Oberhalb der Wehrtore haben sich Teppiche aus Treibgut angesammelt. Foto: Alexander Müller

Das Tauwetter der vergangenen Tage hat nicht nur den Pegelstand des Neckars ansteigen lassen. Auch jede Menge Treibgut wurde an den Wehren angeschwemmt. Die Aufräumarbeiten dauern noch einige Wochen an.

Hedelfingen - Die Niederschläge und das Tauwetter der vergangenen Tage haben sprichwörtlich ihre Spuren im Neckar hinterlassen. „Vor allem Kies und Schlamm hatten sich in der Fahrrinne abgesetzt“, sagt Walter Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Stuttgart. Die Folge: Von Sonntagabend an war der Neckar für die Schifffahrt gesperrt – auch auf Stuttgarter Gemarkung. Seit Mittwochabend, früher als zunächst angenommen, sei der Spuk für die Schifffahrt vor, sagt Braun. Der Fluss ist wieder für die Frachtschiffe freigegeben. Vorerst aber nur eingeschränkt. An manchen Stellen ist aufgrund der enormen Ansammlung an Treibgut, das die Wassermassen mit sich brachten, ein Gegenverkehr nicht möglich. Die Aufräumarbeiten werden noch mehrere Wochen andauern.

Das Tauwetter hatte am Sonntag auch die Pegelstände zwischen Plochingen und Heilbronn ansteigen lassen. In der Spitze flossen bis zu 350 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, normal sind zu dieser Jahreszeit lediglich 100 Kubikmeter pro Sekunde. Nach und nach schlossen daher die 27 Schleusen auf der Strecke ihre Pforten für den Schiffsverkehr. Eine gerade im Hinblick auf das „Dürrejahr 2018“ außergewöhnliche Situation, „aber für diese Jahreszeit keine Seltenheit und schon gar keine Katastrophe“, betont Braun. Auch über die Weihnachtsfeiertage war der Neckar bereits für wenige Tage aufgrund von massiven Regenfällen gesperrt.

Zivilisationsmüll angesammelt

Das Problem bei Hochwasser sind aber nicht nur die Wassermassen selbst, sondern vor allem das Treibgut, dass diese mitspülen. Vor den 27 Neckarwehren zwischen Plochingen und Heidelberg haben sich kleiner Holzstämme und Sträucher sowie weiterer „Zivilisationsmüll“ angesammelt. Doch noch mehr als der sichtbare Dreck, macht der Schifffahrt der Sand und Kies zu schaffen. Dieser hat sich der Fahrrinne abgelagert. „In den vergangenen beiden Tagen haben wir angepeilt, an welchen Stellen sich besonders viel angesammelt hat“, erklärt Braun. Mithilfe eines Baggers wurde somit zunächst eine sogenannte Notfahrrinne ausgehoben. Dafür werden mehrere Hundert Tonnen an Schlamm zunächst einfach zur Seite gebaggert. Doch noch nicht überall griffen bis gestern die ersten Maßnahmen. So musste gestern noch auf Höhe der Schleuse Deizisau die vorhandene Fahrrinne von lediglich zwei wieder auf 2,80 Meter erhöht werden. Circa 500 bis 800 Tonnen an Schlamm mussten alleine an dieser Stelle ausgehoben werden. Schiffe im Hafen Plochingen konnten lediglich mit halber Fracht die Stelle passieren. Und auch im weiteren Verlauf in Richtung Gundelsheim war bis gestern noch kein Gegenverkehr möglich. Die Schiffe musste warten, um nacheinander die schmale Notfahrrinne nutzen zu können.

Schlamm wird nach Wesel verschifft

Der zur Seite geschaufelte Schlamm stellt derzeit keine Sicherheitsgefahr für die Schifffahrt dar. Dennoch werden die Aufräumarbeiten noch einige Wochen in Anspruch nehmen. „Wir müssen auch ohne Hochwasser ständig Baggerarbeiten durchführen, um die Fahrrinne offen zu halten“, erklärt Braun. Der Schlamm wird dann mit Schiffen zur Ablagestelle nach Wesel an den Niederrhein gebracht. Aufgrund des wirtschaftlich schlechten Jahres für die Binnenschiffer mit dem lang anhaltenden Niedrigwasser würden diese derzeit aber lukrativere Frachten bevorzugen. Dennoch sei die Abfuhr des Treibguts wichtig, „damit wir keine Katastrophenzustände bekommen“, sagt Braun im Hinblick auf weitere mögliche Hochwasser mit jeder Menge Treibgut, denn „ansonsten ist irgendwann das Fass voll“.