Sport ist gesund – macht aber leider oft auch Lärm. Foto: dpa/Peter Kneffel

In direkter Nachbarschaft zu einem Sportverein könnte ein neues Quartier entstehen. Der Vorstand ist in Habachtstellung. Denn andernorts hat so etwas schon zu viel Ärger geführt...

Fasanenhof - Eines ist Winfried Krenz völlig klar: „In der heutigen Zeit, wo viele Menschen in Stuttgart eine bezahlbare Wohnung suchen, kann man nicht grundsätzlich gegen eine neue Wohnbebauung sein“, sagt der kommissarische Vorsitzende des SV Fasanenhof. Und dennoch ist in der Stellungnahme des Sportvereins zu der geplanten Bebauung der Eichwiesen zu lesen: „Wohnungsbau direkt angrenzend an den Sportverein darf hier im Logauweg nicht stattfinden.“ Krenz hat das Papier zusammen mit dem Schatzmeister Christian Heinle unterzeichnet und erklärt: „Wir brauchen einen möglichst guten Kompromiss.“ Noch sei Zeit, nach einem solchen zu suchen, denn noch sei das Verfahren ganz am Anfang.

So formulierte es auch Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt in der Februar-Sitzung des Möhringer Bezirksbeirats. Fakt ist bisher nur, dass der Investor, die DIBAG Industriebau AG, das Gelände gekauft hat und dort bis zu 250 Wohnungen, ein Pflegeheim und zwei Kitas bauen möchte. Die Bezirksbeiräte regten an, die Fasanenhofer Bürger in den Wettbewerb einzubinden, und Frucht versprach, diese Anregung mitzunehmen. Ursprünglich sollte das Thema im Mai wieder auf der Tagesordnung stehen. Ob dieser Termin angesichts der Corona-Krise zu halten ist, ist aber fraglich.

Sport findet statt, wenn die meisten Menschen zu Hause sind

Winfried Krenz möchte bei den nächsten öffentlichen Erörterungen dabei sein, um die Position des SV Fasanenhofs zu vertreten. In der Stellungnahme erklärt er, wie wichtig ein Sportverein für die Menschen ist. Dabei gehe es in erster Linie darum, sich zu bewegen und so die eigene Gesundheit nachhaltig zu verbessern. Ein Sportverein stehe darüber hinaus aber auch für Entspannung, Stressabbau, Teamfähigkeit, für Spaß und Wettkampfgeist. „Im Fasanenhof kommt für den Sportverein seit Jahrzehnten eine weitere, ganz wichtige Funktion und Aufgabe hinzu: die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund.“

Krenz weist aber auch darauf hin, dass mit dem Vereinssport Lärm, helles Flutlicht und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen einhergehen. „Das führt zur Belästigung der Menschen, die unmittelbar am Sportplatz wohnen, da viele Aktivitäten gerade dann stattfinden müssen, wenn die meisten Leute zu Hause sind und damit auch Zeit für den Sport haben, also abends und am Wochenende.“ Darum stelle das direkt an das Sportgelände angrenzende Bauvorhaben ein extrem hohes Konfliktpotenzial dar.

Große Veranstaltungen sind wichtige Einnahmequellen

Lärm entstehe zum Beispiel durch Bälle, die in die Fangzäune krachen, und durch Spieler, die sich entsprechend lautstark etwas auf dem Platz zurufen. In den Wintermonaten sei abends das helle Flutlicht bis 22 Uhr in Betrieb, das dann auch die Menschen in den angrenzenden Wohnungen stören könne. Zu den Veranstaltungen und Spielen am Wochenende kämen regelmäßig viele Besucher, was entsprechend viel Lärm verursache. Auch die Stadionsprechanlage sei dann im Einsatz. Viele Menschen würden zu den Ereignissen mit dem Auto anreisen, was ein erhöhtes Verkehrsaufkommen zur Folge habe. Und Parkplätze seien auf dem Fasanenhof ohnehin schon Mangelware, ergänzt Krenz. Doch gerade diese großen Veranstaltungen seien eine wichtige Einnahmequelle für den Verein und darum wichtig. Der Vorstand weist in seiner Stellungnahme zudem auf die Geländepflegearbeiten des Platzwarts und die Vereinsgaststätte mit Gartenterrasse hin.

„Es gibt genügend Beispiele, dass eine Planung, wie sie jetzt für den Logauweg vorliegt, zu massiven Konflikten geführt hat“, heißt es in dem Papier. Ein Beispiel sei der Sportverein Malmsheim. Dort sei der Sportplatz zuerst da gewesen, und dann seien Wohnungen bis an den Sportplatz heran gebaut worden. „Eine Flut von Ärgernissen, Beschwerden, Anzeigen, Klagen, Anfeindungen war [...] die Folge“, schreibt der SV Fasanenhof in seiner Stellungnahme und warnt: „Das darf hier nicht passieren, denn der Sportverein ist wichtig für die Menschen, und er wird nur von Ehrenamtlichen geführt. Es fragt später niemand mehr danach, ob der Sportplatz zuerst da war.“