Die Systembauten sind voll belegt. Ehrenamtliche werden noch gesucht. Foto: A. Kratz

Knapp 190 Flüchtlinge leben derzeit im Stadtteil Stuttgart-Fasanenhof. Demnächst kommen noch einmal 60 dazu.

Fasanenhof - Die Verunsicherung im Stadtteil ist groß gewesen, als die Stadtverwaltung vor einigen Jahren den Bau einer Flüchtlingsunterkunft auf dem Fasanenhof angekündigt hat. Seit einem Jahr ist der Systembau fertig und mittlerweile voll belegt. Derzeit wohnen dort 188 Menschen aus 18 verschiedenen Nationen. Es sind vor allem Familien, 75 Bewohner sind Kinder und Jugendliche. Ihr Einzug verlief nahezu geräuschlos. Allen Befürchtungen zum Trotz gab es keine größeren Probleme.

Zum Glück, denn als die Flüchtlinge einzogen, war die Hausleiterin Nadine Karim von der Caritas mit ihrem Team so gut wie allein. Es gab keinen Freundeskreis. Den, den es mal gegeben hatte, als Flüchtlinge übergangsweise in die ehemaligen Pavillons der Fasanenhofschule einzogen, hatte sich in der Zwischenzeit zerbröselt.

Der Name ist ein Alleinstellungsmerkmal

Mit Jahresbeginn gab es auf dem Fasanenhof auch einen Neubeginn in der Flüchtlingshilfe. Inzwischen haben sich etwa 15 Ehrenamtliche zusammengefunden. Im Mai haben sie den Freundeskreis Integration Fasanenhof gegründet. Peter Teschke ist der Sprecher. Er will sich nicht in den Vordergrund drängen, aber: „Es muss jemanden geben, bei dem die Fäden zusammenlaufen“, sagt er.

Für Yvonne Ebner ist der Name des Freundeskreises etwas Besonderes. Er sei ein Alleinstellungsmerkmal und mache deutlich, dass der Fokus nicht ausschließlich auf der Flüchtlingsunterkunft liege. „Es geht um den Stadtteil. Die Angebote sollen für alle offen sein“, sagt die Koordinatorin für das Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe. Der Freundeskreis habe Kontakte zu den verschiedenen Institutionen im Stadtteil, wie zum Beispiel der mobilen Jugendarbeit und dem Jugendhaus. Das Ziel sei es, Doppelstrukturen zu vermeiden. Vor Kurzem gab es in der Unterkunft zum Beispiel einen Vortrag zum Thema Verbraucherrechte. „Solche und weitere Veranstaltungen sind für alle Bewohner des Fasanenhofs eine gute Gelegenheit, die Einrichtung, und die Menschen, die hier leben, einmal kennenzulernen“, sagt Nadine Karim.

Die Ehrenamtlichen bauen eine Brücke in die Gesellschaft

Der Freundeskreis wünscht sich noch Verstärkung. „Die Ehrenamtlichen tragen dazu bei, eine Brücke in die Gesellschaft zu bauen“, sagt Ebner. Gesucht werden freiwillige Helfer, die zum Beispiel Flüchtlingskindern Nachhilfe geben oder eine Familie zum Arzt begleiten. Besonders wichtig ist Karim das Kinderzimmer. Dieses kann nur geöffnet werden, wenn jemand die Aufsicht übernimmt. Dazu braucht es aber mehr freiwillige Helfer. Auch über einen Sprachkurs würde sich Karim freuen. Denn im Herbst soll in der Unterkunft ein Programm zur Qualifizierung von Reinigungskräften beginnen. Für die Teilnehmer sei das eine echte Chance, denn wer den Kurs erfolgreich absolviere, habe gute Aussichten auf ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung. Voraussetzung dafür seien aber natürlich Sprachkenntnisse.

Demnächst werden auch in die ehemals von der Fasanenhofschule genutzten Pavillons wieder Flüchtlinge einziehen. Das Sozialamt hatte bereits für Mitte Juni etwa 60 Personen angekündigt. „Wir rechnen nun jeden Tag mit ihnen“, sagt Karim. Für sie ein Grund mehr, warum der Freundeskreis weitere Unterstützer braucht.