Markus Pinger Foto: Celesio

Markus Pinger löst Fritz Oesterle an Celesio-Spitze ab - Eigner Haniel: Idealbesetzung.

Stuttgart - Europas größter Pharmahändler Celesio hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden gefunden. Am Donnerstag stimmte der Aufsichtsrat der Berufung des Beiersdorf-Managers Markus Pinger zu. Der 47-Jährige nimmt seine Arbeit in Stuttgart zum 15. August auf, bis dahin führt der Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr die Geschäfte. Celesio-Chef Fritz Oesterle scheidet Ende dieses Monats aus, dabei nimmt er rund neun Millionen Euro Abfindung mit.

Auf Pinger wartet keine leichte Aufgabe. Celesio hat sich auf zwei magere Jahre eingestellt und erst vor wenigen Tagen mit Verweis auf staatliche Eingriffe in wichtigen Märkten eine Gewinnwarnung ausgegeben. Zudem muss der Streit mit Großaktionär Haniel über Expansionspläne und Übernahmen gelöst werden, der zuletzt auch auf den Aktienkurs gedrückt hat. Haniel-Chef Jürgen Kluge ist zugleich Chef des Celesio-Großaktionärs Haniel, der mit 55 Prozent die Mehrheit an dem Pharmaunternehmen hält.

Der 59-jährige Oesterle lag über die Strategie von Celesio lange im Streit mit Kluge, schließlich führte die Auseinandersetzung zum Weggang des promovierten Juristen. Als Oesterle dieses Jahr seinen Abschied bekanntgab, stand er zwölf Jahre an der Spitze des Pharmagroßhändlers. Unter seiner Ägide hat Celesio zahlreiche Auslandsmärkte erschlossen und neue Geschäftsfelder aufgebaut. Kluge dankte Oesterle für seinen langjährigen Einsatz; Pinger begrüßte er als "Wunschkandidaten" und "Idealbesetzung an der Spitze: Mit seinem breiten Erfahrungshorizont und seiner Führungskompetenz ist Markus Pinger genau die Persönlichkeit, die Celesio jetzt neue Impulse gibt und voranbringt". Pinger habe in seiner Karriere gezeigt, "dass er ein Geschäft aufbauen und zu profitablem Wachstum führen kann".

Für Beiersdorf ist der Weggang des Marken-Chefs ein herber Rückschlag. Nach 16 Jahren im Hause kennt der 47-Jährige den Hamburger Kosmetikkonzern aus dem Effeff. Zuletzt hatte Pinger das lange Zeit schwache Geschäft in den USA auf Vordermann gebracht, das seitdem wieder Wachstumsraten aufweist. Vorstandschef Thomas-Bernd Quaas hatte mit dem Manager offenbar die Hoffnung verbunden, das Markengeschäft auch in Europa wieder in die Spur zu bringen. Jüngst hat sich Pinger zudem mit der Neuausrichtung der Marke Nivea einen Namen gemacht, für Kluge zählt insbesondere, dass er sich "im Handel bestens auskennt und das Geschäft mit frei erhältlichen Medizinprodukten beherrscht". Um von staatlichen Eingriffen ins Gesundheitswesen unabhängiger zu werden, will Celesio in seinen Apotheken das Geschäft mit frei verkäuflichen Produkten stärken.

Pinger ist in Leverkusen im Rheinland geboren und begann seine Karriere nach einem Betriebswirtschaftsstudium bei Unilever. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein Markenressort bei Beiersdorf übernimmt zum 1. Juli der 50-jährige Ralph Gusko, zuletzt Geschäftsführer für Nordeuropa bei Beiersdorf.