Ein Steiglifter simuliert die Höhe der Aussichtsplattform des Turms. Zu sehen war beim Ortstermin allerdings wenig außer Grau und Dunst. Foto: Götz Schultheiss

Die Höhen Heumadens bekommen eine Landmarke: den Apfelkernturm. Die Stadt Stuttgart hat dem Kommunalen Arbeitskreis Filder für die Detailplanung grünes Licht gegeben.

Heumaden - Die Aussicht vom Standort des künftigen Apfelkernturms auf den Höhen Heumadens auf die Grabkapelle und das Neckartal oder über die Filder zur Schwäbischen Alb ist herrlich. Bei einer Bürgerinformation der Lokalen Agenda über die „Dritte Achse – Landschaftsraum Filder“ hatten die Teilnehmer allerdings Pech. Mit der Plattform eines Steiglifters auf die Höhe der Aussichtsplattform des künftigen Apfelkernturms gehoben, sahen die Sillenbucher statt herrlicher Landschaft graue Regenwolken und Dunst.

Der Turm ist ein Geschenk an die Stadt

Der Apfelkernturm wird ein Aussichtspunkt, mit dem der Kommunale Arbeitskreis Filder (KAF) Sillenbuch bereichert. „Für den Bau des Turms stehen 168 000 Euro zur Verfügung. Sie kommen vom KAF und dem Verband Region Stuttgart“, sagte Rudolf Dürr vom Stadtplanungsamt Stuttgart. Auf die Stadt kämen keinerlei Kosten zu: „Sie ist quasi nur der Makler.“ Der Bau des Turms eilt. „Man kann das Geld nicht ständig parken“, sagt Rudolf Dürr. Im Jahre 2011 hatte der KAF mit einem Rahmenplan für den Landschaftsraum Filder begonnen. Der Plan soll die Erholungsqualität des Naturraums verbessern. Zu den Maßnahmen zählen Aussichtspunkte. Neben Grünzonen in west-östlicher Richtung führen sechs Grünachsen mit Wander- und Radwegen von Nord nach Süd an bestehenden Wegen entlang. Das südliche Ende der dritten Achse soll am südlichen Panoramaweg mit dem Apfelkernturm eine Landmarke erhalten.

Gebaut wir in diesem Jahr nicht mehr

2015 hatte der KAF auf Anregung der Agenda, die annahm, der Stadt gehöre dort Grund und Boden, die Finanzierung des Aussichtsturms zugesagt. „Die Annahme war aber falsch. Wir mussten Anfang 2017 erst zu ortsüblichen Ackerpreisen Grund erwerben. Mit dem Baubeginn wird es in diesem Jahr allerdings noch nichts. „Wir können erst jetzt grünes Licht für den Turm geben“, sagt Rudolf Dürr. Nun könne man ihn im Detail planen. Danach schließe sich erst die Genehmigungsplanung an.

Der Turm beeinflusst keine Biotope

„Aus historischen Gründen war Sillenbuch ursprünglich nicht bei der Planung des KAF dabei, obwohl der Stadtteil mit dem Landschaftsraum Filder zu tun hat“, sagte der Landschaftsarchitekt Johann Senner, der den Rahmenplan gestaltet. Der Flächenverbrauch für Wanderwege in den Grünachsen sei gering, „weil wir uns an historischen Wegen orientieren“. Deshalb könne man die Landwirtschaft mit ins Boot holen. Der Turm sei als Landmarke sichtbar, beeinflusse aber keine Biotope oder gewachsene Architektur. „Außerdem müssten die Landwirte keine Angst haben, dass die Leute kreuz und quer über die Felder laufen“, sagte Johann Senner. Der Turm ist laut Entwurf zwölf Meter hoch. Die Hülle ist ein spiralig gedrehtes Gitter aus Holzlatten in Form eines Apfelkerns. In sechs Meter Höhe birgt er eine Aussichtsplattform.

Die Landwirte sind skeptisch

In Heumaden sind es die Landwirte, die den Plan des KAF mit Skepsis verfolgen. Am Turm selbst stören sich die Bauern nicht. Ihnen geht es um die Rad- und Wanderwege in der sogenannten dritten Achse zum Turm und hinunter nach Heumaden. „Hier wird möglicherweise ein offizieller Radweg durch einen Privatweg geführt. Deshalb könnten Haftungsprobleme für die Landwirte entstehen“, sagt der landwirtschaftliche Obmann Klaus Wais. Bisher sei es so, dass Nutzer auf die Landwirtschaft aufpassen müssten. Wenn der Radweg komme, sei es wohl umgekehrt. Um Konflikte zu vermeiden, müsse man mit der Stadt noch über Alternativen in der Wegeführung verhandeln. „Ein quadratmeterweiser Verkauf von Weg-Anteilen steht für uns jedenfalls nicht zur Debatte“, sagte Klaus Wais.

Rudolf Dürr zeigt Verständnis für das Anliegen der Landwirte, verweist aber auf den Ablauf des Verfahrens: „Über die Wegeführung können wir noch nichts sagen. Sie erfordert Planung und eigene städtische Mittel. Diese sind im Haushalt nicht eingestellt.“ Man wisse noch nicht, ob überhaupt Planung notwendig sei. Fest stehe jedoch: „Der Turm kommt auf jeden Fall vor der Wegeverbreiterung.“