Bei Beatrix Malmquist gibt’s vegane Haarschnitte Foto: Lichtgut/Jan Potente

Ein veganer Friseur? Geht das? Klar. Alles eine Frage der Ernährung. Aber Haarschneidemeisterin Beatrix Malmquist geht weiter. Sie hat ein Auge darauf, dass auch Haarpflegeprodukte vegan sind, also keine tierischen Bestandteile enthalten. In Stuttgart-Feuerbach.

Stuttgart - Wer Beatrix Malmquists Friseursalon in der Kapfenburgstraße in Feuerbach betritt, bemerkt keinen Unterschied. Alles wirkt so, wie bei einem normalen Friseurbesuch. „Eine Tasse Kaffee?“, fragt die 35-Jährige zur Begrüßung. Dass sie zum Kaffee Sojamilch reicht, ist selbstverständlich. So etwas muss sie in ihrem Salon nicht erwähnen. Ebenso wenig wie das Material des Friseurstuhls, auf dem sie thront. Klare Sache: Kunstleder.

Aber weder die Milch noch das Leder sind Dinge, die bei einem Veganer beim Frisörbesuch Kopfzerbrechen machen können. Man muss auf ganz andere Details achten. „Problematisch sind vor allem Haarpflegeprodukte“, sagt Beatrix Malmquist. Dort sind fast überall tierische Fette enthalten. Aber auch Milch, Honig oder Bienenwachs. Und dort, wo Keratin drin ist, sind auch zermahlene Hufe und Hörner zu finden. „Selbst wenn das nicht der Fall ist, testen fast alle Hersteller ihre Produkte mit grausamen Tierversuchen“, erklärt die Friseurmeisterin.

Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, einen entsprechenden Lieferanten zu finden. Einen, der sowohl den veganen Kriterien Stand hielt, als auch den Qualitätsstandards. „Viele vegane Pflegeprodukte sind eine ziemliche Pampe“, sagt sie.

Aber sie hatte am Ende Glück. Ein Hersteller, der ausschließlich Friseure beliefert, konnte Malmquist zufrieden stellen. „Denn zu guter Letzt sollten die Produkte ja auch gut riechen.“

Tierliebe ist das Stichwort. Diese war bei ihr schon immer da. „Ich habe mal drei Häschen gefunden, die jemand ausgesetzt hatte, und sie großgezogen“, erzählt Malmquist. Da liegt es eigentlich nahe, beruflich etwas mit Tieren zu machen, Da sie aber kein Blut sehen könne, habe sie sich gegen ihren ursprünglichen Berufswunsch entschieden, Tierpflegerin zu werden. Also hat sie in Weilimdorf eine Friseurlehre gemacht.

Ganz auf eine vegane Lebensweise hat lebt die gebürtige Rumänin erst seit drei Jahren. Aber selbst sie kommt immer wieder an Grenzen. „Ich lebe zu 95 Prozent vegan“, sagt sie. Sonst müsste sie auch aufs Autofahren verzichten. Denn dabei lässt sich nicht verhindern, dass im Sommer Fliegen gegen die Windschutzscheibe klatschen.

Sie fühlt sich auch nicht als Missionarin. Und schon gar nicht als „eine Fleischesser-Hasserin“. „Bei mir sind auch Kundinnen mit Pelzkragen willkommen“, sagt sie. Viel mehr Wert legt sie auf ein bewusstes Leben und einen verantwortungsvollen Konsum, der sich nach umweltbewussten Maximen richtet: „Bei mir gibt es zum Beispiel auch kein Mikroplastik in den Produkten, das von Kläranlagen nicht gefiltert werden kann.“

Besonders ausgewählte Produkte ja, hohe Preise nein. Ein Besuch in ihrem Salon bewegt sich bei der veganen Haarschneidemeisterei in im üblichen Preissegment. Andere Meisterbetriebe in Stuttgart sind verlangen ähnlich viel Geld. Der Färbepreis für Frauen beginnt bei knapp 40 Euro, nur Trockenschnitte bietet Malmquist nicht an. „Das würde sich nicht lohnen“, sagt sie.

Apropos lohnen: Irgendwann, wenn die Nachfrage groß genug ist, sagt sie, „will ich einen jungen Menschen ausbilden“. Gerne auch einen Flüchtling. Da hat sie überhaupt keine Berührungsängste. Nur die Haltung sollte stimmen. In Beatrix Malmquists Salon sollte man tierlieb sein.