Auch Elektrogeräte reparieren die Senioren für ein kleines Entgelt. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Initiative „Senioren helfen Senioren“ zieht bis Ende Dezember aus dem Burgenlandzentrum aus und bietet künftig nur noch einen Vor-Ort-Service direkt in den Privathaushalten an. In den Räumen möchte die Stadt in Zukunft ein Stadtteil- und Familienzentrum einrichten.

Feuerbach - Es war eine Kündigung mit Ankündigung, und nun rückt der Auszugstermin unerbittlich näher. Ende Dezember muss die Initiative „Senioren helfen Senioren“ die städtischen Räume im Burgenlandzentrum an der Sankt-Pöltener-Straße 29 verlassen und die Schlüssel abgeben. „Wir richten unsere ehrenamtliche Arbeit deshalb neu aus“, sagt Hermann Lenz vom Seniorendienst.

Die Werkstätten im Burgenlandzentrum werden aufgegeben

Zunächst einmal werden die Werkstätten im Untergeschoss des Burgenlandzentrums aufgegeben: „Die großen Maschinen in der Holzwerkstatt verschrotten wir, die kleineren lagern wir ein“, berichtet der Sprecher der Initiative. Doch ganz auflösen werde sich der Service, den es nunmehr schon seit 35 Jahren in Stuttgart gibt, nicht. Das Motto „Senioren helfen Senioren“ soll weiter gelten, allerdings mit einem anderen Schwerpunkt. Die weitgehend ehrenamtlich arbeitenden Handwerker, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters die Berufsphase längst hinter sich haben, wollen nämlich auch in Zukunft aktiv sein und ihr praktisches Können anbieten – allerdings eher im Außendienst: Den Vor-Ort-Service, den es bereits gibt, wollen die Aktiven nun ausbauen. „Uns geht es auch darum, weiter präsent zu sein und die Marke ‚Seniorendienst‘ zu retten“, erklärt Lenz.

Der Bedarf an handwerklicher Hilfe sei jedenfalls da, meint auch Schriftführerin Margarete Glass. Denn Lenz und Glass bekommen von älteren Menschen immer wieder die Rückmeldung, dass es ganz schwierig sei, für die oft kleinen Arbeiten überhaupt einen Handwerker ins Haus zu bekommen. Genau diesen Bereich will sich der Seniorendienst erschließen. Denn ausgebildete Elektriker, Schreiner und Computerfachleute gehören zum Stamm des Vereins. „Aber wir suchen auch noch engagierte Mitstreiter, die im Team ihre handwerklichen Fähigkeiten einbringen“, betont Lenz. Nur so könne das Angebot ausgebaut werden.

Akteure für das geplante Stadtteilzentrum stehen in den Startlöchern

„Die Neuausrichtung des Seniorendienstes hat sich aus der Notwendigkeit entwickelt, dass die Landeshauptstadt Stuttgart die bisherigen Räume auf Ende Dezember 2017 gekündigt hat“, begründet Thomas Reusch-Frey, Leiter des Treffpunkt 50plus den Schritt in die Zukunft.

Fest steht: In den ehemaligen Räumen des Seniorendienstes möchte die Stadt in Zukunft ein Stadtteil- und Familienzentrum einrichten. Doch Pfarrer Harald Küstermann fürchtet, dass das Projekt bei den jetzigen Haushaltsberatungen unter den Tisch fällt. Das wäre aus seiner Sicht aber fatal: „Alle Akteure vor Ort stehen in den Startlöchern für Gemeinwesenarbeit und unterstützen dieses Projekt“, hat Küstermann an einige Stadträte geschrieben. Gleichzeitig teilt er in dem Schreiben mit, dass die evangelische Kirche Feuerbach und das Bhz (ehemals Behindertenzentrum Stuttgart) sich überlegen, den Hut in den Ring zu werfen: „Die evangelische Kirchengemeinde Feuerbach und das Bhz führen Gespräche über eine mögliche gemeinsame Bewerbung auf die Trägerschaft. Auch das Richard-Bürger-Heim erwägt eine Beteiligung“, so Küstermann. Eine Verschiebung der Nutzung auf spätere Jahre sei „keine konstruktive Lösung. Es droht ein Abbruch des großen ehrenamtlichen Engagements“, warnt er in dem Brief an die kommunalen Entscheidungsträger.

Auch der Seniorendienst hofft, dass er nach Einrichtung des Zentrums wieder einen Fuß in die Tür des Burgenlandzentrums bekommen kann: „Denn möglicherweise können wir dann zumindest einen der Räume wieder nutzen“, meint Lenz.