Die Ladenflächen in den Eberhard-Passagen solen neu aufgeteilt werden. Klicken Sie sich durch weitere Impressionen aus der Tübinger Straße in der Stuttgarter Innenstadt Quelle: Unbekannt

Spannendste Meile der Innenstadt: In der Tübinger Straße wird gebaut und umgezogen.

Stuttgart - Die Tübinger Straße gilt als derzeit spannendste Meile in der Innenstadt. Gleich acht Bauprojekte stehen in den nächsten Jahren an. Wo jetzt noch Tristesse herrscht, soll Attraktivität einziehen - das gilt auch für die seit langem kriselnden Eberhard-Passagen.

Zwischen Paulinenbrücke und der Einmündung der Tübinger Straße in die Querspange an der Königstraße wird in den nächsten Jahren kaum etwas bleiben, wie es ist. Die Württembergische Gemeindeversicherung will erweitern, neben der Brücke klafft das Loch des Büro-Neubaus der Hochtief, gegenüber wartet der zweite Teil des Rupert-Mayer-Platzes auf Umgestaltung. Daneben soll der Einkaufstempel Quartier S entstehen. Die Straße selbst soll 2012 zu einem Bereich für gemischten Verkehr umgebaut werden, im Februar beginnt die Umgestaltung der Querspange. Und am Übergang zur Eberhardstraße werden die Gebäude der früheren Teppichgalerie neu gebaut.

Nur noch ein Zugang zu den Eberhard-Passagen

Bisher ist vom künftig erhofften Glanz nicht viel zu sehen. Wo dereinst das Quartier S stehen soll, herrscht Tristesse. Die meisten Läden sind geschlossen, der Brunnen ist leer, Unkraut wuchert. Überall wird umgebaut und umgezogen. Und auch unter der Glaskuppel der bereits seit Jahren mit Leerständen kämpfenden Eberhard-Passagen hält sich der Andrang in Grenzen.

Zumindest das soll sich schnell ändern. Für den Komplex, der der insolventen Kölner CPE AG gehört, gibt es neue Pläne. "Wir möchten gemeinsam mit den Mietern die Attraktivität mit einem neuen Konzept steigern", sagt der Stuttgarter Rechtsanwalt Martin Wagner, der sich als Zwangsverwalter um die Flächen kümmert. Geplant ist, zwei der drei Zugänge zur Passage zu schließen und die Ladenflächen neu aufzuteilen. Dafür sind allerdings Gespräche mit der Stadt notwendig, denn bisher gibt es ein öffentliches Wegerecht.

Künftig mehr Passanten in der Tübinger Straße

Im Internet werden die Ladenflächen komplett zur Vermietung angeboten. Wagner betont aber, dass bisherige Mieter bleiben könnten. Das gilt insbesondere für den Ankermieter Strauss Innovation. "Dort gibt es keine Überlegungen, den Standort zu verlassen", sagt Bernd Unterberger vom Maklerunternehmen Angermann. Man plane sogar eine Vertragsverlängerung. Für das Untergeschoss gebe es Interessenten für ein Kino, einen Supermarkt oder ein Textilgeschäft. Auch eine hochwertige Lounge wie in der Theodor-Heuss-Straße sei denkbar. Unterberger rechnet durch die Neubauprojekte künftig mit einer wesentlich höheren Passantenfrequenz in der Tübinger Straße. Vorausgreifend firmieren die Eberhard-Passagen deshalb bereits als Tübinger Carré.

Derzeit jedoch sieht es dort noch traurig aus. Daran kann auch der neue Name nichts ändern. Das Untergeschoss ist komplett verwaist. Und auch in den Läden im Außenbereich gibt es Probleme. Das traditionsreiche Musikgeschäft Einklang auf der Seite zur Christophstraße hin steht nach 15 Jahren vor dem Aus. Nachdem es seit Jahren Ärger wegen der hohen Temperaturen im Laden gegeben hatte, hat Inhaber Willi Wagner auf Ende Juni 2010 gekündigt. Das Geschäft ist allerdings immer noch geöffnet. Deshalb gibt es jetzt eine Räumungsklage.

Entlang der Tübinger Straße ist derzeit einiges möglich

"Durch die Leerstände ist das Areal unattraktiver geworden, dafür ist die Miete zu hoch", sagt Willi Wagner, der betont, er habe die Kündigung nur als Signal nutzen wollen, "fair zu verhandeln". Wirklich an einem Umzug interessiert sei er eigentlich nicht. "Bevor ich irgendwohin gehe, höre ich lieber auf", so der 65-Jährige, dessen Geschäft nach eigenen Angaben der drittgrößte Musikladen Deutschlands ist, der nicht zu einer Kette gehört. Bereits vor zehn Jahren hatte es einen Neuanfang an gleicher Stelle gegeben, nachdem die Räume ausgebrannt waren. Zum Einzug bildeten die Kunden eine Menschenkette, um CDs und Schallplatten in die Regale zu stellen.

"Wir hätten einen solchen Stammmieter gerne gehalten", sagt Rechtsanwalt Martin Wagner. Doch die zahlreichen Verhandlungen seien schwierig gewesen. Und wenn dann eine Kündigung vorliege, müsse man als Vermieter irgendwann reagieren. Doch wer weiß, ob das letzte Wort schon gesprochen ist. Entlang der Tübinger Straße ist derzeit schließlich einiges möglich.