er. In den vergangenen Jahren beobachtet der 74-Jährige immer häufiger, wie die Hoffeldstraße zur Rennstrecke wird: Mit 80, 90 Sachen würden die Fahrer mitunter durch den Ort brettern, beschreibt er seine Beobachtungen. Vor allem spätabends und nachts seien die Raser zu Gange, sagt Strauß.

Zur Gefahr für Leib und Leben für die direkten Anwohner, darunter viele Familien mit Kindern, gesellt sich das Lärmproblem. Vor allem im Sommer bei offenem Fenster sei der Lärm unfassbar groß. Strauß versteht, dass die gerade verlaufende und wenig befahrene Hoffeldstraße Raser anzieht. „Die Strecke bietet sich ja dafür an.“ Die Nachtbus-Fahrer seien ebenfalls keine Kinder von Traurigkeit, sagt Strauß.

Um dem Treiben endlich Einhalt zu gebieten, hat er 62 Unterschriften von Bewohnern aus 42 Häusern gesammelt, die entlang des Abschnitts zwischen Anna-Haag-Platz und Ortseingang im Stadtteil Hoffeld stehen. Überredungskünste seien nicht erforderlich gewesen, sagt Strauß, allen sei das Problem bekannt.

Die Argumente hält er für Unfug

Allerdings ist das gleiche Ansinnen schon einmal gescheitert. „Es ist schon der dritte oder vierte Anlauf, wir haben es zigmal probiert“, berichtet Strauß. Die Argumente von der Stadt und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hält er für Unfug. Die SSB hatte in der Vergangenheit argumentiert, im Falle einer Tempo-30-Zone müsse man den Fahrplan ändern, denn die Busse könnten den bestehenden nicht einhalten.

„Als die Straße einmal gesperrt war, mussten die Busse bereits eine Umleitung durch eine 30er-Zone fahren – der Fahrplan war aber der gleiche“, sagt Strauß. Der zweite Einwand der Behörden: Hauptstraßen dürften keine Tempo-30-Zonen werden. Auch hier kontert Strauß: „Nachdem mittlerweile sogar Bundesstraßen zu 40er-Zonen werden, sehe ich das anders.“

Rückendeckung erhält Strauß von Uli Demeter. Der Bezirksbeirat (Freie Wähler) ist selbst Hoffelder. „Es geht hier um Unverbesserliche, die auf der Hoffeldstraße überholen, wenn man 50 fährt“, sagt er. Strauß nimmt auch die Hoffelder selbst in die Pflicht. Die meisten Raser kämen selbst aus dem Ortsteil, glaubt er. Das bestätigt die Stadt auf Anfrage: Überwiegend habe man es im Hoffeld mit Quell- und Zielverkehr zu tun, so Sprecherin Jana Steinbeck. Sprich: Die Anwohner und Besucher selbst sind die Störenfriede.

Baulich und rechtlich ist die Lage schwierig

Die Stadt bleibt im Moment bei ihrer Haltung: Eine Tempo-30-Zone einzurichten halte die Verwaltung weder für notwendig noch für sinnvoll, sagt Jana Steinbeck. Im Februar habe man bei 208 gemessenen Fahrzeugen nur fünf Überschreitungen registriert, im Vorjahr gab es ähnliche Werte.

Auch baulich und rechtlich sei eine Änderung schwierig: baulich, weil die Straße für eine Rechts-vor-links-Regelung zu breit sei – diese Regel gehöre aber zu Tempo-30-Zonen dazu. Rechtlich, weil die Straße eine sogenannte Haupterschließungsstraße sei. So nennen sich Straßen, auf denen Busse ein ganzes Wohngebiet versorgen – im Fall Hoffeld ist das die Linie 71. Eine 30er-Zone sei somit ausgeschlossen, erklärt Steinbeck.

Etwas Hoffnung macht die Bezirksvorsteherin den Bürgern: Man könne die Verwaltung beauftragen, das Anliegen im Rahmen des Verkehrsentwicklungskonzepts mit zu prüfen, schlägt Brigitte Kunath-Scheffold vor. Dass die Stadt ihre Meinung dann ändert, ist laut der Bezirksvorsteherin jedoch zu bezweifeln.