Am kommenden Mittwoch öffnen die Läden am Europaplatz auf dem Fasanenhof Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Stadtteil Fasanenhof mit seinen 6500 Einwohnern erfährt eine deutliche Modernisierung. Am Europaplatz werden die ersten von 269 neuen Wohnungen bezogen. Die Läden öffnen am kommenden Mittwoch.

Stuttgart - Sieben Jahre nach dem Architektenwettbewerb und einem heiß umstrittenen Siegerentwurf mit Hochhaus (das nicht gebaut wurde) findet die Neugestaltung des Europaplatzes im Stadtteil Fasanenhof ihren Abschluss. Die ersten 30 von 206 Familien- und Seniorenwohnungen werden vom 1. März an bezogen, Mitte April sollen weitere 76 Einheiten an die neuen Mieter übergeben werden. Außerdem gibt es in einem Boarding-Haus 63 Appartements. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Christian Reißing am Freitag beim Ortstermin.

Reißing ist Geschäftsführungsmitglied der GWG-Gruppe. Hinter der Gesellschaft für Wohnung- und Gewerbebau Baden-Württemberg steht die Finanzgruppe der Volks- und Raiffeisenbanken. In die Neuordnung des 21 000 Quadratmeter großen Quartiers, das zuvor einen großen Parkplauz und kleinteilige Handelsflächen beherbergte, sind rund 70 Millionen Euro investiert worden. Geld von Versicherten, das, so Reißing, rund vier Prozent Rendite bringen werde.

Die Kaltmieten bewegen sich zwischen zehn und (in den Penthäusern) 13,50 Euro pro Quadratmeter, die Nebenkosten lägen mit insgesamt 1,80 Euro pro Quadratmeter niedrig, was vor allem auf ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk zurückzuführen sei. Der erzeugte Strom fließt in die Wohnanlage und in drei Elektroautos und E-Räder, die den Mietern gegen Gebühr zur Verfügung stehen. Das Mobilitätskonzept wird vom Verband Region Stuttgart gefördert und ist auf Dauer angelegt.

Da die Wohnungen nach und nach fertig werden sind noch nicht alle Einheiten auf dem Markt. Die Vermietung sieht Reißing unproblematisch. Ihre Mietwohnungen am Seepark in Möhringen konnte die GWG zu ähnlichen Preisen in kurzer Zeit füllen, und Wohnraum ist in der Landeshauptstadt nach wie vor Mangelware, weil größere Bauflächen fehlen. Investoren und Baugesellschaften blickten vor allem auf die Flächen hinter dem Hauptbahnhof. Bis diese ab 2021 frei werden bleibe wohl nur Nachverdichtung im Bestand, so Reißing. Die GWG hat in Stuttgart 4000 Wohnungen im Bestand und siedelt ihre Geschäftsstelle mit zehn Mitarbeitern im neuen Wohnquartier an.

Autos werden im Neubauquartier auf dem Fasanenhof in die Tiefgarage (370 Plätze) verbannt. Oberirdisch ist das Quartier autofrei, ein kleiner Boulevard führt vom Europaplatz zur Stadtbahnhaltestelle. Ab August soll hier Gastronomie das Quartier beleben, zudem wird es ein Ärztehaus geben. Bereits in Betrieb sind eine Kindertagesstätte und das SOS-Kinder- und Stadtteilzentrum, und am 25. Februar öffnen der Vollsortimenter Edeka, der aus der Möhringer Ortsmitte hierher gewechselte Drogeriemarkt Müller, sowie das Bäckerhaus Veit.

„Das ist eine städtische Entwicklung, wie wir sie uns vorstellen“, sagt Roger Otto, Gebietsexpansionsleiter von Edeka. Edeka hat auf 1300 Quadratmeter 15 000 Artikel im Regal, „die Obst- und Gemüseabteilung ist so groß wie vor 15 Jahren ein ganzer Markt“, beschrieb Otto die Entwicklung. Mit dem Umzug von der Möhringer Ortsmitte auf den Fasanenhof hat der Drogeriemarkt Müller seine Fläche auf 1300 Quadratmeter verdoppelt.

Der Standort sei erstklassig, sagt Geschäftsführerin Elke Menold. Die Bäckerei Veit nutzt den neuen Standort für ein Caféhaus, das nicht nur wochentags von 6.30 bis 20 Uhr, sondern mit Cafébetrieb auch sonntags von 8 bis 18 Uhr geöffnet haben wird. Partner der GWG-Gruppe auf dem Fasanenhof ist die Württembergische Wohnwerte GmbH, eine Gesellschaft unter der Beteiligung der Hofkammer, die in drei Häusern 47 Wohnungen erstellte.