Die Feuerbacher Imkerin Emmi Laich zeigte den Erstklässlerin der Hohewartschule, welches Gewimmel im Innern eines Bienenstockes herrscht. Foto: Georg Friedel

Schüler der Klasse 1c der Hohewartschule in Feuerbach lernen in dem Garten des Imkervereins Stuttgart die Welt der Bienen kennen. „Wir wollen uns auch ein wenig zu Bienenschützern ausbilden lassen“, sagt Klassenlehrerin Miriam Klewar.

Feuerbach - Fiona ist ein wenig unruhig und hippelig. Denn sie hat großen Respekt vor diesen nur 0,1 Gramm schweren summenden Insekten, die hier in Massen herumfliegen. Genauer gesagt: Sie fürchtet deren giftigen Stachel.

Die Klassenlehrerin Miriam Klewar und die Klasse 1c der Hohewartschule haben sich trotzdem für ihre diesjährigen Projekttage dieses Thema herausgesucht: „Die Welt der Bienen erkunden und schützen“. Und wo kann man die fleißigen Tierchen besser studieren als vor Ort, also im Bienenstock. Heute wollen sie sich dafür wichtige Tipps und Anregungen im Garten des Imkervereins Stuttgart am Wartberg holen.

Exkursion zum Imkerverein

Die Imkerin und Bienenzuchtexpertin Emmi Laich aus Feuerbach erwartet die Kinder schon und wird sie in den nächsten anderthalb Stunden mit jeder Menge Informationen über die „Welt der Bienen“ füttern. „Wir wollen uns heute auch ein wenig zu Bienenschützern ausbilden lassen“, erklärt Klassenlehrerin Klewar den Hintergrund der Exkursion zum Wartberg. Doch manche Erstklässer – wie Ammar – wissen schon eine ganze Menge über die nützlichen Insekten und deren Lebensweise. „Mein Opa war Imker“, sagt der Erstklässler und beginnt gleich zu erzählen, dass die pelzigen Gesellen keine schwarze Kleidung lieben. Damit die Biene im wahren Wortsinn keinen Stich macht, tragen die Imker gerne weiße Schutzkleidung. Später bekommen die Schüler einen Imkerhelm mit einem engmaschigen Netz vor dem Gesicht, um sich vor möglichen Attacken zu schützen.

Gewimmel hinter Plexglas

Doch zunächst einmal versammelt Laich die ganze Schulklasse vor einem Schaukasten mit Bienenwaben. Hinter Plexiglasscheiben können die Kinder aus nächster Nähe ein kleines Bienenvolk bei ihrer Arbeit beobachten. Laich lenkt die Blicke der Kinder gezielt auf einzelne Exemplare: Eine Biene macht gerade den Schwänzeltanz, um ihren Artgenossen den Weg zu pollenreichen Gebieten zu zeigen. „Schaut mal, diese Biene ist gerade zurück und hat viele Pollen gesammelt“, zeigt sie auf den dicken gelben Blütenstaub-Sack, den die kleine Honigproduzentin mit sich herumschleppt.

Arbeitsbienen können ein Drittel ihres Körpergewichts an Nektar oder Pollen durch die Luft transportieren. Doch ohne genügend Pflanzen und Blüten wird das für die Bienenvölker vor allem in betonversiegelten Städten zum Problem. Etwa 200 bis 300 Blüten schafft eine der aufs Sammeln spezialisierten Arbeitsbienen pro Flug. Aus Blütenstaub und Nektar produzieren die Bienen dann Honig, indem sie den süßen Saft mit körpereigenen Sekreten versetzen. Mit dem Blütenstaub füttern die Bienen allerdings auch ihren Nachwuchs: „Nur dadurch können sich die Larven überhaupt entwickeln“, berichtet Laich der interessierten Kinderschar.

Ohne die fliegenden Honigproduzenten gibt es kaum mehr Obst und Gemüse

Ein Mädchen aus der Klasse 1c streckt den Finger und übt am Ernährungsverhalten der Insekten Kritik. Immer dieses süße Zeug: „Die müssen sich doch auch mal gesund ernähren.“ Emmi Laich schmunzelt und gibt zur Antwort: „Der Blütenstaub ist sehr eiweiß- und nährreich. Die Bienen leben absolut gesund.“ Doch was ist eigentlich deren wichtigste Aufgabe? „Die Bestäubung“, weiß eine der Erstklässlerinnen. Duft und Farbe der Blüten locken die Bienen an. Am dichten Pelz der unermüdlichen Insekten bleibt bei jeder Landung ein wenig Pollenstaub haften. Beim nächsten Blütenbesuch der Biene wird wieder etwas abgegeben. Ein Geben und Nehmen: „Wenn die Biene allerdings nicht mehr zu den Kirsch- oder Apfelblüten kommt, dann wächst auch kein Obst mehr“, erklärt die Lehrerin den Kindern. Und die Imkerin Emmi Laich ergänzt: „80 Prozent dieser Bestäubungsarbeit übernimmt die Honigbiene.“ Den Rest erledigen Wildbienen, aber auch Hornissen, Wespen oder auch Schmetterlinge.

Ganz so bange ist Emmi Laich um den Fortbestand der Bienen nicht, „so lange es uns Imker gibt“. Doch auch in diesem Jahr haben es die fliegenden Honigproduzenten nicht leicht: „Es ist viel zu trocken, zu heiß, und es hat zu wenig Wind.“ Viele Pflanzen sind regelrecht vertrocknet und auch den Bienen selbst macht große Hitze in der eigenen Behausung zu schaffen: „Der Bienenstock muss ständig auf 36 Grad heruntergekühlt werden“, berichtet die Imkerin.

40 000 Bienen und eine Königin

Und dann zeigt sie den Kindern natürlich auch die Attraktion in ihrem dreistöckigen Bienenstock, der gut und gerne aus 40 000 Exemplaren besteht. „Hier ist die Königin“, zeigt sie das Prachtexemplar herum. Weit wegfliegen kann sie genauso wenig wie stechen. Deshalb wird die Königin auch von dem Rest des Bienenvolkes beschützt.

„Und was können wir machen, wenn wir die Bienen schützen wollen“, will wiederum die Klassenlehrerin Klewar am Ende der Führung von der Imkerin wissen: „Viele Blumen säen. Außerdem nicht immer so schnell den Rasen mähen“, zählt Laich auf. Blumensaatgut für bienenfreundliche Pflanzen will die Klasse 1c nun auch für den Schulgarten zusammenstellen. Und ein Wildbienenhotel wird auch noch gebaut. So wird die Klasse im nächsten Sommer sicher eine kleine Oase für Wildbienen schaffen.