Auf dem Spaziergang sollten Hunde im Wald an der Leine bleiben. Foto: dpa

Mischlingshündin Trixi wird beim Spaziergang angegriffen. Die Familie befürchtet, das Tier sei von einem Wolf angegriffen worden. Wildtierexperten haben dazu eine klare Einschätzung.

Stuttgart - Trixi geht es schlecht. Die elfjährige Mischlingshündin muss sich von einer schweren Attacke und einer Notoperation erholen. Beim Spaziergang in Feuerbach fiel ein anderes Tier den Hund der Familie Auracher an. „Im ersten Moment dachten wir, es sei ein Wolf“, sagt Oliver Auracher. Inzwischen sei er sich da nicht mehr so sicher, da er von Fachleuten gehört hat, wie unwahrscheinlich das sei. „Eher war es wohl ein ausgewilderter Hund“, sagt der 29-Jährige.

Der Schreck sitzt tief. Am Sonntagmorgen wollte Oliver Auracher mit Trixi eine Runde drehen. Am Sportpark startete er, den Triebweg entlang. Kurz vorm Wald sei es dann geschehen. Ein Tier kam aus dem Gebüsch, stürzte sich auf Trixi und packte zu. Sechs tiefe Bisswunden und mehrere lange und tiefe Risse habe das Tier erlitten. Oliver Aurachers Vater brachte den Familienhund in die Dachswaldklinik, wo Trixi notoperiert wurde. „Es geht ihr nicht gut, sie hat fünf Drainagen in den Wunden. An der Schulter wurde ihr Muskelgewebe völlig zerfetzt. Wenn es dumm läuft, kann es sein, dass sie nie wieder richtig laufen kann“, schildert Auracher.

Wölfe gehen nicht auf Hunde los, die ausgeführt werden

Im ersten Schreck habe er das Tier für einen Wolf gehalten: „Es war so die Größe und die Fellfarbe wie bei einem Wolf oder Husky, wobei die Kopfform nicht zu einem Husky passte. Nachdem er wusste, dass Trixi gerettet sei, habe er die Polizei und auf deren Hinweis hin den Wildtierbeauftragten der Stadt informiert. „Da erfuhr ich, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass es sich um einen Wolf handelt – eher um einen streunenden Hund“, sagt Auracher. Was bei der Familie in Feuerbach Angst und Tränen verursacht hat, ist laut der behandelnden Dachswaldklinik ein seltener Einzelfall: „Das kommt wenn überhaupt einmal im halben Jahr vor, dass ein Hund von einem anderen Tier so schwer verletzt wird“, sagt eine Mitarbeiterin.

Die Angst vorm wilden Wolf hat in Feuerbach sehr schnell die Runde gemacht. Besorgte Mütter teilten den Bericht auf Facebook, um andere Eltern vor der Gefahr zu warnen. „Ein Wolf war das sicher nicht, sondern eher ein ausgebüxter Hund“, sagt Klaus Lachenmaier, beim Landesjagdverband für Natur- und Artenschutz zuständig. Ein Hund an der Leine und in der Nähe seines Frauchens oder Herrchens sei für Wölfe „weder Beute noch Gegner“, er habe folglich keinen Grund anzugreifen. Wölfe attackieren in erster Linie, wenn sie ihr Revier verteidigen wollen. Wolfsreviere gibt es in der Region aber keine. Also käme nur ein durchziehender Wolf in Frage. „Auch da ist ein Angriff unwahrscheinlich, denn er hat ja gar kein Revier, dass er verteidigen kann“, erläutert Lachenmaier. Außerdem gelte: je höher die Verkehrsdichte, desto unwahrscheinlicher, dass ein Wolf versucht, das Gebiet zu queren – in der Region Stuttgart sei es extrem unwahrscheinlich.

Wenn ein Wolf und ein Hund sich paaren, entstehen Wolfshybriden

Neben dem Wolfsverdacht kam auch noch die Theorie auf, es könne sich um einen Wolfshybriden gehandelt haben. Das ist eine Mischung, die entsteht, wenn sich Wölfe und Hunde paaren. In Gegenden, wo sich Wölfe ansiedeln und Hunde frei leben, komme diese vor. „Aber hier haben wir noch keine“, sagt Thomas Stegmanns vom Amt für öffentliche Ordnung.

Wer im Wald oder auf dem Feld ein Tier sieht, das einem Wolf ähnelt, sollte sein Handy zücken und es fotografieren, rät Klaus Lachenmaier vom Jagdverband. Und drauf achten, sich nicht zu gefährden. Bei allen Kreisverwaltungen gebe es Beauftragte für Wildtiere, die die Fotos bekommen sollten. Sie sind im Kontakt mit der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg.