Nicht nur die Tänzer von Gauthier Dance (Foto) sollen im Theaterhaus-Ergänzungsbau einen Platz finden. Auch die freie Szene soll dort unterkommen. Foto: dpa

In den rund 40 Millionen Euro teuren Theaterhaus-Anbau soll auch die Freie Szene ziehen. Die darstellenden Künstler suchen seit Jahren eine feste Spielstätte. Die Gespräche mit dem Kulturamt sind angelaufen.

Stuttgart-Feuerbach - Die freie Tanz- und Theaterszene soll im Anbau des Theaterhauses auf dem Pragsattel eine eigene Spielstätte bekommen. Nachdem die Stadtverwaltung und der Gemeinderat im November die Pläne beerdigten, die Freie Szene im neuen Kreativzentrum ImWerk8 Stuttgart an der Siemensstraße unterzubringen (wir berichteten), kam bei der Stadt die Idee auf, für die darstellenden Künstler einen Platz im geplanten Ergänzungsbau am Theaterhaus zu schaffen. Das neue Gebäude mit Tiefgarage wird insgesamt rund 40 Millionen Euro kosten und soll bis zum Jahr 2020 fertig sein.

„Wir sind in Gesprächen mit Vertretern der Freien Szene und des Theaterhauses“, sagt Kulturamtsleiterin Birgit Schneider-Bönninger. Erst am Donnerstag habe es wieder ein Treffen gegeben. „Das Gespräch war sehr konstruktiv.“ Vor allem freue sie sich darüber, dass alle Beteiligten eine Spielstätte am Theaterhaus befürworten – auch die drei wichtigsten Organe der Freien Szene; die Vereinigung der freien darstellenden Künstler für Stuttgart und die Region (kurz: Trägerverein), das Produktionszentrum Tanz und Performance sowie der Verein Freie Theater Stuttgart.

Am Donnerstag ging es um das Raumprogramm für die Spielstätte der Freien Szene. „Es sollen auf jeden Fall autarke Räume mit eigenem Eingang werden“, sagte Schneider-Bönninger. Eine Spielstätte für 150 Zuschauer, mit einer 350 Quadratmeter großen Bühne, mit Lagerräumen, Garderobe, Teeküche und sanitären Anlagen sei vorstellbar. „Auch Proberäume und ein Büro werden geprüft.“ Nun werde sich erst einmal der Architekt mit der möglichen Umsetzung des Raumprogramms beschäftigen. Danach wolle man sich wieder mit den Beteiligten treffen. Das soll noch vor der Sommerpause passieren. „Die Suche nach einer Spielstätte für die Freie Szene hat eine sehr positive Entwicklung genommen“, sagt Schneider-Bönninger.

Isabell Ohst ist die neue Geschäftsführerin im Produktionszentrum

Auch Peter Jakobeit vom sogenannten Trägerverein ist eigentlich frohen Mutes: „Aber die Größe der Räumlichkeiten wird natürlich eine entscheidende Rolle spielen. Wir sind gespannt, was möglich ist.“ Derzeit scheine die Obergrenze bei 700 Quadratmeter zu liegen. „In der Spielstätte Ost hatten wir 1280 Quadratmeter und das war nicht die Luxusvariante.“ Allerdings müsse man jetzt einmal abwarten und in einzelnen Schritten denken.

Isabell Ohst freut sich über das Angebot der Stadt, eine Spielstätte für die Freie Szene am Theaterhaus schaffen zu wollen. Die neue Geschäftsführerin des Produktionszentrums Tanz und Performance (PZ) hat zwar erst Mitte März die Nachfolge von Monika Scheel-Kassai übernommen, ist aber schon mittendrin im Spielstätten-Findungsprozess. Das ist allerdings nur eine von vielen Aufgaben, die sie in ihrem neuen Amt begleitet. Vornehmlich kümmert sie sich um das PZ selbst, das sich seit rund sieben Jahren an der Tunnelstraße in Feuerbach niedergelassen hat. Mittlerweile nutzen knapp 50 Mitglieder aus den Sparten Tanz und Tanzpädagogik, Performance, Theater und bildende Kunst das Produktionszentrum als Trainingsstätte oder wie Ohst sagt: „Als Ort des interdisziplinären Austauschs und des gemeinsamen Arbeitens.“ Ein Tanzsaal steht zur Verfügung. Zudem geben Dozenten dreimal in der Woche Kurse. „Der Bedarf ist größer, aber die finanziellen Möglichkeiten sind beschränkt“, sagt die Geschäftsführerin des PZ, die zuletzt als Kulturmanagerin bei der Kunststiftung Baden-Württemberg tätig war. „Ich habe in den vergangenen Jahren die Entwicklung der Freien Szene in gespannt verfolgt und freue mich nun meinen Teil beizutragen zu können, das Produktionszentrum weiterhin als wichtigen Ort für die Freie Szene zu erhalten und weiterzuentwickeln.“