Hildegard Bihr hat live mitbekommen, wie der Baum am vergangenen Freitag quer über die Leinfelder Straße gekippt ist. Foto: Holowiecki, Archiv SDMG

An der Leinfeldener Straße in Stuttgart-Degerloch hat es am Freitag einen gewaltigen Baum umgelegt. Schnee und Wind waren schuld. Die Nachbarin Hildegard Bihr erzählt, welcher Schaden entstand und warum ihre Festgäste den Hintereingang nehmen mussten.

Degerloch - Ihren 80. Geburtstag mit einem sprichwörtlichen Knall zu begehen, das hatte sich Hildegard Bihr durchaus gewünscht. Ganz so wörtlich hätte die Seniorin aus Degerloch es dann wohl aber doch nicht gebraucht. Als sie am vergangenen Freitag einen Haufen Geburtstagsgäste im Haus hatte, setzte es gegen 13.40 Uhr plötzlich einen gewaltigen Schlag. „Wir haben gedacht, Mensch, es donnert“, sagt sie. Ein Gewitter gab’s nicht an der Leinfeldener Straße, dafür aber ein Donnerwetter.

Den knapp 20 Meter hohen Lebensbaum auf dem benachbarten Vorgarten, ein immergrünes Zypressengewächs, hatte es niedergestreckt – einmal quer über die Straße und mitten in die Heckscheibe eines Honda, der gegenüber in einer Einfahrt stand. Als wäre das nicht schon schlimm genug, riss der Baum im freien Fall auch noch eine Stromoberleitung ab, wodurch wiederum drei Stromverteiler von Hausdächern abgerissen wurden. Hildegard Bihr zeigt auf das Gebäude nebenan. Von dort hatte es Dachziegel auf einen geparkten Smart geschlagen. Alles in allem ist laut Polizei ein Schaden in Höhe von rund 20 000 Euro entstanden.

Verhängnisvolle Kettenreaktion

Die Rentnerin ist immer noch etwas schockiert, wenn sie an die verhängnisvolle Kettenreaktion vor ihrem Wohnzimmerfenster denkt. „Bei uns kam auch die Oberleitung runter“, sagte sie und zeigt hoch zum Dach. „Wenigstens hatten wir Strom, wir hatten ja 20 Leute in der Stube.“ Drinnen war es also gemütlich, draußen, als die Gäste dann irgendwann den Heimweg antreten wollten, jedoch weniger. Denn wegen der Gefahr eines Stromschlags durfte keiner auf die gesperrte Straße. Der Geburtstagsgesellschaft blieb also keine andere Wahl, als mit Rollatoren im Schnee durch den Garten und übers Nachbargrundstück zu stapfen. „Sie mussten den Rückzug über den Bäcker Blankenhorn antreten“, sagt Hildegard Bihr und muss dann doch etwas schmunzeln. Erst nachdem Mitarbeiter des zuständigen Energieunternehmens den Strom abgestellt hatten, konnte das Team der Berufsfeuerwehr den toten Lebensbaum schließlich zerstückeln und abtransportieren.

Den Nachbarn treffe keine Schuld

Hildegard Bihr betont, dass den Nachbarn, in dessen Vorgarten alles seinen Anfang nahm, keine Schuld trifft. „Der Baum war gesund“, stellt sie klar, und auch ein Polizeisprecher bestätigt, dass der grüne Riese nicht morsch gewesen war. Stattdessen war das Wetter der Auslöser des Malheurs. „Es hat geschneit wie verrückt und gewindet“, sagt sie. Sie glaubt, dass die Äste einfach viel zu schwer wurden. Den Schreck hat sie mittlerweile verwunden, und immerhin sei niemand zu Schaden gekommen. „Gott sei Dank war niemand da. Das hätte jemanden“, sagt sie und bringt den Satz zu Ende, indem sie sich leicht an die Stirn klopft.

Ein Wermutstropfen: „Wir leben in totaler Finsternis.“ Die quer über die Straße gespannte Leitung, an der auch eine Straßenlampe baumelte, ist bis dato nicht erneuert worden. Der Teil der Leinfeldener Straße direkt vor dem Haus sowie die Kreuzung zur Löwenstraße sind nachts unbeleuchtet. Für Hildegard Bihr ist das aber nicht so schlimm. „Es hätte viel mehr passieren können.“