Seit November 2006 steht das sakrale Ensemble am Bonhoefferweg unter Denkmalschutz. Foto: Alexandra Kratz

Pfarrer Jürgen Spohn sieht die evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Fasanenhof für die Zukunft gut gerüstet. In der Vergangenheit ist nicht immer alles Friede, Freude Eierkuchen gewesen.

Fasanenhof - Am 19. März 1967, es war ein Palmsonntag, war der Tag gekommen. „Das neue Gemeindezentrum wird in die Hände der Gemeinde gelegt“, schreiben die damaligen Pfarrer Roos und Rein in ihrer Einladung zur Einweihung der Bonhoefferkirche. Und weiter steht dort: „Noch ist nicht alles perfekt. Der Glockenträger wartet auf das Geläut, der weite Kirchenraum auf eine Orgel, die Kapelle auf ihre endgültige Ausgestaltung.“ Doch die beiden Pfarrer erinnern auch daran, dass „im Mittelalter Generationen an einer Kirche bauten“.

Es war ein großzügiges Gemeindezentrum, konzipiert für mehr als 5000 Gemeindemitglieder. So groß war die Gemeinde einst. Heute sind es etwa 1650 Mitglieder. Denen liegt ihre Bonhoefferkirche aber nach wie vor am Herzen. Darum wollen sie das Jubiläum ihres Gotteshauses am 25. Juni feiern. „Die Vorbereitungen laufen derzeit auf Hochtouren“, sagt Pfarrer Jürgen Spohn. Er ist seit März 2005 Pfarrer im Fasanenhof. „Damals war ich 49 und dachte, dass nach dem Fasanenhof noch eine weitere Stelle folgt“, sagt Spohn. Doch mittlerweile gehe er davon aus, dass er bis zu seiner Pensionierung im Stadtteil bleiben werde. „Ich fühle mich hier gut verortet und kann mittlerweile auch ein paar Früchte meiner Arbeit ernten.“

Gemeinde will dem multikulturellen Charakter Rechnung tragen

Als Spohn vor mehr als zehn Jahren auf den Fasanenhof kam, habe die Gemeinde gerade an einem neuen Immobilienkonzept gearbeitet. Die Gemeinde war im Vergleich zu den Anfangsjahren deutlich geschrumpft und hatte gemessen an den Mitgliederzahlen zu viele Gebäude, die zu viel kosteten. Vor diesem Hintergrund „fasste der Kirchengemeinderat den tapferen Beschluss, die Kirche abzureißen“, wie Spohn es formuliert. Das war wohl das bisher Einschneidendste in seiner Zeit als Pfarrer auf dem Fasanenhof. Im Juli 2006 präsentierte der Kirchengemeinderat die Entscheidung auf einer Gemeindeversammlung und traf auf massiven Widerstand. Die Mehrheit der Anwesenden, darunter der Architekt Karl-Herbert Frowein, lehnte einen Abriss ab. Frowein bewirkte schließlich, dass das Ensemble seit November 2006 unter Denkmalschutz steht.

„Wir haben daraufhin versucht, die Räume besser auszunutzen und die Einnahmenseite zu erhöhen“, sagt Spohn. So gebe es in der Bonhoefferkirche mit der Koreanischen Missionsgemeinde und der Christ Mission Church zwei Gastgemeinden. Zudem nutzen die Mitarbeiter des Projekts „Fair“ Räume im Gemeindezentrum. Für Spohn hat das nicht nur finanzielle Vorteile. „Wir tragen so auch dem multikulturellen Charakter auf dem Fasanenhof Rechnung.“ So stehe es schließlich auch im Leitbild der evangelischen Gemeinde. Dort heißt es: „Unser Ziel ist es, zu einer einladenden Lebenskultur der Geschwisterlichkeit in unserem Stadtgebiet beizutragen.“ Dazu gehört für Spohn auch das Amt der Sozialdiakonin. Seit November 2015 kümmert sich Birgit Hospotzki um sozial benachteiligte Menschen im Stadtteil.

Enge Kooperationen erforderlich

Auf die Frage, was die Zukunft für die evangelische Gemeinde Fasanenhof bringt, antwortet Spohn: „Die Möhringer Gemeinden werden noch enger kooperieren müssen, um den geringer werdenden Mitgliederzahlen gerecht zu werden.“ Gleichzeitig möchte der Pfarrer noch mehr Angebote für junge Familien etablieren. Zudem wünscht sich Spohn eine Seniorengruppe. „Wir hören immer genau hin, was da das Richtige sein könnte.“ Nicht zuletzt müsse er als Pfarrer aber auch beim Thema Gottesdienst überlegen, welche Formen die Menschen heute und in Zukunft ansprechen. Schließlich will die Gemeinde noch viele runde Geburtstage feiern.