Der Geschäftsführer der Stadtwerke, Olaf Kieser, sieht Potenzial für Photovoltaik in Feuerbach. Erst neun Anlagen haben die Stadtwerke im Bezirk realisiert. Foto: dpa, lg/Leif Piechowski

Olaf Kieser, Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, war im Bezirksbeirat Feuerbach zu Gast. Er warb für Photovoltaik, Ökostrom und E-Mobilität. In Feuerbach beziehen derzeit 800 Kunden ihren Strom von den Stadtwerken.

Feuerbach - Stuttgart will in Sachen Energieverbrauch die Wende schaffen. OB Fritz Kuhn (Grüne) und der Gemeinderat haben erklärt, dass Einwohner und Unternehmen in Stuttgart bis zum Jahr 2050 ihren Bedarf mit erneuerbaren Energien decken sollen. „Wir wollen die Energiewende nach Stuttgart holen“, betonte auch der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Olaf Kieser in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats, wo er die Strategie und das Zukunftskonzept des Unternehmens vorstellte. „Die Stadtwerke sind eine 100-prozentige Tochter der Stadt Stuttgart“, sagte Kieser und betonte, dass das städtische Unternehmen konsequent auf erneuerbare Energien setzt.

Stadtwerke entwickelt das Energiekonzept für das ehemalige Schoch-Areal

Der Fokus liegt dabei auf regionalen und kommunalen Projekten. So entwickeln die Stadtwerke auch Energiekonzepte für neue städtische Quartiere wie das Olga-Areal, den Neckarpark und für das ehemalige Schoch-Areal beim Bahnhof Feuerbach. Weitere „Kernfelder“ des städtischen Unternehmens, so erläuterte Kieser, seien die Planung und der Betrieb von Photovoltaikanlagen sowie die Entwicklung integrierter Mobilitätskonzepte. Bei der Windenergie gebe es derzeit keine Projekte. Das angedachte Windrad-Projekt im Feuerbacher Tauschwald wurde zuletzt wieder fallengelassen.

Einer der Kooperationspartner sind die Elektrizitätswerke Schönau, die zu 40 Prozent an der Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH beteiligt sind. Die Stadtwerke liefern in erster Linie Ökostrom und Erdgas. Stuttgart soll bis 2050 klimaneutral sein, lautet das ambitionierte Ziel der Stadt. Allerdings sind Anspruch und Wirklichkeit auch in Feuerbach noch weit entfernt: Denn gerade mal 800 Kunden in dem Stadtbezirk mit rund 30 000 Einwohnern beziehen derzeit den Ökostrom der Stadtwerke. Lediglich neun Photovoltaik-Anlagen (PV) bei Privatkunden konnten die Stadtwerke bisher im Stadtbezirk realisieren. Das Potenzial wäre weitaus größer: Laut einem Auszug aus dem Solaratlas würden sich „rund 4200 Gebäudedächer“ allein in Feuerbach „sehr gut“ und „gut“ für PV-Anlagen eignen: „Es ist noch sehr viel Dachpotenzial da“, so Kieser.

Kunden können Photovoltaik-Anlagen auch pachten

Wie gehen die Stadtwerke an neue potenzielle Kunden vor allem im gewerblichen Bereich heran, wollte Bezirksbeirat Jochen Heidenwag (Freie Wähler) wissen. Zwar gebe es eine regelmäßige Beratung an einem Stand im Marktkauf, aber zum Beispiel an den örtlichen Gewerbe- und Handelsverein (GHV) seien die Stadtwerke bisher seines Wissens nicht herangetreten, sagte Heidenwag, der dort auch Vorsitzender ist. Roland Saur (SÖS/Linke-Plus) betonte, die Aufgabe der Stadtwerke sei „ein mühsames Unterfangen“. Als einen möglichen wichtigen Ansprechpartner und Kunden für PV-Anlagen auf Gewerbedächern in Feuerbach sieht Saur insbesondere die Firma Bosch. Ob es da schon Gespräche gegeben habe, wollte er wissen. Martin Härer (SPD) betonte, er habe sich selbst schon mal ein Angebot von den Stadtwerken machen lassen: „Das hört sich nicht schlecht an“, sagte er. „Wir halten die Strompreise seit sieben Jahren stabil“, hatte Kieser bereits zuvor erläutert. Beim Thema Photovoltaik könne der Kunde eine Anlage auch nur pachten: „Wir gehen dann in Vorleistung, für den Pächter rechnet sich das ab dem ersten Tag“, erläuterte Denis Voigt von den Stadtwerken.

Die Stadtwerke sind beim Thema Photovoltaik mit mehreren Betrieben aus Feuerbach im Gespräch. Mit Bosch sei auch ein Kontakt geknüpft worden. Was beim Thema Photovoltaik-Anlagen gemeinsam mit Bosch möglich sei, werde man klären, meinte Kieser. Grundsätzlich bot er an: „Wir können in Feuerbach gerne eine Informationsveranstaltung machen.“

„Woher beziehen sie ihr Biogas“, fragte CDU-Bezirksbeirätin Ingrid Dettinger ganz konkret nach. Bei der Biogas-Produktion seien die Elektrizitätswerke Schönau beteiligt, sagte Kieser. Ein bereits bestehendes Erfolgsmodell, das weiter ausgebaut und erweitert werden soll, ist die Elektroroller-Flotte der Stadt. Dieses E-Roller-Sharing (Stella-Sharing) hat in Feuerbach derzeit 395 Nutzer, in ganz Stuttgart sind es 11 000 Kunden (siehe Artikel auf Seite Eins). Eine grundsätzliche Schwachstelle im E-Mobilitätskonzept sei das „extrem dünn ausgelegte Stromnetz“, räumte Kieser auf Nachfrage ein. „Wir müssen natürlich in die Netze investieren“, sagte er. Zudem müsse ein intelligenteres Lademanagement entwickelt werden. Und dies sei auch Aufgabe des Netzbetreibers.