Diese Postkarte zeigt, wie es früher in Dürrlewang aussah – und, dass die Bewohner ihren Stolz hatten, auch wenn andere ihren Stadtteil teils Zigeunersiedlung nannten. Foto: privat

Am Samstag ist in der Ladenstraße und im Park einiges geboten. Die Menschen in Stuttgart-Dürrlewang feiern den runden Geburtstag ihrer Siedlung – zum ersten Mal, und das aus gutem Grund.

Dürrlewang - Hans Martin Wörner freut sich „saumäßig“. Zum ersten Mal würden sich die Menschen in Dürrlewang zusammentun und gemeinsam ein Fest auf die Beine stellen, sagt der Ortschronist. Der Anlass ist das 60-jährige Bestehen des Stadtteils. Als die Dürrlewanger 2007 das 50-Jahr-Jubiläum ihrer Siedlung begingen, gab es noch kein offizielles Programm, sondern lediglich den von Wörner organisierten „Abend der Erinnerung“.

Seitdem hat sich viel getan. Der entscheidendste Faktor ist wohl, dass Dürrlewang mittlerweile eine „Soziale Stadt“ ist und mit Fördermitteln vom Bund und vom Land aufgewertet werden soll. Noch stehen die Menschen in der Siedlung freilich ganz am Anfang des Sanierungsprogramms. Zusammen mit der Projektleiterin Heike Mössner vom Stadtplanungsamt und dem Stadtteilmanagement sammeln die Bürger derzeit Ideen, was alles schöner werden könnte.

Der Bürgermeister eröffnet das Fest

Und sie wollen zusammen feiern. Am Samstag, 11 Uhr, eröffnet Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, das Fest. Danach präsentieren die verschiedenen Institutionen und Vereine im Stadtteil ein buntes Bühnenprogramm. Mit dabei sind unter anderem die Schönbuchschule, das Kinderhaus Galileo, der Boxring Stuttgart und die Türkisch-Islamische Gemeinde. Zudem gibt es rund um die Ladenzeile und im Dürrlewanger Park einen Flohmarkt, verschiedene Spiel- und Kreativangebote und einiges mehr. Hans Martin Wörner bietet Führungen durch den Stadtteil an. Treffpunkt ist am Stadtteilbüro an der Osterbronnstraße 60. Dort können auch die genauen Startzeiten erfragt werden. Die Führungen enden an der Stephanuskirche. Dort ist Wörners Ausstellung zum Thema 60 Jahre Dürrlewang zu sehen.

Die Geschichte der Siedlung begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufgrund der großen Wohnungsnot kaufte die Stadt den Landwirten die Felder zwischen Möhringen und Vaihingen ab und ließ in Reih und Glied schlichte Häuser erstellen. 1957 zogen die ersten Siedler ein. Straßen gab es damals noch nicht und ebenso wenig eine Schule oder einen Lebensmittelladen. Als Zigeuner- und Maumau-Siedlung wurde der neue Stadtteil bezeichnet. Denn viele Menschen, die sich Ende der 1950er-Jahre dort niederließen, waren Flüchtlinge oder Vertriebene. Sie kamen aus dem damaligen Ostpreußen und vom Balkan. Die Stadtverwaltung brachte sie in Sozialwohnungen unter. Etwa die Hälfte der Wohnungen in Dürrlewang wurden jedoch von Siedlungsgenossenschaften erstellt. Dort lebten größtenteils Stuttgarter, deren Häuser ausgebombt worden waren. Viele der ersten Siedler wollten eigentlich nicht lang bleiben, doch die meisten wohnen noch immer dort und haben ihr Dürrlewang mittlerweile lieb gewonnen.

Das Stadtteilfest am Samstag, 1. Juli, dauert von 11 bis 20 Uhr. Gefeiert wird rund um die Ladenzeile und im Dürrlewanger Park. Bereits vor dem offiziellen Festbeginn veranstaltet die Schönbuchschule einen Sponsorenlauf. Der Erlös kommt dem Förderverein Amanaogu zugute. Dieser unterstützt die Menschen in dem gleichnamigen Dorf in Nigeria. Der Förderverein ist auch mit einem Stand beim Stadtteilfest vertreten. Dort gibt es Infos und nigerianische Leckereien. Weitere Infos stehen zur Sozialen Stadt unter www.stuttgart-duerrlewang.de und zum Förderverein unter www.amanaogu-ev.de.