Erst aussteigen lassen, dann einsteigen – das weiß eigentlich jeder. Immer wieder halten sich Fahrgäste trotzdem nicht daran. Aber es gibt noch mehr nervige Stadtbahntypen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Jeder kennt sie, keiner mag sie. Sie stehen in der Türe, sitzen immer außen oder parken ihr überdimensionales Handgepäck auf dem Nachbarsitz – Rücksichtnahme ausgeschlossen. Wir stellen die nervigsten Stadtbahntypen vor.

Stuttgart - Wer kennt es nicht? Die Stadtbahn kommt erst zu spät an, ist dann überfüllt und wenn man es in den Wagen geschafft hat, sind sie um einen herum, diese nervigen Mitfahrer. Sie stehen in der Türe und blockieren den Eingang. Sie essen laut schmatzend ihren Döner, während man selbst – gefangen in der Zwiebel-Knoblauch-Wolke – versucht, das Würgegefühl zu unterdrücken. Sie machen sich über zwei Sitzplätze breit, erzählen am Smartphone lautstark Geschichten, die man eigentlich auf keinen Fall hören wollte, oder platzieren ihre Tasche exakt so auf dem Boden, dass es ein Glückstreffer ist, wenn keiner darüber fällt.

Stadtbahnfahren kann zu einer Herausforderung werden. Wir stellen die nervigsten Stadtbahntypen vor, die jeder Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs schon einmal erlebt hat oder früher oder später das Vergnügen haben wird.

Der Salamibrot-Esser

Da kann sich am frühen Morgen schon mal der sensible Magen des einen oder anderen Fahrgasts umdrehen. Wenn der Sitznachbar sein Salamibrot oder Leberkäsebrötchen auspackt, denken sich wohl viele Passagiere: „Das kann nicht sein Ernst sein?“ Leider doch, muss man feststellen, wenn der hungrige Nachbar genüsslich und laut schmatzend sein herzhaftes Frühstück verdrückt. Allen anderen dürfte inzwischen der Appetit vergangen sein. Besser wird es im Übrigen nicht, wenn Burger, Döner und Co. im Spiel sind.

Der „Bimmler“

Es gibt sie immer wieder: Menschen, die sich offenbar konsequent weigern, ihr Smartphone auf lautlos zu stellen. Da brummt, summt, hupt und pfeift es munter aus allen Ecken der Stadtbahn. Das Telefon auf Vibration stellen? Nö, warum. Mit Sound scheint es einfach viel schöner zu sein. Es gibt nur eine Sache, die noch nerviger ist als lautes Klingeln: Tastentöne. Anderen beim Nachrichtentippen zuhören zu müssen – da kann jeder seine persönliche Frustrationstoleranz testen.

Der Außensitzer

Das Leben in der Stadtbahn wäre so viel einfach, wenn Fahrgäste, die früher einsteigen, den Sitz am Fenster besetzen würden. Doch während Fensterplätze im Flieger heiß begehrt sind, scheinen sie in der Straßenbahn gar nicht gut anzukommen. Sprich: Die Fensterplätze bleiben frei, die Gangplätze werden besetzt. Steigt jemand später dazu, muss er sich durchquetschen. Durchrutschen und es damit dem Mitfahrer leichter zu machen, ist keine Option.

Der In-der-Türe-Steher

Klar, vor allem zum Feierabend ist die Straßenbahn besonders voll. Aber: Würden die Fahrgäste nicht im Türbereich stehen bleiben, sondern auch in den Gang gehen, wäre für alle mehr Platz. Stattdessen wird es im Türbereich richtig eng, Zusteigen erinnert an Tetris, Aussteiger sollten sich schon drei Stationen vorher auf den Weg machen. Und dann gibt es noch diejenigen, die ständig in der Lichtschranke stehen. Die Türen schließen nicht, Verspätung ist vorprogrammiert.

Der Rempler

Der eine kann sich nicht festhalten, weil die Hände mit Smartphone, Tüten oder Essen schon voll sind, der andere mag sich vielleicht nicht festhalten aus Angst vor Bakterien oder einfach aus Prinzip. Was auch immer der Grund ist, viele Fahrgäste vertrauen darauf, dass die Menschen, die um sie herum stehen, ihnen den nötigen Halt geben. Bremst die Stadtbahn, tun sie dies auch. Dass die Leute das vielleicht gar nicht wollen, kommt den notorischen „Nicht-Festhaltern“ leider nicht in den Sinn.

Der Ego-Einsteiger

Erst aussteigen, dann einsteigen. Weiß jeder – theoretisch. Die Bahn fährt nicht schneller los, wenn sich die Fahrgäste über den simplen Verhaltenskodex hinwegsetzen. Warum? Weiß man leider nicht so recht.

Der Schwerhörige

Ob Elektro, Rock oder Pop – eigentlich ist es ganz egal, welche Musik der Sitznachbar hört, wenn man mithört, obwohl der Nachbar Kopfhörer trägt, läuft etwas schief. Da fragt man sich ganz automatisch: Wie viel Dezibel kann ein Gehör aushalten, ohne bleibende Schäden davontragen. Man kann versuchen, es positiv zu sehen. Fröhliches Liederraten, ist ja auch ein netter Zeitvertreib.

Die Couch-Potato

Auch sie gibt es immer wieder: Passagiere, die die Sitzbank in der Straßenbahn mit ihrem Sofa verwechseln. Sie machen sich so richtig breit, strecken Arme und Beine von sich. Bleibt der Platz neben der „Couch-Potato“ frei, muss man das Verhalten nicht gut finden, kann es aber stillschweigend hinnehmen. Spätestens wenn sich ein zweiter Fahrgast aber in die Bank setzt, sollte sich die Couch-Potato daran erinnern, dass sie in der Bahn sitzt – und Platz machen.

Der Füße-hoch-Typ

Es gibt schon einen Grund, warum Füße nichts auf Sitzen verloren haben. Die Straßen sind nass und schmutzig, der Dreck landet auf dem Sitz und der wiederum an Rücken und Hintern eines nichts ahnenden Fahrgasts. Herzlichen Glückwunsch! Der muss dann, sofern er nicht auf dem Weg nach Hause ist, den Rest des Tages mit schmutziger Kleidung rumlaufen. Auch schön: Den nassen Schirm auf den Sitz legen. Dass der Sitz nass war, merkt man erst, wenn es zu spät ist.

Die Plaudertasche

Wer kennt es nicht? Die Bahn ist fast leer, man versteht jedes Wort und dann unterhalten sich zwei Passagiere lautstark über richtig intime Themen – Fremdschäm-Alarm. Das Licht am Ende des Tunnels: Ein anderer Fahrgast, der die eigenen Gedanken teilt. Den bemerkt man schnell, wenn sich die Blicke treffen. Am Ende ist dann – trotz der verstörenden Themen – zumindest noch ein Schmunzeln drin.