Im vergangenen Jahr gab es auf dem Heumadener Friedhof 30 Beerdigungen. Foto: Holowiecki

Der kleine Heumadener Friedhof wurde vor 150 Jahren in Betrieb genommen und ist damit der älteste in Stuttgart-Sillenbuch. In der Historie des Gottesackers kommt auch der Bruder des berühmten Astronomen Johannes Kepler vor.

Heumaden - Der älteste Friedhof im Bezirk feiert in diesem Jahr Jubiläum. 1868, also vor 150 Jahren, wurde der Heumadener Friedhof eröffnet. Der in Alt-Sillenbuch wurde erst etwas später, um 1870, in Betrieb genommen, das Riedenberger Pendant – mit etwa 200 Grabstellen der kleinste städtische Friedhof in Stuttgart – ist nochmals zehn Jahre jünger, und der Ostfilderfriedhof entstand sowieso erst in den 60ern des 20. Jahrhunderts.

Trotz des hohen Alters sind die Informationen über den Heumadener Totenacker spärlich, vor allem über die ersten Jahre. Zwei Weltkriege, wechselnde Zuständigkeiten – da geht mitunter vieles verloren, erklärt Maurus Baldermann vom städtischen Friedhofsamt. „Friedhofsgeschichte ist relativ schwer zu rekonstruieren“, sagt er.

Johannes Keplers Bruder ist dort beerdigt

Einige Infos liefert aber das Büchlein „Bilder aus der Vergangenheit von Heumaden“, verfasst 1916 von einem Pfarrer F. Fritz. Ihm ist zu entnehmen, dass ehemals die Toten auf dem Kirchhof bestattet worden waren. Der berühmteste: der Bruder des Astronomen Johannes Kepler, Heinrich. Er starb am 17. Februar 1615. Die Schwester wiederum war die Frau des damaligen Pfarrers. Auch von Beerdigungen in der Kirche ist die Rede. So wurde in der Zeit vor der Reformation der Pfarrer Erhard Pfingsttag unter dem Altar beigesetzt, sein späterer Nachfolger Kupferschmidt, 1608 der Pest erlegen, wurde hinter dem Altar bestattet. Die Grabsteine sind nicht mehr da. Von 1680 an wurde der Pfarrgarten dazugenommen. Doch auch dieses Areal reichte nur bis zur Nervenfieberepidemie 1817/18, dann wurde, während der Pfarrer selbst darniederlag, rasch ein Rasenstück hinzugekauft.

Die ersten Gedanken kreisten 1854 um einen neuen Heumadener Friedhof. Da verlangte die Kreisregierung, dass die Gemeinde einen anlegen sollte, da der bisherige zu klein und zu nah am Dorf gelegen und der Boden zu nass war. Zweimal wurde der Gemeinde aus Kostengründen ein Aufschub gewährt, am 15. März 1864 fiel der Beschluss. Der Plan, „ein gegossenes Kreuz mit einer Inschrift in goldenen Buchstaben aufzustellen und um dasselbe herum etwas Gesträuch zu pflanzen“, wurde indes nicht ausgeführt. In Betrieb genommen wurde der neue Friedhof schließlich im Frühjahr 1868, näher wird das Datum nicht benannt. Dafür erfährt man aus „Bilder aus der Vergangenheit von Heumaden“ etwas anderes: Die Kosten für die Errichtung trug allein die bürgerliche Gemeinde, daher war der Friedhof auch stets in ihrem Eigentum.

Der Friedhof litt unter Platznot

Die 0,5 Hektar bieten heute Platz für 600 Gräber. Zweimal wurde erweitert, 1957 Richtung Westen und zehn Jahre später Richtung Norden. „Aber die Zeit ist schon abzusehen, da auch diese letzte Ruhestätte geschlossen werden muss und unsere Toten auf dem großen Ostfilderfriedhof beigesetzt werden“, hieß es 1970 im Buch „Heimat Heumaden“ – aus Platznot, denn der Ort wuchs rasant. Zwischen 1954 und 1966 machte die Bevölkerungszahl einen gewaltigen Sprung von 1703 auf 5854. Bewahrheiten sollte sich diese Befürchtung dennoch nicht. 2001 wurde die heutige Feierhalle eingeweiht, die wegen ihrer Bauweise mit viel Glas, Holz und Schiefer später eine Anerkennung beim Holzbaupreis des Landes erhielt.

Bis heute finden Beerdigungen statt, wenn auch wenige. 2017 waren es 30, in den Jahren zuvor etwas mehr als 20. Zum Vergleich: 160 sind es pro Jahr im Mittel auf dem Ostfilderfriedhof. Dennoch entscheiden sich nicht wenige für ein Grab an der Bockelstraße. Maurus Baldermann erklärt: „Viele Bürger aus Heumaden besitzen hier Nutzungsrechte und möchten natürlich in ihrem Familiengrab beigesetzt werden.“