Der Stuttgarter Ableger des Künstlernetzwerkes „fundus artifex“ präsentiert am Wochenende in der Bismarckschule ihre Premieren-Show. Foto: privat

Die Stuttgarter Künstlergruppe „fundus artifex“ kommt mit einer verblüffenden Show in die Feuerbacher Bismarckschule. Das Programm besteht aus zwei- bis dreiminütigen Spots. Das Besondere daran ist, dass Künstler aus ganz verschiedenen Sparten gemeinsam auftreten.

Feuerbach - Was ist Kunst? Sich zu erheben, wenn man am Boden liegt und Stehauf-Qualitäten zu zeigen, obwohl einem das Leben übel mitgespielt hat? Oder wie es Klaus „Kadée“ Eberhardt in seiner Rolle als „Inspiratoor“ formuliert: „Euer Leben ist eine Bühne und zuweilen tretet ihr auf morsche Bretter und brecht durchs Holz. Die Kunst ist wieder aufzustehen, immer wieder aufzustehen.“

Kunst macht also mutig und frei. Soweit, so gut. Wer Kadée, dem Mann mit dem Pferdeschwanz, der Gabriele-Krone-Schmalz-Frisur mit der frechen Spitze in der Stirnmitte und dem auffällig schmal wie verzweigt geschnittenen Schnauz- und Backenbart gegenübersitzt, spürt, dass da ein inspirativer und experimenteller Geist seine Bestimmung gefunden hat. Auf dem Flyer, den er zwischen zwei Sätzen rüberreicht, steht der Aufruf: „Werden Sie zum Artspotschauer!“

Eine Premiere auf dem Schulflur

Am Freitag, 19. Oktober, und Samstag, 20. Oktober, wäre für die Feuerbacher die gute Gelegenheit dafür. Denn an beiden Abenden präsentiert das Stuttgarter „fundus-artifex-Kollektiv“ ihre Premieren-Show in den Gängen der Bismarckschule Feuerbach an der Wiener Straße 76. Soviel sei dem Publikum vorweg verraten: Verschiedenste Genres fließen in dem Programm nahtlos ineinander oder laufen parallel, es gibt Kunstaktionen, Lesungen, Lieder, Bilder und Schauspiel im Minutentakt, schnell, kreativ und abwechslungsreich. Der Zuschauer der Artspot-Show kann sich vom Furor der Künstler anstecken lassen: Nach der Vorstellung steht die Wutbox offen, der Besucher kann dort seinen Gefühlen freien Lauf lassen und mal das wilde Borstentier in sich rauslassen. Die Fotografen Armin und Oliver Witt halten den unvergesslichen Moment fest. Also, auf zum Boxen-Stopp und Artspot-Schauen in die Bismarckschule.

„Kunst lebt, wir wollen die Menschen begeistern, verblüffen und ein breites Publikum ansprechen“, sagt Brigitte Haustein alias Bri Alma. Sie führt Regie und hatte ursprünglich die Idee zu dem Programm, wie sie sagt. Verschiedenste künstlerische Beiträge fließen ineinander und werden miteinander verwoben: „So wird Kunst lebendig und ganzheitlich erfahrbar“, sagt sie.

Die Stuttgarter sind Teil eines größeren Künstlernetzwerkes

Neben Bri Alma und Kadée stehen 14 weitere Mitglieder des Stuttgarter Ablegers des Künstlernetzwerkes „fundus artifex“ bei dieser Premiere in der Bismarckschule auf, vor oder hinter der Bühne. Entsprechende Künstlergruppen gibt es übrigens auch andernorts. Der Verein mit Sitz im oberbayerischen Tutzing existiert seit Mai 2015 und vereint rund 160 Künstler in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich unter seinem organisatorischen Dach.

Das Außergewöhnliche ist der genreüberschreitende Ansatz. Theaterschaffende, Filmleute, Autoren, Maler, Bildhauer, Fotografen, Schauspieler, Performance-Künstler und Tänzer – alle Sparten sind dabei: „Aktive Musiker haben wir derzeit noch zu wenig“, betont fundus-artifex-Präsident Klaus Eberhardt. Ziel ist aber nicht nur, Kreative verschiedener Sparten zusammenzubringen und ein Netzwerk zu schaffen, sondern auch Lobbyarbeit zu betreiben. Künstler sind oft Einzelkämpfernaturen, denen es schwerfällt, sich und ihr Werk ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und zu vermarkten.

Im künstlerischen Kollektiv mischt auch eine Feuerbacherin mit

Frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ hat nun die Stuttgarter Gruppe ihr eigenes Format entwickelt: „Artspotschauer“ heißt es, die Show besteht aus zwei- bis dreiminütigen Spots, bei denen die acht Frauen und acht Männer sich und ihre Kunst präsentieren. Eine Feuerbacherin mischt in der Gruppe übrigens auch mit: Sibylle Sophie – bildende Künstlerin und Autorin: Die Moderatoren-Texte stammen von dem Schriftsteller und freien Journalisten Benjamin Schieler alias Marc Bensch und von der Schriftstellerin, Sängerin und freien Journalistin Regina Störk. Die beiden liefern sich auch einen kleinen Literatur-Wettstreit.

„Das wird kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander“, verspricht die Bildende Künstlerin Bri Alma. Bereits in ihrer Kindheit sei sie in Galerien gegangen: „Dort hingen die Bilder an weißen Wänden, und ich habe schon damals gedacht: Das gefällt mir nicht.“ Isoliert und tot wirkte diese Kunst auf sie: „Mein Eindruck war, dass die Bilder so ihrer Lebendigkeit beraubt werden“, sagt Bri Alma.

Im jetzigen Format wird eines ihrer Werke mit dem Titel „Lasst mich singen“ zunächst von einer Stelzenläuferin auf die Bühne getragen, irgendwann springt eine Frau aus dem Bilderrahmen und eine weibliche Stimme aus dem Publikum singt dazu das Lied: „Ich und mein Körper“.